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Neue Wege wegen der Coronakrise: Die Firma Gartenmöbel Hunn in Bremgarten beratet ihreKunden jetzt mittels technologischen Hilfsmitteln.
Gartenmöbel einzukaufen hat einen persönlichen Touch. Man fühlt den Stoff, das Holz, die Form mit eigenen Händen, holt sich Inspiration und bekommt Beratung. All das fällt im Moment wegen den mindestens bis 19. April geschlossenen Geschäften weg. Ausgerechnet während der Hauptsaison. Betroffen ist davon auch die Firma Hunn Gartenmöbel in Bremgarten, die eine mehrstöckige Ausstellungsfläche von 2500 Quadratmeter hat. 70 Prozent des Jahresumsatzes wird in den Monaten März bis Juni verdient.
Hinzu kommt, dass mit den abgesagten Messen Giardina (Zürich) und BEA (Bern) zwei wichtige Grossanlässe wegen der Coronavirus-Pandemie gestrichen wurden. Geschäftsführer Sandro Di Giovanni sagt: «Das war ein schwerer, schmerzlicher Schlag. Der stationäre Handel ist bei uns immer noch sehr wichtig. Denn das Einkaufserlebnis kann man im Online-Shop nur schwer vermitteln. Die Kunden wählen ihre Möbel im Frühling aus.»
Doch Hunn, der gegen 100 Mitarbeiter beschäftigt, zeigt sich in der Not wie viele andere Gewerbetreibende kreativ. Seit dieser Woche werden Kundenberatungen via Video-Chat in der Ausstellung angeboten. Anmelden kann man sich auf der Website. «Wir können so direkt mit den Kunden interagieren und den Laden zum Kunden bringen.
Bis jetzt hatten wir jeden Tag Beratungen auf diese Weise», sagt Di Giovanni. Jeweils zu zweit wird der Kunde begleitet. Einer filmt mit dem Smartphone, der andere führt das Gespräch. «Das ist eine spezielle Herausforderung auch für uns Berater. Man sieht zwar den Kunden, ist aber trotzdem nicht direkt in Kontakt», erklärt der Geschäftsführer. Zusammen mit Verkaufsleiterin Daniela Scheurmann berät er gerade live einen Kunden, der in der Ostschweiz wohnt bezüglich eines Gartentischs mit passenden Stühlen. Dabei geht es um Fragen, wie ob der Stuhl unter den Tisch passt oder wie sich die Lehne am Rücken anfühlt. Nach dem rund zwanzigminütigen Video-Gespräch ist der Kunde zufrieden und wird sich nach kurzer Absprache mit seiner Frau wieder melden.
«Es ist wichtig, dass man beim Kunden auch in dieser ausserordentlichen Situation präsent bleibt und wahrgenommen wird. Falls sich das Videochat-Konzept bewährt, wäre es durchaus eine Option, dies in Zukunft regulär anzubieten», sagt Di Giovanni. Im Gegensatz zu anderen Branchen kann die Gartenmöbel-Industrie die verpassten Einnahmen später nicht mehr aufholen. «Das Jahr noch zu retten ist schwierig. Wir müssen jetzt schon von einem sehr schlechten Jahr sprechen», so Di Giovanni.
Viele Kosten für die Werbung wie Kataloge oder Auslagen für die abgesagten Messen sind bereits angefallen, Einnahmen gibts zurzeit nur wenig. Praktisch alle Hunn-Mitarbeiter sind auf Kurzarbeit gesetzt. Trotz allen Schwierigkeiten kann Di Giovanni auch Positives vermelden. Obwohl die Coronapandemie die ganze Welt erfasst hat, gibt’s keine Lieferschwierigkeiten. «Unser Lager ist zu 95 Prozent voll. Wir sind gut aufgestellt und können so wenigstens kurze Lieferfristen anbieten.»