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Das alte Wegkreuz an der Seetalstrasse ist ohne Geld gerettet worden. Es wurde wohl aus Dankbarkeit für die Genesung eines Rekruten errichtet. Im Jahr 1945 gaben ihm die Ärzte nur noch zwei Jahre zu leben. Heute ist der Mann 88 Jahre alt.
Das restaurierte Wegkreuz an der Seetalstrasse in Muri strahlte im Sonnenlicht, als es Diakon Armando Auf der Maur einweihte. Es erfreut dank Fronarbeit wieder die Menschen, die auf der neu ausgebauten Strasse verkehren. Mit dem Kreuz ist eine besondere Geschichte verbunden.
Aus Dankbarkeit
Josef Herzog, heute 88-jährig, war 1945 in der Rekrutenschule im Welschland, als er schwer an einer Lungen- und Brustfellentzündung erkrankte. Aus dem dortigen Spital wurde er ins Kantonsspital nach Aarau verlegt. Der Bescheid, den seine Eltern über seinen Gesundheitszustand erhielten, war sehr schlecht. Ihr Sohn habe vielleicht noch zwei Jahre zu leben, denn hinter der Lungenentzündung verstecke sich auch noch eine Tuberkulose.
Der junge Herzog wurde nach Leysin verlegt. Nach drei Monaten stellten die Ärzte dort allerdings fest, dass der Mann genesen war. Nach weiteren drei Monaten Aufenthalt wurde er nach Hause entlassen. «Ob mein Vater das Kreuz aufgestellt hat, um Gott zu bitten, seinen Sohn zu heilen, oder ob er es schliesslich aus Dankbarkeit errichtet hat, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen», erklärt Josef Herzog heute. Er glaubt jedoch eher, es sei aus Dankbarkeit geschehen.
Kreuz gerettet
Mit der Verbreiterung der Seetalstrasse schien das Schicksal des alten Wegkreuzes an der westlichen Dorfeinfahrt geschehen. Es drohte abzurutschen, ausserdem war sein Zustand nicht mehr gut. Beim Kanton war wenig Interesse spürbar, dieses Kreuz zu erhalten. «Da sagte ich
mir, das müsste doch ohne Bürokratie und ohne Geld möglich sein», sagt Othmar Strebel, Landwirt «im Roos».
Er stellte nicht nur das Land zur Verfügung, sondern holte mit Werner Villiger, Markus Müller und Karl Meienberger auch Leute ins Boot, die in Fronarbeit das Kreuz wieder herstellten. Die Kirchenpflege übernahm zudem die Kosten für die Schnitzereien.
«Jetzt haben wir am Resultat viel Freude», erklärt Strebel. Und zur Einsegnung luden sie auch Josef Herzog ein, der jetzt in Fahrwangen lebt. «Ich freue mich sehr, dass es wieder steht», sagte er.
Diakon Armando Auf der Maur betonte bei der Einsegnung, dass diese kurz vor Weihnachten gut passe. «Das Holz der Krippe ist das gleiche wie dasjenige des Kreuzes.» Das Wegkreuz soll die Menschen daran erinnern, dass sie von Gott auf allen Wegen begleitet werden.