Auf Inspektionstour
Der «Pumpensumpf» im Untergrund: Weshalb die Wohler Junkholz-Halle eine Sanierung nötig hat

Nach fast 50 Jahren Betrieb muss die Wohler Dreifachturnhalle Junkholz saniert werden. Am Montag kommt der Projektierungskredit vor den Einwohnerrat. Für die AZ zeigt Projektleiterin Samanda Cipolla, wo die grössten Problemstellen sind.

Marc Ribolla
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Die Projektleiterin Hochbau der Gemeinde Wohlen, Samanda Cipolla, sitzt auf dem Dach der Turnhalle Junkholz bei der Lüftung und den Sonnenkollektoren.

Die Projektleiterin Hochbau der Gemeinde Wohlen, Samanda Cipolla, sitzt auf dem Dach der Turnhalle Junkholz bei der Lüftung und den Sonnenkollektoren.

Chris Iseli

Als «technisch und stilistisch absolute Weltklasse» wurde einst der Mercedes 450 SE von der Fachpresse bezeichnet. Das ist allerdings eine Weile her. Genauer: Im Jahr 1974 wurde er zum Auto des Jahres in Europa erkoren. Kurvt ein solches Modell heute auf den Strassen rum, gelte es als Oldtimer – aber nur, wenn es gut in Schuss gehalten ist.

Nicht mehr ganz so gut in Schuss ist hingegen die Wohler Dreifachturnhalle im Schulhaus Junkholz, die ebenfalls aus dem Jahr 1974 stammt. Sie ist im wahrsten Sinn des Wortes nicht mehr ganz dicht. Doch nicht nur beim Dach hapert es. Auch an weiteren Orten drängt sich eine Sanierung auf.

Die Dreifachturnhalle Junkholz.

Die Dreifachturnhalle Junkholz.

Chris Iseli

Diese wird nun von der Gemeinde Wohlen an die Hand genommen. Auslöser dafür ist eine entsprechende Motion der Liegenschaftskommission im Einwohnerrat vor zweieinhalb Jahren. Nun bringt der Gemeinderat kommenden Montag einen Projektierungskredit in Höhe von 410'000 Franken vor den Rat.

Beton drohte, an der Fassade abzuplatzen

Die AZ hat sich im Vorfeld mit der zuständigen Projektleiterin Hochbau der Gemeinde Wohlen, Samanda Cipolla, auf einen Rundgang um, in und auf der Junkholz-Halle begeben. Sie zeigt, wo die Problemzonen liegen. Cipolla betont:

«Es funktioniert alles, aber es ist Zeit, dass man nun, nach fast 50 Jahren, etwas macht.»

Denn schon äusserlich fällt es auf. Die Fassade hat schon bessere Zeiten gesehen. Cipolla erklärt: «Im letzten Jahr mussten wir sie quasi notfallmässig mit dem Nötigsten sanieren, um das Schlimmste zu verhindern.»

Projektleiterin Hochbau, Samanda Cipolla.

Projektleiterin Hochbau, Samanda Cipolla.

Chris Iseli

Bei den Beton-Elementen der Fassade gab es Abplatzungen. «Das hätte aus Sicherheitsgründen problematisch werden können», so Cipolla. Statisch sei hingegen alles in Ordnung.

Nicht mehr in bestem Zustand sind vor allem die technischen Anlagen auf dem Dach wie die Lüftung der Frauengarderobe und die Dachplatten aus Eternit.

Die technischen Anlagen auf dem Dach und die Eternitplatten sind in die Jahre gekommen.

Die technischen Anlagen auf dem Dach und die Eternitplatten sind in die Jahre gekommen.

Chris Iseli

Immer wieder rinnt Wasser bei starken Regenfällen runter in die Turnhalle. Wo das Wasser genau reinläuft, sei schwierig zu eruieren, sagt Cipolla oben auf dem Dach stehend. Und weiter:

«Eine Schwachstelle sind aber sicher auch die alten Eternitplatten bei den Aufbauten, die die Motoren für die Hallentrennwände beinhalten.»

Aus der Mode und in die Jahre gekommen sind auch die Sonnenkollektoren auf dem Dach. Sie funktionieren zwar noch, doch die Ersatzteilbeschaffung gestaltet sich schwierig und die Technik stammt aus den 70er-Jahren.

Die Aussenansicht der Turnhalle Junkholz in Wohlen.

Die Aussenansicht der Turnhalle Junkholz in Wohlen.

Marc Ribolla (4.3.2021)

Eine Herausforderung für den Unterhalt sei das grob gekieste Flachdach, wo sich Moos ausbreitet. Dies zu bekämpfen, ist mühsam, wie der Anblick zeigt. Cipolla erklärt: «Zweimal jährlich reinigt eine externe Firma das Dach von Moos und dem Laub, das von den umliegenden Bäumen stammt.»

Das Moos auf dem Flachdach ist ein Problem.

Das Moos auf dem Flachdach ist ein Problem.

Chris Iseli

Im Technikraum im Keller scheint die Zeit stehen geblieben zu sein

Szenenwechsel. Vier Stockwerke tiefer scheint auch im Technikraum im Keller die Zeit stehen geblieben. Boiler und Heizung sind ebenfalls Jahrzehnte alt. Cipolla sagt:

«Vor allem energetisch drängt sich eine Sanierung auf. Die Turnhalle an sich ist gut unterhalten, wie eine Gebäudeanalyse im vergangenen Herbst zeigte.»
Ein Blick in den Technikraum im Keller. Auch der Boiler (links) ist schon Jahrzehnte alt.

Ein Blick in den Technikraum im Keller. Auch der Boiler (links) ist schon Jahrzehnte alt.

Chris Iseli

Mittlerweile befinden wir uns im sogenannten «Pumpensumpf». Ein schwer zugänglicher Bereich im Kellergeschoss. Weil der Grundwasserspiegel höher liegt als das Fundament, muss das eindringende Wasser regelmässig abgepumpt werden.

Samanda Cipolla im Bereich unter dem Hallenboden im Kellergeschoss.

Samanda Cipolla im Bereich unter dem Hallenboden im Kellergeschoss.

Chris Iseli

Während dies in Neubauten Sensoren überwachen und die Pumpen automatisch betrieben werden, muss Junkholz-Hauswart Ernst Zeller dies manuell kontrollieren und zu den Pumpen kriechen. Auch die Lüftung der Männergarderobe ist dort unten versteckt. «Das würde man mit der Sanierung gewiss ändern», sagt Cipolla.

Der sogenannte «Pumpensumpf», wo das Grundwasser abgepumpt wird.

Der sogenannte «Pumpensumpf», wo das Grundwasser abgepumpt wird.

Chris Iseli

Geplant ist auch eine kleine Innensanierung der Halle bei den Elektroinstallationen oder dem Schliesssystem. Wenn im politischen Prozess alles plangemäss verläuft, erfolgt die Sanierung in drei Etappen in den Sommer- und Herbstferien 2022 sowie den Frühlingsferien 2023. Mit der grosszyklischen Erneuerung, die geschätzte 4,4 Millionen Franken kostet, wäre die Junkholz-Halle wieder für die nächsten 50 Jahre Nutzungsdauer bereit.

Junkholz-Hauswart Ernst Zeller beim Fensterreinigen.

Junkholz-Hauswart Ernst Zeller beim Fensterreinigen.

Chris Iseli