Startseite
Aargau
Eine Studie von BAK Economics zeigt, wie unterschiedlich Steuerzahler und Steuerzahlerinnen im Kanton Aargau abschneiden im Vergleich zu anderen Kantonen. Und sie zeigt, wo es im Wirtschaftsvergleich hapert: etwa beim Bruttoinlandprodukt pro Kopf – da liegt der Aargau abgeschlagen auf Rang 19.
Im Standortqualitäts-Index von Credit Suisse steht der Aargau auf dem sehr guten fünften Rang der Kantone. Doch beim Ressourcenindex (aufgrund dessen der nationale Finanzausgleich berechnet wird), ist er nur auf dem 17. Rang. Hier hat sich die Position des Aargaus zwischen 2015 und 2021 sogar verschlechtert. Das ist der Grund, warum die Finanzausgleichszahlungen an den Aargau in schwindelerregende Höhen geklettert sind, auf knapp eine halbe Milliarde Franken. Beim Bruttoinlandprodukt liegt der Aargau pro Kopf gar nur auf dem 19. Rang.
Für tiefe Einkommen und Vermögen ist der Aargau attraktiv
An einer Medienorientierung der Regierung zur neusten Steuergesetzrevision und zum Thema Steuerstrategie stellte Michael Grass von der BAK-Geschäftsleitung jüngst eine Studie vor. Diese zeigt, wo der Aargau steuerlich im Vergleich für natürliche Personen steht (vgl. Grafik). Demnach ist er bei tiefen Einkommen sehr gut positioniert. Grass: «Über alle Einkommens- und Vermögensklassen ist die Einkommens- und Vermögensbelastung im Aargau im Durchschnitt insgesamt niedriger als in der Schweiz.» Tendenziell, so Grass weiter, sei die relative steuerliche Wettbewerbsfähigkeit des Aargaus bei Einkommen und Vermögen umso besser, je niedriger das Einkommen beziehungsweise das Vermögen.
Bei den ganz hohen Vermögen sei die effektive Besteuerung nur noch auf dem Level des Schweizer Durchschnitts. Insbesondere gegenüber vergleichbaren Kantonen wie TG, LU, SG und SO verliere der Aargau bei hohen Vermögen an steuerlicher Wettbewerbsfähigkeit. Bei Einkommen beobachtet Grass ein ähnliches Muster.
Aargau hat geringen Anteil an Firmenhauptsitzen
Als Gründe für relativ tiefe Firmensteuereinnahmen gibt die Studie beispielsweise eine unterdurchschnittliche Firmendichte an, wenig Ansiedlung von Grossunternehmen, in der Folge auch einen tiefen Anteil grosser Unternehmen mit hohen Gewinnen, einen geringen Anteil an Firmenhauptsitzen, eine schwache Gewinnentwicklung der grossen Unternehmen, und letztlich eben unterdurchschnittliche Gewinne je Unternehmen.
BAK Economics hat auch untersucht, wo der Aargau bezüglich Firmenbesteuerung im Vergleich mit anderen Kantonen steht. Aufgrund er letzten Aargauer Unternehmenssteuerreform, die seit 2020 gilt, stehe dieser für Unternehmen mit hoher Forschungsintensität steuerbelastungsmässig «leicht tiefer als im Durchschnitt der Kantone» da. Im internationalen Steuerwettbewerb sei er sehr gut positioniert. 2010 bis 2019 war die Belastung der Firmen im Aargau bei der Besteuerung unterdurchschnittlich.
Doch wenn alle jüngsten Firmensteuerreformen der Kantone umgesetzt sind, liegt er bei der ordentlichen Besteuerung nur noch auf Rang 24 (vor Zürich und Bern). Für die meisten (grösseren Industrie-) Unternehmen liegt die Steuerbelastung im Aargau irgendwo zwischen den beiden Extremen, wie Michael Grass gegenüber der AZ verdeutlicht. Bei einem durchschnittlich forschungs- und entwicklungsintensiven Unternehmen wird die Belastung immer noch deutlich über dem Durchschnitt liegen. International sei der Aargau aber weiterhin gut positioniert.
BAK Economics gibt zu bedenken, mit der Umsetzung dieser Reformen in anderen Kantonen akzentuiere sich für den Aargau das Problem der steuerlichen Wettbewerbsfähigkeit für wenig und durchschnittlich forschungs- und innovationsintensive Firmen. Für diese liegt der Aargau nun auf den hinteren Plätzen. Um für eine grössere Anzahl Unternehmen steuerlich attraktiver zu werden, kommt BAK Economics laut Grass denn auch zum Schluss, es sei «eine Senkung der Steuerbelastung ordentlich besteuerter Gewinne notwendig».
Das Institut BAK Economics in Basel hat im Auftrag des Aargaus die steuerlichen Rahmenbedingungen und das Potenzial des Aargaus ausgelotet. Es kam dabei vorzeigbare Stärken hervor. Die Studie stellt fest: Er ist ein kostengünstiger Wohnstandort, hat eine gute Verkehrsinfrastruktur und Erreichbarkeit, einen vorteilhaften Branchenmix, ein kostenfreundliches Umfeld für Unternehmen, ein günstiges Innovationsumfeld (FHNW, PSI, Hightech-Strategie) und ein überdurchschnittlich hohes Bevölkerungswachstum.