Sollten die Abklärungen zur Fusion mit Bünzen weiterverfolgt werden? Darüber mussten die Boswilerinnen und Boswiler am Dienstagabend entscheiden. Die Antwort ist deutlich: Nein. Die zwei Gemeinden werden eigenständig bleiben. Dennoch waren nicht alle Einwohnenden mit den Argumentationen des Gemeinderats einverstanden.
Es ist aus und vorbei. Die Fusion Boswil-Bünzen wird beendet, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat. 56 Hände schossen in die Höhe, als der Gemeinderat Boswil am Dienstag an der Gemeindeversammlung den Antrag auf Beendigung der vertieften Abklärungen für den Zusammenschluss stellte. Nur 27 der anwesenden Stimmberechtigten waren dagegen.
Darüber, dass der Gemeinderat den Kredit von 115'000 Franken, den beide Gemeinden vor einem Jahr für die Abklärungen gesprochen haben, zurückziehen möchte, informierte er bereits Anfang Mai. «Wir sind der Meinung, dass alle Gemeinderäte an einem Strick ziehen müssen. Und Bünzens Herz scheint für eine eigenständige Gemeinde zu schlagen», sagte der Boswiler Ammann Michael Weber damals.
Es lohne sich nicht, weiterhin Steuergelder zu investieren, wenn bereits jetzt zu erkennen sei, dass der Zusammenschluss scheitern werde. Das betonte Weber auch am Dienstag. «Alle vier neugewählten Gemeinderatsmitglieder in Bünzen kommen aus dem Referendumskomitee, das sich gegen die Abklärung der Fusion gewehrt hat», sagte er.
Dazu kommen die jüngsten Geschehnisse, die die Fusion des Bauamtes und des Werkhofes der Gemeinden betreffen. Obwohl die Analyse eindeutig dafür gesprochen habe, habe sich Bünzen eigenmächtig für einen Alleingang entschieden.
Diesen Argumenten konnten am Dienstag nicht alle der 89 Anwesenden zustimmen. «Ich verstehe, dass es mühsam ist, mit Leuten zu arbeiten, die nicht am selben Strick ziehen», meldete sich ein Anwesender zu Wort. «Doch aus meiner Sicht hat sich die Ausgangslage für eine Fusion nicht verändert. Die Entscheidung zum Werkhof bedeutet nicht unmittelbar das Scheitern der Fusion.»
Dazu komme, dass Boswil mit dem vorzeitigen Abbruch nun dem Gemeinderat Bünzen in die Hände spiele, dessen Bevölkerung aber in den Rücken falle. «Der Gemeinderat hat dann, was er will. Die Fusion kommt nicht zu Stande. Und ab da wird es immer heissen: Die Bosmeler sind Schuld», sagte der Redner. Seine Begründung beendete er mit einem Rückweisungsantrag des Traktandums. Dieser wurde grossmehrheitlich abgelehnt.
Genauso zügig, wie das Fusions-Traktandum, wurden auch die restlichen Anträge abgehandelt. Gemeinderat Pitsch Wyrsch informierte über drei Kredite, von denen in den vergangenen Jahren nur ein kleiner Teil ausgegeben worden ist, weil die Projekte nie realisiert wurden. Eines davon ist die Radwegverbindung Knoten Südstrasse-Muristrasse.
Der genehmigte Kredit von 234'000 wurde um 196'292 Franken unterschritten. Geplant wurde das Projekt zwar, «der Radweg wurde aber nicht gebaut, weil der Kanton unterdessen die Strasse übernommen hat und dort ein neues Projekt vom Kreisel bis zum Dorfausgang plant», so Wyrsch. In diesem sei ein Rad- und Fussweg bereits eingeplant.
Auch der 2016 genehmigte Kredit von 991'000 Franken für die neue Kanalisation Grundächer wurde um 899'212 Franken unterschritten. «Das Projekt wurde abgebrochen, weil es im Rahmen des neuen Generellen Entwässerungsplanes, kurz GEP, neu überarbeitet werden muss», so Wyrsch.
Die Kanalisation Zentralstrasse/Bahnhofstrasse habe zwar gebaut werden können, doch auch da gab die Gemeinde 364'491 Franken weniger aus als geplant.
Zum Schluss der Versammlung informierte der Gemeinderat über die geplanten Entwicklungen der öffentlichen Bauten und Anlagen in Boswil. «In einer ersten Etappe soll ein Ergänzungsbau beim Schulhaus entstehen.
Im bestehenden Gebäude werden Gruppenräume eingerichtet. In einer zweiten Etappe soll der Bau einer Doppelturnhalle folgen, am Standort der alten entsteht ein Ergänzungsbau.» Genauere Infos über das Projekt erhält die Bowiler Bevölkerung in den kommenden Tagen in der nächsten Ausgabe von «Boswiler Info» in den Briefkasten.