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Eine Neuheit aus Villmergen startet durch: Ein technisches Hilfsmittel, um die Kunden im Laden zu zählen. Mehrere Hundert Supermarkt-Filialen wurden bereits damit ausgerüstet.
Wer in den letzten Wochen Einkaufen war, der kennt es. Beim Eingang steht häufig ein Mitarbeiter und notiert sich auf einem Zettel oder auf seinem Smartphone, wie viele Kunden sich derzeit im Laden befinden. Warum diese Aufgabe nicht der Technik überlassen, fragte sich Serafino Mollino eines Nachts im Bett. Der Leiter Innovation der Firma Richnerstutz ging mit seiner Idee am nächsten Morgen zu seinen beiden Chefs – vier Wochen später wurden bereits die ersten Migros-Filialen damit ausgerüstet.
CountMe heisst das Produkt, mit dem das Villmerger Unternehmen durchstarten will. Die Idee dahinter ist simpel: Via Lichtschranken oder einer Kamera an der Decke erfasst das System wenn Kunden den Laden betreten oder diesen wieder verlassen. Wenn die maximale erlaubte Anzahl Kunden im Laden erreicht ist, schaltet eine Ampel beim Eingang von grün auf rot und signalisiert den Eintretenden, dass sie sich noch kurz gedulden müssen. Einerseits sei das System genauer als das manuelle Zählen, «zudem können die Geschäfte das Personal für andere Aufgaben einsetzen», sagt André Richner, Co-CEO der Richnerstutz AG. Er ist stolz darauf, wie schnell der erste Prototyp marktreif war. «Normalerweise brauchen wir sechs bis neun Monate, um ein solches Projekt zu entwickeln. Bei CountMe waren es vier Wochen.» Und der Markt hat darauf gewartet, wie es scheint. Ungefähr 170 Migros-Filialen setzen bereits auf das Ampelsystem. Und in den letzten drei Tagen hat das Unternehmen zudem 150 Filialen von Lidl mit der Lichtanlage ausgerüstet. Mit weiteren Detailhändler steht die Richnerstutz AG in Verhandlungen. Nicht nur in der Schweiz, sondern in mehreren europäischen Ländern.
«Wenn wir Glück haben, kommen wir jetzt dank CountMe mit einem blauen Auge aus der Coronakrise», sagt André Richner, der seit 32 Jahren an der Spitze des Unternehmens steht, das eigentlich vor allem in der Eventbranche tätig ist und dementsprechend früh die Situation zu spüren bekam. «Für die Eventbranche ist die Coronapandemie brutal. Es ist das Schlimmste, was ich als Geschäftsführer bislang erlebt habe.» Richner ergänzt: «Weil ich nicht gewusst habe, wie wir einigermassen schadlos wieder da rauskommen.»
Das Rezept dazu hat das Unternehmen nun offenbar gefunden, ist aber noch nicht über den Berg. Zwei Drittel der 150 Mitarbeiter sind weiterhin in Kurzarbeit. «Das Ziel ist, dass wir möglichst schnell das ganze Unternehmen wieder hochfahren können», so der CEO. Nach dem Ende der Coronakrise, sprich nachdem die Ampeln wieder aus den Läden verschwunden sind, will das Unternehmen den neuen Geschäftszweig dennoch beibehalten. Kundenströme zu messen, sei auch ohne Corona ein Bedürfnis, ist André Richner überzeugt. Zum Beispiel, um zu wissen, wie viele Kunden sich zu welcher Uhrzeit im Laden befinden und dementsprechend die Ressourcen einteilen zu können.