In Berikon sind aus einem Projekt ganz viele geworden. Eigentlich wollte der Naturschutzverein nur die Verkehrsberuhigungsinseln in der 30er-Zone bepflanzen. Jetzt haben alle elf Schulklassen dabei geholfen – und ihrem Baum sogar Zeichnungen und Briefe mitgegeben, damit er besser wächst.
Manch eine Berikerin und manch ein Beriker rümpfte wohl an diesem Montagmorgen beim Blick aus dem Fenster die Nase. Dicke graue Wolken hängen über dem Mutschellen, das Thermometer zeigt kaum 10 Grad an und immer wieder setzt der Regen ein.
Doch für die kleine Gruppe, die sich punkt 9 Uhr im Quartier Unterzelg versammelt, hätte das Wetter zum Wochenstart nicht besser sein können. «Es ist ein guter Zeitpunkt, um Bäume zu pflanzen», verkündet Rosmarie Groux, Vizeamtsfrau der Gemeinde und Präsidentin der Naturschutzkommission Berikon.
«Bäume brauchen viel Wasser, nachdem sie in die Erde gesetzt wurden. Und auch danach, damit sie wachsen und uns Sauerstoff geben können», erzählt sie. 18 Paar Kinderaugen beobachten Groux wachsam unter ihren Kapuzen hervor und hören sich an, was sie am heutigen internationalen Tag des Baumes zu erzählen hat.
Doch die Konzentration hält nicht lange an – dafür sind die Erstklässlerinnen und Erstklässler viel zu aufgeregt. Viel lieber wollen sie mit den Schaufeln hantieren und den jungen Baum, der am Boden neben dem Loch in der Erde liegt, endlich einpflanzen. Auf diesen Moment haben sie sich nämlich schon vor ihren Frühlingsferien vorbereitet.
Ziel der Naturschutzkommission Berikon ist es, dem Klimawandel, der auch in der Gemeinde zu spüren sei, entgegenzuwirken. Aus diesem Grund werden an diesem Montag und Dienstag in den Quartieren verschiedene heimische Bäume gesetzt. «Wir haben die Steine auf den Inseln in den 30er-Zonen entfernt. Seither sind andere Pflanzen darauf nur sehr kümmerlich gewachsen», erzählt Groux.
Man habe deshalb im vergangenen Jahr einige Blumenzwiebeln gesetzt, die in diesem Frühling bereits aufgeblüht sind. «Jetzt kommen noch die Bäume dazu», sagt sie. Zusammen mit der Primarschule Berikon pflanzen die Naturschutzkommission und die Gärtner Christian Rüegg und Severin Hüsser vom Naturwerk Mutschellen elf verschiedene Bäume in den Quartieren der Gemeinde.
Bernhard Oester von der Kommission ergänzt: «Uns war es ein Anliegen, dass wir die Kinder motivieren, mitzumachen. So haben sie eine Beziehung zum Baum und zum Naturschutz.» Die Primarschule Berikon habe sofort zugesagt und beteiligt sich mit allen elf Klassen an der Aktion.
Die 1. Klasse von Cornelia Badertscher war die erste, die am Montagmorgen eine Insel mit einem Baum bepflanzen durfte. Ob sie denn noch wissen, was es für eine Art von Baum sei, fragt die Lehrerin in die Runde. «Eine Traubenkirsche», sagte Valentina laut und strahlte.
Mit welchem Ritual die jeweiligen Klassen ihren Baum pflanzen, das war den Lehrpersonen und den Kindern selbst überlassen. Die Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus) bekam 18 Briefe, die die Schülerinnen und Schüler, die erst gerade lesen und schreiben gelernt haben, liebevoll gestaltet hatten, mit ins Erdreich.
Nachdem sie den Gärtnern tatkräftig geholfen hatten, den Baum mit etwas Erde zu befestigen, durften sie ihm ihre Wünsche vortragen. «Ich habe noch eine Zeichnung dazu gemalt. Hier, einen Baum mit vielen Blumen und einem Herz», sagte Dominik und zeigte stolz sein Papier. Er wünschte dem Baum viel Liebe in seinem Leben, bevor er seinen Brief zur Wurzel in die Erde legte. Seine Freundinnen und Freunde machten es ihm nach.
Ob ihre Wünsche fruchten, das werden die Kinder überprüfen, wenn sie in der 3. Klasse sind. «Wir haben alle Briefe fotografiert und werden dann gemeinsam den Baum besuchen und schauen, ob sie ihm beim Wachsen geholfen haben», erzählt Lehrerin Badertscher.