Wohlen
70 Millionen Franken: Der geplante Schulraum wird immer teurer

Je länger die Planung geht, desto mehr Geld will Wohlen für den neuen Schulraum und eine neue Dreifachturnhalle ausgeben.

Toni Widmer
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53,4 Mio. Franken – auf diesen Betrag werden der Ausbau und die Sanierung des Wohler Schulzentrums Halde geschätzt. Inklusive der für die Planung einberechneten Reserve von 2 Millionen ist im Bericht und Antrag, den der Gemeinderat am 16. Januar präsentiert hat, gar von insgesamt 55,4 Mio. Franken die Rede.

Geplant wird an diesem Projekt schon seit über 10 Jahren, dabei sind im Laufe der Zeit verschiedene Varianten diskutiert worden. Diskutiert wurde über einen Neubau der Bezirksschule auf dem benachbarten Pilatus-Areal ebenso, wie über die allfällige Möglichkeit einer Auslagerung der Bezirks- oder der Primarschule auf das Bleichi-Gelände.

Auch vom Geld war schon oft die Rede. Im Juni 2014 wurde von rund 22 Mio. Franken für den Ausbau des Schulzentrums Halde gesprochen. Darin inbegriffen der Neubau einer Zweifachturnhalle in der Bleichi.

Das war zwar grob geschätzt, aber dennoch nicht aus der Luft gegriffen: Als Basis für die Berechnung eines neuen Bezirksschulhauses hatten die Zahlen vom Systembau des Kanti-Atriums gedient. Dessen ausgewiesene Kosten waren auf den aktuellen Schulraumbedarf hochgerechnet worden, die Sanierung der alten Halde-Schulbauten in der Schätzung aber nicht enthalten.

Mit den neuen Varianten stiegen auch die Kosten

Je konkreter die Planung wurde und je mehr Varianten ins Spiel gebracht wurden, umso höher wurden die Kosten. Im Herbst 2017 – das Neubauprojekt Pilatus war mittlerweile beerdigt und die Konzentration von Bezirks- und Primarschule auf die Halde beschlossen worden – hatte man auch erkannt, dass eine Zweifachturnhalle nicht genügte, sondern eine Dreifachturnhalle nötig war.

Insgesamt wurde jetzt von rund 27 Mio. Franken für die Um- und Ausbauten in der Halde sowie zusätzlichen rund 13 Mio. Franken für eine neue Dreifachturnhalle in der Bleichi gesprochen. Das wären zusammen 40 Mio. Franken gewesen. Jetzt spricht man von 53,4 Mio. Franken für den Ausbau und die Sanierung der Schulanlagen und weiteren 17,6 Mio. Franken für eine Dreifachturnhalle – macht zusammen 71 Millionen.

Es handelt sich insgesamt um fünf Einzelprojekte

Wie lässt sich diese Kostensteigerung erklären? Gemeinderat Thomas Burkard, der das Projekt erst seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren betreut, sagt: «Die früheren Zahlen für die Sanierung und den Ausbau des Schulraums – wir sprechen hier nicht von der Turnhalle – beruhten auf groben Kostenschätzungen. Im Laufe der Projektierung, die im September 2018 mit der Bewilligung des nötigen Planungskredits angestossen worden ist, haben wir bald gesehen, dass wir mit deutlich höheren Kosten rechnen müssen.»

Man rede, erklärt Burkard weiter, von total fünf Einzelprojekten: «Wir haben mit dem Wietlisbach-Schulhaus sowie der Primarschule und der Bezirksschule Halde drei Altbauten, die umfassend saniert werden müssen. Weiter sprechen wir mit der Primarschule und dem Anbau Bezirksschule von zwei Neubauten.» Die beiden Neubauten summieren sich zusammen auf rund 30 Mio. Franken.

Die Sanierungen allein werden weitere 23 Mio. Franken kosten. Dieser Betrag erscheint auf den ersten Blick sehr hoch, ist laut Burkard aber nachvollziehbar: «Vor allem auch unter dem Eindruck der laufenden Schulraumplanung ist der Unterhalt im Schulzentrum Halde über Jahre oder gar Jahrzehnte stark vernachlässigt worden. Es gibt einen immensen Sanierungsbedarf in den Bereichen Wasser-, Abwasser-, Sanitär- und Elektroinstallationen und auch die Fenster müssen ersetzt werden. Dazu sind die bestehenden Gebäude an die neuesten Vorschriften im Bereich Brandschutz und Erdbebensicherheit nachzurüsten.»

Schulraum 2008 bestellt, bestenfalls 2026 geliefert

Den Schulraum, den die Gemeinde Wohlen mit dem Ausbau des Schulzentrums Halde realisieren will, hat die Schulpflege bereits 2008 bestellt. Wenn alles rund läuft, kann er im Sommer 2026 geliefert werden. «Wollen wir das erreichen, müssen alle beteiligten Parteien ab jetzt am gleichen Strick ziehen. Das heisst, Einwohnerrat und Stimmberechtigte müssen das Projekt bewilligen und es darf in der Bauphase keine Einsprachen geben», sagt Gemeinderat Thomas Burkard.

Was, wenn im Laufe des politischen Bewilligungsprozesses erneut die Abklärung weiterer Varianten gefordert wird? Lassen sich damit allenfalls Kosten sparen? «Der Gemeinderat steht ebenso klar hinter dem vorliegenden Projekt wie Schulleitung, Lehrerschaft und Hauswarte. Würden jetzt erneut weitere Varianten ins Spiel gebracht – etwa die Auslagerung von Bezirks- oder Primarschule in die Bleichi – würde das die Realisierung des nötigen Schulraums erneut um mindestens drei Jahre verzögern. Zudem würde eine solche Variante wohl kaum billiger und weiter auch den späteren Schulbetrieb erschweren», sagt Thomas Burkard.