Lengnau steht ein einjähriger Verkehrsversuch im Zusammenhang der geplanten Begegnungszone Zentrum bevor. Die Bedenken bezüglich Tempo 20 konnten im Vorfeld geklärt werden.
Vor rund einem Monat war die blaue Zone plötzlich aus dem Zentrum von Lengnau verschwunden – nicht von Zauberhand, sondern mittels Pinsel und Farbe: Die blauen Parkplatz-Markierungen waren weissen gewichen.
Es waren Vorboten auf den bevorstehenden einjährigen Verkehrsversuch im Zusammenhang der geplanten Begegnungszone Zentrum. Die Kosten für die erforderlichen Massnahmen sind im aktuellen Budget der Gemeinde vorhanden und von der Gemeindeversammlung bewilligt worden. Ursprünglich hatte die Versuchsphase mit Beginn der Schul-Sommerferien starten sollen, hat sich aber durch Einwendungen verzögert.
Mit einer Broschüre und einem Fragebogen sowie Dokumentationen und Kurzfilmen, die vom 15. März bis zum 15. April von der Gemeinde online aufgeschaltet waren, hatte die Bevölkerung die Möglichkeit, an der Planung mitzuwirken. Laut Gemeindeschreiber Anselm Rohner waren in einer Sammeleinwendung über 90 Einwendungen eingegangen.
«Viele davon betrafen die Signalisation. Es wurden unter anderem Befürchtungen über die Aufhebung von Fussgängerstreifen und das Entfernen von Nicht-Vortrittberechtigung-Tafeln geäussert, aber es gab auch grundsätzliche Einwände gegen die Begegnungszone», so Rohner.
Zählungen haben ergeben, dass täglich 1400 Autos das Zentrum Lengnaus passieren – das Gros von und in Richtung Baldingen, Böbikon, Rekingen – darunter viele Grenzgänger. Da innerhalb einer Begegnungszone grundsätzlich die Fussgänger Vortritt haben, soll das im Dorf generelle 50 km/h-Tempo im Zentrum mit Tempo 20 km/h belegt werden.
Entsprechende Bedenken habe der Gemeinderat mit den Einwendern bilateral bereinigen können. «Was in gegen 100 Städten und kleineren Ortschaften von Zürich bis Giubiasco, Genf bis Thayngen teilweise seit vielen Jahren funktioniert, wird dies – davon ist der Gemeinderat überzeugt – auch hier in Lengnau», betont Rohner.
Bis Juni waren rund 30 Einwendungen zurückgezogen worden, und der Gemeinderat hat weitere abgewiesen. Am 8. Juli dann wurde ein Mitwirkungsbericht zur Gemeindeentwicklung – auch zum kommunalen Gesamtplan Verkehr sowie die Nutzungsplanung der Liegenschaft Krone – öffentlich aufgelegt. Darin sind Fragen des Gemeinderats an die Bevölkerung, Zusammenfassungen der sich daraus ergebende Eingaben aufgelistet, sowie ausführlich die dazugehörenden Stellungnahmen des Gemeinderates.
Bezüglich Zentrumsplanung und Verkehrsversuch findet die Idee, auf den Dorfplatz Strom, Wasser und Abwasser zu installieren und ihn künftig intensiv als Treffpunkt und auch für Festivitäten und Events zu nutzen, grossen Zuspruch. Unter allgemeinen Anmerkungen findet sich geradezu eine «Liebeserklärung» eines Bewohners an das Herzstück des Dorfes: «Der Lengnauer Dorfkern ist (vermutlich schweizweit) ein Unikat... er ist Identität. Der Historiker Dr. Andreas Müller hat seine Affinität zum und die Besonderheit des Dorfplatzes mehrfach publiziert.»
Die Pläne des Gemeinderats stossen nicht nur auf offene Ohren: «Wir haben heute schon eine Begegnungszone. Sie funktioniert und ist verkehrssicher, der Fussgänger und Fahrzeugstrom ist klar geleitet...» Im Bericht unübersehbar ist, dass die Parkierungsproblematik in der Bevölkerung ein grosses Thema ist, nebst Anzahl Parkplätze und Parkplatzgebühren, auch im Hinblick auf das Projekt «Doppeltür». Hierzu bemerkt der Gemeinderat dezidiert: «Die Umgestaltung ist nicht für den Verein Doppeltür, sondern für die gesamte Bevölkerung von Lengnau.»
Das Ansinnen des Gemeinderates, die Lehrerparkplätze auf dem Kronenareal aufzuheben und in die Zone Rietwiese zu verlagern, stösst auf ein positives Echo. Unter Anmerkungen ist andererseits zu lesen: «Lengnau wird in zwei Jahren 1225 Jahre alt... da liesse sich doch zumindest eine wunderbare Jubiläumsaktion lancieren: Lengnau baut ein Parkhaus/Parkareal im Dorf.»
Die Frist für einen Weiterzug der Einwendungen laufe, so Gemeindeschreiber Rohner, mit der ersten Augustwoche ab. «Falls auch die restlichen Einwender eine Testphase unterstützen, könnte die Zone Ende August, anfangs September realisiert werden. Die Schülerinnen und Schüler würden vorgängig durch die Verkehrspolizei instruiert.»