Berikon
116 Bäume werden in Berikon mit bunten Wollkleidchen zur Kunstgalerie

116 junge Bäume wurden an der Bahnhof- und an der Oberwilerstrasse mit bunten Wollkleidchen geschmückt. Die 2,5 Kilometer lange Strasse bringt so Farbe in die tristen Wintertage. Für das Projekt hat ganz Berikon gestrickt.

Sarah Künzli
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Sarah Künzli

Die Bäume werden kahl und der Nebel hängt träg und grau über der Strasse. Was kann man gegen diese tristen Wintertage tun? Wie bringt man etwas Farbe in die graue Umgebung?

Genau diese Fragen hat sich auch Sylvia Huber gestellt – und sie hat eine Lösung gefunden. So tragen die 116 Bäume an der Bahnhof- und der Oberwilerstrasse in Berikon seit dieser Woche ein Wollkleidchen. Zwölf Frauen standen in den vergangenen Tagen auf Leitern und nähten die Wollstücke zu Baummäntelchen zusammen.

Schon da hat das Projekt seine Wirkung gezeigt: «Als wir die Baumkleidchen anbrachten, stiegen Autofahrer aus und machten Fotos, es wurde beim Vorbeifahren freudig gehupt und sie hielten uns die Daumen hoch», sagt Sylvia Huber freudig.

Auch Spaziergänger hätten angehalten und ihnen zugeschaut. «Die Schüler haben auf dem Schulweg auch schon ihre Lieblingsbäume gekürt», fährt sie begeistert fort.

Ganz Berikon hat gestrickt

Damit es für alle 116 Bäume ein Mäntelchen gab, hat das ganze Dorf «glismet». Im Textilen Werken an den Schulen, an Stricknachmittagen, in den Quartiervereinen oder in der eigenen Stube. «Der soziale Aspekt spielte bei dem Projekt eine wichtige Rolle. Man lernte Leute kennen und hatte ein gemeinsames Ziel», sagt Sylvia Huber. Die einzige Vorgabe für das Stricken war die Grösse der Stücke. 45 cm x 180 cm in den verschiedensten Farben und Variationen wurden für das Projekt abgegeben, sortiert und allesamt verwendet.

Manche Bäume fallen mit ihren farbenfrohen Kreationen auf, an anderen hängen sogar Wollknäuel oder Woll-Erdbeeren. «Es ist uns gelungen etwas Farbe in die Wintertage zu sprühen», sagt Sylvia Huber stolz. «Ich bin sicher, dass viele ihren Sonntagsspaziergang nun nach Berikon verlegen werden.»

Kunstgalerie und Wohltätigkeit

So begeistert die meisten vom Projekt sind, gibt es auch manche Skeptiker, die den Sinn des Projektes hinterfragen. «Dann sage ich immer, dass es Kunst sei. Die verschieden gekleideten Bäume sind wie in einer Kunstgalerie. Je nach Licht verändert sich auch die Wirkung», so Huber.

Wie es bei Galerien üblich ist, gibt es auch für die Bäume eine Vernissage. Heute um 10.30 beginnt sie beim Berimärt mit einem gemeinsamen Spaziergang den 2,5 Kilometer langen Boulevard entlang bis zum Mattenhof. Dort offeriert der Gemeinderat zum Schluss einen kleinen Apéro.

Weil das Projekt so gut funktioniert hat, werden die Baumkleidchen nach dem Winter weiterverarbeitet. «Wenn die Wollstücke nach dem Winter noch schön sind, wollen wir daraus Decken für Hilfsbedürftige machen», erklärt sie. Auch aus der übrigen Wolle sollen noch weitere Decken gestrickt werden.