150 Fahrende verschiedener Nationalitäten waren für zwei Wochen in der Reussebene in Aristau. Ihr Aufenthalt sorgte für Irritationen bei der Bevölkerung - aus verschiedenen Gründen.
Grosses Aufatmen in Aristau: Die rund 150 Fahrenden, die während der letzten zwei Wochen in der Reussebene ihr Lager aufgeschlagen hatten, ziehen heute weiter. Sowohl der Gemeinderat als auch die Polizei und verschiedene Ämter hatten sich mit dem mehr oder weniger korrekten Verhalten der ausländischen Fahrenden auseinanderzusetzen.
«Wir waren fast jeden Tag auf dem Gelände, und wir mussten unzählige Telefone mit Beschwerden entgegennehmen», bestätigt Daniel Selm, stellvertretender Chef der Regionalpolizei Muri.
Auch Gemeindeammann René Meier war selber vor Ort und sagt: «Der Gemeinderat hat die Besorgnisse der Einwohnerinnen und Einwohner ernst genommen und alle möglichen Schritte eingeleitet, damit der Aufenthalt der Fahrenden so geordnet wie möglich bewältigt werden konnte. Wir sind froh, wenn das vorbei ist.»
Konkret ging es darum, dass die Fahrenden mit verschiedenen Nationalitäten, aber vor allem aus dem französischen Raum stammend, bei ihrer Suche nach Arbeit mit ihren Hausbesuchen von den Leuten als Belästigung oder gar Bedrohung wahrgenommen wurden.
Ausserdem nahmen sie es mit der Hygiene nicht so genau. «Ein Toi-Toi-WC reicht nun einmal nicht für 150 Personen», stellt Selm trocken fest, und WC-Anlagen in den Wohnwagen seien entweder nicht vorhanden oder würden nicht benutzt.
Schliesslich führten die Fahrenden Arbeiten auf dem offenen Feld durch – beispielsweise das Abschleifen und Renovieren von Fensterläden. «Das wiederum verlangte beispielsweise nach Abklärungen, ob mit dieser Arbeit eine Verschmutzung der Umwelt einherging.»
Reklamiert haben angesichts der unerwünschten Konkurrenz auch Gewerbetreibende. Es gingen Anzeigen ein, weil Fahrende Arbeiten ohne die erforderliche Meldepflicht beim Arbeitsamt annahmen und ausführten.
«Die Fahrenden haben zwar den Boden bei ihrer Renovation von Fensterläden abgedeckt», sagt Gemeindeammann René Meier. «Aber es ist grundsätzlich problematisch, hier im Freien derartige Arbeiten auszuführen.»
Zwar befinde sich der Lagerplatz, den die Fahrenden von einem Bauern mit Vertrag gemietet hatten, nicht im Naturschutzgebiet. Aber er grenzt daran. Das Reusstaldekret verbietet zudem hier das Campieren grundsätzlich, der Landeigentümer erklärte, er habe das nicht gewusst.
«Eine zwangsweise Räumung wäre schwierig gewesen, weil sich die Fahrenden dieser sicher widersetzt hätten. Angesicht dieser schwierigen Situation wäre eine solche Wegweisung auch unverhältnismässig gewesen», erklärt Selm. So beschränkten sich sowohl Regional-, als auch Kantonspolizei darauf, mit stetigen Kontrollen allfällige Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen.
«Nicht nur wir, sondern auch der Gemeinderat inklusive die Gemeindeverwaltung, das Umweltschutzamt, das Arbeitsamt und das Migrationsamt wurden ziemlich auf Trab gehalten», fasst Selm zusammen. Involviert war auch die Stiftung Reusstal, welche unter anderem Schutzgebiete für gefährdete Pflanzen und Tiere schafft, sich für eine schonende Land- und Forstwirtschaft einsetzt und das Naturschutz-Informationszentrum Zieglerhaus in Rottenschwil führt.
Geschäftsführer Josef Fischer wollte sich nicht äussern; der Leiter Natur und Landschaft beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt, Thomas Egloff, war gestern nicht erreichbar.
Schon Ende August hatten Fahrende in Merenschwand einen Zwischenhalt eingeschaltet, ebenfalls auf dem Feld eines Bauern, der es ihnen für die Aufenthaltsdauer vermietet hatte. Auch hier waren Teile der Bevölkerung verunsichert, allerdings sind diese Fahrenden weitergezogen, ohne Grund zu Beanstandungen gegeben zu haben.
Sensibilisiert ist das obere Freiamt bezügliche Fahrende auch wegen eines vom Kanton geplanten Durchgangsplatzes in der Nähe des Kreisels in Benzenschwil, Gemeinde Merenschwand; der Grosse Rat hat diesen Platz vor zwei Jahren mit 82 Ja- zu 50 Nein-Stimmen gutgeheissen.
Dieser Durchgangsplatz wäre allerdings Schweizer Fahrenden vorbehalten. Und mit diesen, das bestätigt der stellvertretende Repol-Chef von Muri, habe man in aller Regel keine Schwierigkeiten.