Muri
70 Leute bereiten das Paradies vor

Der Fasnachtsumzug der vier Fasnachtsgesellschaften wird in Muri gegen 4000 Menschen an den Strassenrand locken. Was passiert, wenn die Grenze des guten Geschmacks überschritten wird?

Eddy Schambron
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Herbert Meier, Umzugsleiter Fasnachtsumzug Muri 2015, neben dem von Pirmin Breu geschaffenen Signet am nördlichen Dorfeingang. ES

Herbert Meier, Umzugsleiter Fasnachtsumzug Muri 2015, neben dem von Pirmin Breu geschaffenen Signet am nördlichen Dorfeingang. ES

Eddy Schambron

Es gibt nichts Schöneres. Das behauptet Herbert Meier, Chef des Fasnachtsumzugs Muri am 15. Februar und Schultheiss der Fasnachtsgesellschaft Muri-Neuenburg. Er sagt das nicht einfach, um für den Anlass Werbung zu machen, sondern sozusagen aus Erfahrung: Meier ist bereits zum vierten Mal Umzugschef und wird sich buchstäblich vorkommen wie im Paradies, dem Motto der Veranstaltung. Er wird dieses Jahr gegen 55 Nummern den Start freigeben und hofft, dass sich noch ein paar «Wilde» in den Umzug mischen werden.

Besondere Freude macht dem Umzugschef, dass sich neben verschiedenen Vereinen und einzelnen Familien sowie der Kindertagesstätte Wichtelburg auch alle Kindergärten mit drei Nummern und insgesamt 370 Kindern, die Mittelstufe mit einer einzigen Nummer und 340 Kindern sowie verschiedene Klassen der Oberstufe beteiligen. Damit wird der Fasnachtsvirus an die nächste Generation weitergegeben. Absagen musste leider der frühere Pfarrer Urs Elsener. Allerdings konnte er stattdessen den speziellen Sicherheitsbeauftragten Horst Schmitt von der Stadtfeuerwehr Düsseldorf überzeugen, nach Muri zu kommen. «Das wird einfach ein geiler Tag», ist Meier überzeugt.

Spontane Teilnahme möglich

Erstmals mit Ausländischen Narren

Erstmals sind mit der Narrenzunft Schneckengraber aus Horb-Dettingen auch ausländische Gäste am Murianer Fasnachtsumzug. Kennen gelernt haben sich die Murianer und die Fasnächtler aus dem Gebiet Rottenburg am Neckar eher zufällig, als die Deutschen das Kloster Muri besuchten. Man stellte im Gespräch zahlreiche Gemeinsamkeiten fest und beschloss, die neuen Bekanntschaften etwas zu pflegen. Organisierte Narretei kann in Dettingen bis ins Jahr 1928 zurückverfolgt werden. Bis 1958 fand ein freies und wildes Narrentreiben statt. Im Jahr darauf organisierten junge Leute den Dettinger Fasnachtsumzug. Hinter der Musik wurde eine Riesenschnecke hergezogen. Zehn junge Idealisten riefen darauf eine Symbolfigur ins Leben, den Schneckengraber. 1960 erfolgte die Gründung der Narrenzunft Schneckengraber. Zum Schneckengraber gesellten sich im Laufe der Zeit die Linsenbühlhexe, der Kohlwaldköhler und der Schantle. Umzugsleiter Herbert Meier erwartet gegen 90 Gäste aus Deutschland. «Wir werden natürlich auch einen Gegenbesuch am Neckar machen.» (es)

Sollte aber doch einmal die Grenze des guten Geschmacks überschritten werden, «reden wir einfach mit den Leuten, bevor sie sich selber vor dem Publikum unmöglich machen.» Rund 70 Leute – von den Plakettenverkäufern bis zu den Feuerwehrleuten auch aus zwei Nachbarfeuerwehren für die Absicherung der Route – stehen im Einsatz, um den Anlass zum Erfolg zu führen. Neu sind die Auflösung des Umzugs in der Marktstrasse und die Möglichkeit, im Klosterhof weiterzumachen. «Wir organisieren da eine Guggenstubete», freut sich Meier jetzt schon und ist sich sicher, dass das Angebot gerne genutzt wird. Hampi Frey und die Grossräte Milly Stöckli und Herbert Strebel werden an den drei Speakerstandorten beim «Wave», am Kreisel und beim «Stern» für die notwendigen Informationen sorgen.

Jetzt sind die Fasnächtler und Wagenbauer an der Arbeit, ihre Sujets zu realisieren. Wie immer wird in Muri streng darauf geachtet, dass die Sicherheitsvorschriften für Umzugswagen – etwa das Abdecken von Rädern oder tadellose Bremsfunktionen – eingehalten werden. Schon länger fertig ist der Künstler Pirmin Breu, der das Logo geschaffen hat. Es prangt an den Dorfeingängen und natürlich auf jeder der wertigen Plaketten, die für 8 Franken an zahlreichen Orten und selbstverständlich am Umzug selber verkauft werden. «Wir sind auf den Erlös der Plaketten dringend angewiesen, damit wir unsere Finanzen im Lot halten können», unterstreicht Umzugsleiter Herbert Meier. Beim letzten Umzug 2012 wurden rund 3500 Stück verkauft.

Das Monster Muri ist der Kampf der Guggenmusik-Giganten, so sah es letztes Jahr aus:

Auch beim Finale der besten Guggenmusiken war der Klosterhof dicht besetzt.
5 Bilder
So klein und so viel Begeisterung: Er wird sicher ein Guggenmusiker.
Die Glöggli-Clique aus Amriswil heizt dem Publikum im Festsaal ein.
Das Guggen-Monster in Muri lockte jung und alt an.
Der Umzug durch die Marktstrasse fand grosse Beachtung.

Auch beim Finale der besten Guggenmusiken war der Klosterhof dicht besetzt.

Eddy Schambron