Der Reformierte Frauenverein leistet nach wie vor wertvolle Hilfe und bietet angenehme Geselligkeit.
Ziel des Reformierten Frauenvereins Muri und Umgebung ist es, 100 Mitglieder zu haben. Und 100 gestrickte Sachen wie Socken, Schals und Mützen für Bedürftige zusammenzubringen. Grund ist das 100-Jahr-Jubiläum des Vereins, der auch heute noch, mit 89 Mitgliedern, wichtige Aufgaben im gesellschaftlichen Leben wahrnimmt. «Dieser Verein ist das einzige selbstständige Organ in der Reformierten Kirchgemeinde Muri, die 16 politische Gemeinden umfasst», unterstreicht Pfarrerin Bettina Lukoschus. Gleichzeitig betont Vereinspräsidentin Margaret Bossert, dass der Verein für alle, also ungeachtet von Konfession und Geschlecht, offen ist.
Seit der Eröffnung des Café Grüezi, dem Integrations-Café für die in der Geschützten Operationsstelle (Gops) untergebrachten Flüchtlinge, ist der reformierte Frauenverein Gebäcklieferant für das Zvieri. Das passt gut zum Verein und zur Vereinsgeschichte, denn neben der Geselligkeit standen in den letzten 100 Jahren gemeinnützige Aktivitäten immer weit oben. «Früher haben wir viel für Bedürftige gestrickt», erinnert sich Elsbeth Bielser, seit 50 Jahren Vereinsmitglied, davon 37 Jahre im Vorstand. Heute prägen vermehrt auch Ausflüge und Vorträge das Vereinsleben, wie Präsidentin Margret Bossert ausführt. «Wir wollen eine Plattform für viele Interessen anbieten». Unverändert ist das Bestreben, die Gemeinschaft zu pflegen. «Bei uns sind auch Männer willkommen, zum Beispiel an unseren Exkursionen oder Weiterbildungsvorträgen.»
Man muss sich zurückversetzen: Im katholischen Freiamt bildeten die Reformierten ursprünglich eine kleine Minderheit. 1894 wurde die Reformierte Genossenschaft Muri mit 27 Unterzeichnenden geschaffen, 1914 erfolgte die Gründung eines reformierten Gemeindeblattes für die Kirchgemeinde Bremgarten und die Reformierte Genossenschaft Muri. Am 25. Oktober 1916 kam es zur Gründung des reformierten Frauenvereins. Die Ehefrau von Bezirksschullehrer Hasler wurde zur ersten Präsidentin gewählt. «Gesellschaftlich waren die Reformierten eher isoliert, denn es bestand noch keine reformierte Kirchgemeinde. Die Familien waren vorwiegend kinderreich und für jegliche Unterstützung dankbar», wird die damalige Zeit beschrieben. Der neue Verein, der von 28 Personen gegründet worden war, beschenkte die Frauen und Kinder zu Weihnachten mit kleinen Gaben. Es wurden auch Vorträge und gemeinsames Handarbeiten ermöglicht. Nachfolgeprobleme im Vorstand brachten 1921 zuerst einen vierjährigen Stillstand der Vereinsaktivitäten, dann jedoch kam es zur Wiederbelebung. Von nun an gehörte ein jährlicher Ausflug zum Kernprogramm. Bis 1933 beschafften sich die Frauen mit grossem persönlichen Einsatz das Geld und das Material, um die Weihnachtsbescherungen der Kinder aufrechterhalten zu können. Im Zweiten Weltkrieg wurde für die im Murimoos stationierten reformierten Soldaten gestrickt. 1951 konnte der Verein 20 000 Franken aus einem gut bestückten Basar an die neue Kirche leisten. 1956 wurden ungarische Flüchtlinge mit Kleidern unterstützt. Heute engagiert sich der Verein unter anderem für die Flüchtlinge in der GOPS.
Wie breit gefächert heute die Aktivitäten des Vereins sind, zeigt ein Blick in den Jahresbericht 2015: Da gab es beispielsweise den Besuch des Klostermuseums Muri oder des thai-buddhistischen Tempels in Gretzenbach, die Altstadtführung in Aarau oder den Vortrag darüber, was das Care Team Aargau leistet. Spannend war auch der Besuch der Umweltarena in Spreitenbach. Daneben kam die Geselligkeit mit Grill- und Spielabend oder Adventsfeier nicht zu kurz.
Der Reformierte Frauenverein Muri und Umgebung befasst sich gerne mit aktuellen Themen, wie das Jahresprogramm 2016 beweist: Lukas Wild von der Vitalis-Apotheke zeigt beispielsweise die Möglichkeiten der Komplementär-Medizin auf (Mittwoch, 11. Mai) oder es geht in die Ausstellung «Geld. Jenseits von Gut und Böse» im Stapferhaus Lenzburg (16. März). Historisches hat selbstverständlich auch Platz, vor allem im Jubiläumsjahr: Der Rundgang mit Babette in Muri (6. April) erzählt amüsante Geschichten über und ums Kloster Muri, ein Tagesausflug ins Emmental (8. Juni) führt zurück in Gotthelfs Zeiten und der Besuch der Wyssenbacher Sagi (6. Juli) ins frühere Sägereihandwerk. Das Gründungsjahr des Vereins fiel in die Zeit des Ersten Weltkriegs: Silvia Ohnanian erzählt am 7. September aus ihrer Familiengeschichte und über die Auswirkungen jener Jahre bis in die heutige Zeit. Eine Exkursion ins Staatsarchiv Aarau steht am 19. Oktober an, und am 11. Januar nächsten Jahres berichtet der Förster Stefan Staubli von seiner Langsamreise zu Fuss von Muri nach Wien.
Berührungsängste mit dem katholischen Frauenbund Muri und Umgebung haben die Reformierten gar nicht: Sie sind jeweils gern gesehene Teilnehmerinnen bei deren Aktivitäten wie dem Frauenmorgen oder dem Frauentreff im Goarstübli.
Weitere Informationen bei Margaret Bossert (056 664 55 85/079 545 75 33) oder per Mail unter: ref.frauenverein.muri@gmx.ch. (es)