Boswil
Liquidation lockte zahlreiche Besucher an – die historische «Gilbarco»-Zapfsäule brachte 10’000 Franken

Schätzungsweise weit über 250 Besucherinnen und Besucher haben an der Firmenliquidation der KSW Technik in Boswil am Freitag mitgeboten und gekauft. Die AZ war vor Ort dabei.

Toni Widmer
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In der Werkstatt der KSW drängelten sich die Besucher um die Gegenstände.

In der Werkstatt der KSW drängelten sich die Besucher um die Gegenstände.

Toni Widmer

«3500 Franken sind geboten, jawohl, 3700, noch besser 4000 Franken, wer sagt mehr? Sehr gut, 4200, aha 4400 und 4600 Franken – 4600 zum ersten, zum zweiten und zum und zum? Bietet niemand mehr? Gut, also 4600 Franken zum dritten Mal.» Liquidator Jakob Aeschlimann ist zufrieden und geht zum nächsten Fahrzeug und der Käufer zur Kassierin.

«Die sind ja wahnsinnig, 4600 Franken für diese Karre, Jahrgang 2012 mit 250000 Kilometern auf dem Tacho. Total überzahlt. Zumal Du nicht weisst, was für Macken es hat. Garantieleistung gibt es nicht, Du kaufst wie gesehen», wundert sich ein Beobachter.

Die Versteigerung der Firmenfahrzeuge der konkursiten KSW Technik AG in Boswil geht weiter: 11'800 Franken für einen Kleinbus mit 175000 Kilometern Laufleistung, 10'300 Franken für eine mobile Hebebühne, 19'000 Franken für einen Ford Transit-Transporter mit Blachenverdeck und Hebebühne. Auch dieses acht Jahre alte Fahrzeug mit 70000 Kilometern Laufleistung bringt deutlich mehr als das Startgebot, das der Liquidator ausgerufen hat.

In Boswil ist am Freitag eine Tankanlage-Baufirma liquidiert worden.

TeleM1

«Parkieren Sie bitte um, sonst versteigern wir Eure Autos auch»

Es geht Schlag auf Schlag und die Autos zu Superpreisen (für den Liquidator) weg wie warme Weggli. Nur kurz kommt die Liquidation ins Stocken: «Jene Besucher, die ihre Autos mitten auf der Bahnhofstrasse abgestellt haben, sollen sofort umparkieren, die Polizei hat reklamiert, der Bus komme nicht mehr durch», ruft Jakob («Köbi») Aeschlimann. Und fügt an:

«Ihr habt fünf Minuten, danach versteigern wir Eure Autos auch.»

Nach 25 Minuten sind die Firmenwagen weg. Auch zwei Anhänger und ein Stapler haben für erstaunliche Preise neue Besitzer gefunden. Jetzt geht’s ans Eingemachte – die antiken, teilweise knapp 100 Jahre alten Tanksäulen werden versteigert.

Die historischen Zapfsäulen sind sehr begehrt.
5 Bilder
Das ganze Inventar der KSW wird am Freitag veräussert.
Rund 250 Besuchende strömten nach Boswil.
Liquidator Jakob Aeschlimann am Werk.
Auch Fahrzeuge waren bei der Liquidation zu haben.

Die historischen Zapfsäulen sind sehr begehrt.

Toni Widmer

Vor den Wintergärten, die noch von der Anogal gebaut worden sind, die einst in diesem Gebäude produziert hat, drängen sich Menschentrauben. Die meisten dieser Besucherinnen und Besucher sind «Sehleute». Sie wollen nicht bieten, sondern lediglich wissen, was die alten Schmuckstücke wert sind.

Für die wenigen echten «Kaufleute» viel. Sie bieten sich gegenseitig hoch: Die historische «Gilbarco» bringt 10'000 Franken, das Startgebot lag bei 1700 Franken. Die Siam-Tanksäule von 1932 bringt 5200 Franken, das Startgebot lag zehnmal tiefer. Die Brevo-Säule sowie das fahrbare Tankwägeli bringen je 5000 Franken.

Ex-KSW-Mitarbeiter Werner Beeler mit der Gilbarco-Tanksäule.

Ex-KSW-Mitarbeiter Werner Beeler mit der Gilbarco-Tanksäule.

Marc Ribolla (1.3.2022)

«Gut so, es darf ruhig ein bisschen Geld fliessen», sagt Werner Beeler. Der 61-Jährige hat 22 Jahre in der KSW-Technik gearbeitet und mit dem Konkurs seinen Job verloren. Zurzeit hilft er Liquidator Aeschlimann beim Aufräumen, auch in die Vorbereitung der Liquidation war er involviert.

Weit über 250 Interessentinnen und Interessenten

Nach einer knappen Stunde gehen die beiden Tore vor den Werkhallen auf, die wartende Menge – schätzungsweise weit über 250 Personen – kann sich endlich auf Werkzeuge, Büroausrüstung und Büromöbel, EDV-Anlagen sowie die Kleinmaschinen stürzen. Wer sich keinen Platz in den vordersten Reihen ergattern konnte, hat das Nachsehen.

Schon nach zwei Minuten steht der erste Käufer an der Kasse: «Ich habe im Internet geschaut, was ich wollte, vor der Türe eine Stunde gewartet und jetzt ein gutes Schnäppchen gemacht», sagt der Mann und zieht mit seinen erstandenen Waren von dannen.

Andere durchforsten die grossen Hallen noch nach Brauchbarem. Es hat viel davon. 10 Minuten nach Beginn des Verkaufs von Kleinmaterial bildet sich an der Kasse eine lange Schlange. Zumindest das letzte Geschäft der KSW Technik AG hat floriert.

Das Interesse an der KSW-Liquidation war gross.

Das Interesse an der KSW-Liquidation war gross.

Toni Widmer