Die Proben für den Freiämter Beitrag zum Jubiläum 100 Jahre Landesstreik laufen auf Hochtouren. Für sechs Minuten heisst es «Wehret euch!» aus dem Freiamt.
Genau so kurz wie der Landesstreik vor 100 Jahren gedauert hat, so kurz und prägnant wird auch der Aargauer Beitrag an das Theatergesamtprojekt in Olten werden. Lediglich sechs Minuten stehen den rund 40 Leihenschauspielern aus dem Freiamt zur Verfügung, um ihre Botschaft zu platzieren.
In zehn Proben à rund zweieinhalb Stunden, manchmal auch mehr, übt die Aargauer Delegation Rhythmen, Texte, Lieder und eingängige Sprechchöre. Alles wirkt sehr konzentriert und wuchtig. Adrian Meyer, der Regisseur des von Paul Steinmann geschriebenen Stücks, betont: «Unser Motto lautet: kurz und heftig.» Viel Zeit bleibt den Schauspielern also nicht, um das Publikum für sich einzunehmen.
Die Geschichte dreht sich rund um den Aargauer Chirurgen, Politiker und Militaristen Eugen Bircher aus Aarau, eindrücklich gespielt von Silvio Pescatore. Es waren damals die einfachen Leute, die fanden, es sei genug. Der Erste Weltkrieg war vorbei, trotzdem litten sie Hunger, hatten keine Arbeit und eine grosse Wut im Bauch.
Diese Wut, verbunden mit Angst vor der Zukunft, entlud sich schliesslich im Landesstreik von 1918. Gestandenen Bürgern und Gewerblern machte dieses sozialistische, bolschewistische Gehabe der Arbeiter Angst, und sie beschlossen, sich zu wehren. Vereinigungen wie der SAC (Schweizer Alpen-Club), die Feuerwehr oder auch Schützen und Turner, die sich um Eugen Bircher scharten, wollten den Umstürzlern Einhalt gebieten.
Sie gründeten die Aargauer Bürgerwehr, welche wiederum zur Gründung des Schweizerischen Vaterländischen Verbandes führte. Sicherheit und Wohlstand für das Vaterland standen im Zentrum. Die Bürgerwehrler waren am Anfang sehr schlecht organisiert. Mit der Zeit formierten sie sich aber, straff militärisch organisiert, zu einer ernstzunehmenden Bewegung. Der Streik hat einiges bewirkt, wovon die Schweiz heute profitiert, zum Beispiel die Einführung der AHV und der IV.
Regisseur Adrian Meyer stellt gewisse Parallelen zu seinen Schauspielern fest. Es sei enorm, wie sich die Schauspieler gesteigert hätten, und mit welcher Power sie ihren Rollen Ausdruck verliehen. Anfangs sei alles sehr ungeordnet gewesen. Meyer erklärt, dass es ein Riesenprojekt sei. Die meisten Kantone kämen mit einem Beitrag nach Olten, und es könne nur einmal an der Generalprobe zusammen auf der Bühne geübt werden.
Bis dahin müssten sich die Schauspieler mit Bildern und ungefähren Angaben begnügen. Am Schluss muss dann alles sitzen und auf die Sekunde aufeinander abgestimmt sein. Der Aargauer Beitrag erlaubt nur eine Momentaufnahme der Bürgerwehr. Für einen Augenblick wird die Lupe ganz nah an die Figur Eugen Bircher und seine Gefolgsleute gehalten, was die Geschichte sehr lebendig macht.
So langsam haben die Schauspieler ihre Texte verinnerlicht, der Regisseur ermutigt sie deshalb, mehr nach aussen zu spielen: «Die Augen sind eure Scheinwerfer, Eugen Bircher euer Idol, lasst dies das Publikum spüren», ermuntert Meyer.
Laiendarsteller Roland Bühler aus Muri erklärt seine Motivation für die Teilnahme an dieser Produktion: «Ich spiele wahnsinnig gerne Theater und habe diesen Sommer nichts anderes vor. Ausserdem finde ich es ganz interessant, all die Hobbyschauspieler kennen zu lernen, die ich sonst normalerweise nur von der Bühne her kenne, wenn ich selber ins Theater gehe.»
In den noch gut zwei Monaten bis zur Premiere am 16. August wird die sonore Stimme von Eugen Bircher alias Silvio Pescatore noch ein paar Mal durch das Probelokal in der Bleichi Wohlen hallen.
Infos und Tickets gibt es unter www.1918.ch. Aufführungen sind am 16., 17. und 18. August in Olten.