Sechs Kandidierende, drei Bisherige und drei Neue möchten in Berikon in den Gemeinderat einziehen. An einem Podiumsgespräch konnte ihnen die Bevölkerung auf den Zahn fühlen. Zahnschmerzen bekam aber keiner der Kandidierenden.
Eines ist bereits im Vorfeld der nächsten Erneuerungswahlen in den Gemeinderat vom 26. September gewiss: In Berikon sind die Parteien lebendig und aktiv.
Dies zeigt sich einerseits daran, dass von den sechs Kandidierenden nur gerade der bisherige Gemeindeammann Stefan Bossard unter dem Label «parteilos» wieder antritt. Und andererseits, dass sich die Ortsparteien der SP, GLP, Die Mitte, FDP und SVP zu einer Podiumsdiskussion zusammenraufen konnten.
An dieser musste sich Ammann Bossard am Freitagabend in der Aula der Kreisschule Mutschellen dann auch die Frage von Moderator Hans Rechsteiner stellen lassen, wie er sich denn politisch einschätze. «Die Leute wissen, wofür ich mich einsetze. Ich betreibe Sachpolitik in Richtung grünliberal mit einer sozialen Ader», beschrieb sich Bossard, der einzige Ammann-Kandidat, kurz selbst.
Bei den anderen Kandidierenden verrät das Parteienetikett die Stossrichtung. Nebst Bossard treten die Bisherigen Thomas Trüb (FDP) und Vizeamtsfrau Rosmarie Groux (SP) wieder an, ausserdem möchten Anthony Paine (SP), Patrick Stangl (Die Mitte) und Petra Oggenfuss (GLP) in die Exekutive.
Ein Thema, das die Beriker beschäftigt, sind die Gemeindefinanzen. Bossard fand, dass es in den letzten Jahren gelang, die Ausgaben im Griff zu haben, eine Steuererhöhung sei nicht nötig. Für Paine ist es wichtig, dass die Gemeinde das Tafelsilber nicht verscherbelt, sprich z. B. eigenes Land.
Eine langfristige Finanzplanung wünscht sich Oggenfuss und für Trüb steht im Vordergrund, dass sich vor allem das operative Ergebnis in die richtige, positivere Richtung entwickelt. Groux meinte hinsichtlich Steuerfuss und Finanzen: «Wir sollten nicht zu weit in die Nachbargemeinde schauen. Oberwil-Lieli ist eine ganz andere Welt.»
Einig sind sich die Kandidierenden, dass auch in der nächsten Legislatur die Zusammenarbeit mit den anderen Mutscheller Gemeinden in verschiedenen Bereichen beibehalten oder intensiviert wird.
Einen Appell richtete zwischendurch aus dem Publikum Ex-SVP-Nationalrat Lieni Füglistaller ans Podium. «Es ist bei weitem nicht alles gut im Dorf. Die Gemeinde hat Potenzial, aber kann mehr draus machen», sagte er und kritisierte zum Beispiel die Ineffizienz der Bauverwaltung. Die Kandidierenden gingen jedoch nicht weiter darauf ein.
Ein beliebtes Wort in der Diskussionsrunde hiess Nachhaltigkeit. Die Kandidaten strichen ihre Ansichten dazu hervor, was in der 4800-Seelen-Gemeinde Berikon möglich wäre oder bereits getan wird.
Stangl fände es sinnvoll, wenn die Leute einen Investitionsplan über mehrere Jahre hätten, Oggenfuss würde sich für ein gutes, lokales Angebot an Geschäften einsetzen und Groux engagiert sich stark für eine höhere Begrünung im Dorf und auf Aufklärungsarbeit. Trüb, dem die Gemeindewerke unterstehen, ist stolz, dass der Beriker Strom zu hundert Prozent aus Schweizer Wasserkraft generiert wird.