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Christoph Schnitter aus Muri hat ein Buch über ADHS geschrieben. Dieses soll Betroffenen Ratschläge geben. Bereits jetzt hat er schon über hundert Exemplare des rund 90-seitigen Buchs verkauft.
«Wenn einem Kind mit Vorurteilen begegnet wird, fühlt es sich nicht akzeptiert und geliebt», sagt er. Kinder, die mit einer Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) diagnostiziert wurden, hätten damit zu kämpfen, weil sie unkonzentriert, impulsiv und hyperaktiv sind. Der 50-jährige Christoph Schnitter aus Muri weiss, wovon er spricht; er hat selbst seit seiner Geburt ADHS. «Ich galt als unerzogen oder störend», erinnert er sich.
Heute ist Schnitter selbstbewusst und beherrscht. Es sei aber ein steiniger Weg gewesen. «Da ein ADHS-Kind reizüberflutet ist, kann es sein Wissen schlecht abrufen. Das führt zu schlechten Schulnoten. Ich habe es jedoch vom Schulversager zum Unternehmer geschafft», sagt er. Schnitter führt Vorträge und Einzelcoachings durch. Zielgruppen sind Eltern, Schüler und Lehrpersonen. In seinen Seminaren diskutieren diese, wie man mit ADHS leben kann.
«Um mehr Menschen zu helfen, entschloss ich mich Anfang Jahr dazu, ein Buch mit Ratschlägen und Strategien zu schreiben», erklärt Schnitter gegenüber der «Aargauer Zeitung». Im September hat er sein Buch unter dem Titel «AnD(H)erS» veröffentlicht. Über hundert Exemplare des rund 90-seitigen Buchs habe er mittlerweile bereits verkauft.
In seinem Erfahrungsbericht erzählt Schnitter autobiografisch von seiner Kindheit und dem Erwachsenwerden. «Damit will ich mehr Verständnis und somit Akzeptanz für ADHS schaffen», sagt er. «Vor 40 Jahren war das Defizit in der Gesellschaft tabuisiert. Heute weniger – doch es bleibt noch viel zu tun.»
Offenheit: Wichtig ist, dass man sein Defizit anerkennt und offen darüber spricht – dabei hilft Humor.
Tagebuch: Das Führen eines Tagebuchs hilft, Gedanken zu ordnen und sich klar zu sein, was man den Tag über vollbracht hat.
Information: Sich mittels Fachbücher zu informieren oder Seminare zu besuchen.
Schnitter berichtet davon, dass er in seinem Leben immer positiv geblieben sei. Doch nicht allen ergehe es so wie ihm. Er sagt: «Wird ein Betroffener nicht diagnostiziert und behandelt, können gefährliche Begleiterkrankungen entstehen wie eine Sucht, Zwangsstörung oder Depression. Ein ADHSler steht sich oft selbst im Weg oder fühlt sich überfordert.»
Es sei daher von grosser Bedeutung, so Schnitter, dass ein Betroffener seine Leidenschaften entdecke und einen Beruf ergreifen kann, welcher ihm entspricht. «Mein grosses Anliegen ist, die Vorteile von ADHS hervorzuheben. Zum Beispiel: Kreativität, Einfühlsamkeit, Hilfsbereitschaft, Wissbegierde oder Begeisterungsfähigkeit», sagt Schnitter. «Um ihr Potenzial auszuschöpfen, sind ADHSler auf die Unterstützung durch ihre Lehrpersonen und Eltern angewiesen. Auch wenn das manchmal schwierig ist. Die Alternative, es zu unterlassen, ist fatal.»
Mehr Informationen gibt es hier.