An einer diskussionsreichen Gemeindeversammlung machten die Auwerinnen und Auwer ihrem Unmut über geplante Strassenprojekte Luft. Der zunehmende Verkehr belastet die Bevölkerung.
«Am wirksamsten wäre es, wenn ihr den Kreditantrag jetzt ablehnt», sagte Marlis Villiger bestimmt. Dass eine Frau Gemeindeammann die Bevölkerung zu so einem Entscheid auffordert, ist nicht alltäglich. Ist es doch im Sinne des Auwer Gremiums, dass die Ausgaben für ihre Projekte gutgeheissen werden.
Doch der Unmut der Auwerinnen und Auwer über das geplante Strassenprojekt in Rüstenschwil ist gross. Das musste Marlis Villiger an der Sommergmeind am Mittwochabend feststellen. Die Sanierung und Verbreiterung der Fahrbahn im Weiler der Gemeinde und den dazu benötigten Kredit von 346’000 Franken war Hauptdiskussionspunkt in der Mehrzweckhalle.
Mit der Ablehnung des Kreditantrages setzt die Gemeinde ein klares Zeichen und hofft, ihre Chance auf Gehör in Aarau damit zu erhöhen. Darüber, aber auch zu allen anderen acht Traktanden haben die 104 von 1380 Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern Auws während mehr als zweieinhalb Stunden debattiert.
Es kristallisierte sich heraus, dass der Verkehr die Einwohnenden beschäftigt. Besonders jene aus Rüstenschwil fürchten sich vor einer Rennstrecke. Denn sollte das Projekt des Kantons umgesetzt und die Kantonsstrasse in Richtung Mühlau saniert und verbreitert werden, müssten Fahrzeuge künftig ihr Tempo nicht mehr senken, um sich zu kreuzen. Das macht die Strecke auch für Lastwagen attraktiver.
Die Gemeinde und der Kanton sehen darin eine Sicherheitsmassnahme. «Aktuell ist die Kantonsstrasse zwischen 5 und 5,20 Meter breit. Das entspricht nicht mehr der Norm und beeinträchtigt die Verkehrssicherheit», erklärte Gemeinderat Christoph Villiger. Die Fahrbahn soll auf 5,50 Meter verbreitert werden und zum ersten Mal seit fast 40 Jahren saniert werden.
«Die Verbreiterung ist ein Rückschritt in der Sicherheit. Der Verkehr und dessen Geschwindigkeit werden zunehmen», befürchtet ein Rüstenschwiler. «Und zudem», ergänzte ein anderer Anstösser, «woher nehmt ihr das Land für die Verbreiterung? Ich bin nicht gewillt, 600 Quadratmeter Land für ein Projekt freizugeben, das mich benachteiligt.»
«Wenn ihr dem Kredit nicht zustimmt, ist der Auftrag an uns, diese Anliegen beim Kanton einzubringen, ganz klar», antwortete Marlis Villiger auf die vielen Argumente. Dementsprechend deutlich fiel die Entscheidung aus: Das Traktandum fünf wurde ohne Gegenstimmen abgelehnt.
Den Kredit von 336'000 Franken für die Belagssanierung der Allikonerstrasse sowie den Umbau der Bushaltestelle Mitteldorf sprach der Souverän mit 91 Ja-Stimmen. So soll die Haltestelle künftig behindertengerecht und dazu 70 Meter weiter in Richtung Abtwil verschoben werden. Zudem gibt es in Fahrtrichtung Sins ein Buswartehaus samt Velounterstand.
Auch im Bereich des Gewässerschutzes soll eine Massnahme realisiert werden. «Es ist vom Gewässerschutz vorgeschrieben, dass wir ein Regenklärbecken bauen müssen», erklärte Villiger. Bei starken Regenfällen – und diese würden weiter zunehmen – könne damit verhindert werden, dass die ARA Sins-Auw-Mühlau-Abtwil überschwemmt wird. Die Gmeind bewilligte den Kredit von 105'000 Franken.
Von starken Unwettern und den Schäden, die diese anrichten, kann Auw tatsächlich ein Lied singen. Der Hagel im Juni des vergangenen Jahres zerstörte die Halle des ehemaligen Auwer Recyclingcenters. Seither musste die Bevölkerung ein kleines Provisorium benützen und für grössere Entsorgungen nach Muri oder Sins fahren.
«Der Eigentümer hat die Halle unterdessen abgebrochen. Im geplanten Neubau darf die Gemeinde eine Halle für eine neue Entsorgungsstelle mieten», erklärte Gemeinderätin Katja Zimmermann. Weil die Mietkosten teurer wären als bis anhin, müsse die Kehrichtgrundgebühr erhöht und das Abfallreglement angepasst werden.
Eigentlich wäre eine Erhöhung von 20 auf neu 110 Franken pro Haushalt und Jahr nötig. «Der Gemeinderat schlägt eine Gebühr von 105 Franken vor, den Rest können wir aus unseren Reserven schöpfen», so Zimmermann. Dem Antrag wurde grossmehrheitlich zugestimmt.