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Ohne sie hätten vielleicht die Habsburger nie die Weltgeltung erlangt, die das Adelsgeschlecht über viele Jahrhunderte innehatte: Anna von Kyburg. Auf Schloss Habsburg erwachte sie am Schlössertag des Museums Aargau wieder zum Leben.
Schon bevor die szenische Führung am Schlosstor beginnt, sehen die Besucher eine historische Figur über den Hof schreiten. Die grazilen Hände ruhen in den weiten Ärmeln ihres grünen Gewands. Das Haar steckt unter einer seidenen Haube. Majestätisch ist ihr Gang, huldvoll ihr Betragen. Wohlwollend lässt sie sich auf die «bürgerlichen» Besucher ein, die heute zum Schloss Habsburg gekommen sind.
Rund 30 sind es, die von den Irrungen und Wirrungen der Geschichte erfahren möchten, die im heutigen Aargau ihren Anfang nahm und in deren Verlauf ein Reich zusammengezimmert wurde, in der «die Sonne niemals unterging». Auf der kreisrunden Bodenplatte, die in alle Himmelsrichtungen zeigt, sind die einstigen Besitzungen der Habsburger sämtlich eingetragen. Die am weitesten entfernten lagen in Asien – mehr als 10 000 Kilometer weg.
Dass Rudolf von Habsburg den Grundstein zu diesem Imperium legen sollte, konnte Anna von Kyburg seinerzeit nicht wissen. Sie wusste nur, dass er ihr Vormund war, in ihrem Namen die grossen Besitztümer der Kyburgs verwaltete und er wohl bald eine Ehe mit einem anderen Adelsspross für sie arrangieren würde. Sie war minderjährig, als ihr Vater Hartmann V. 1263 starb und ihr als einzige Tochter dessen Erbe zufiel.
«Hier haben sie also gelebt, die Habsburger», sagt die wiedergeborene Prinzessin, die am heutigen Schlössertag Barbara Brücker, Mitarbeiterin des Museum Aargau, verkörpert. Obwohl – als sich Anna mit den Habsburgern einliess, lebten diese schon länger nicht mehr dort: «Die hatten ihren Stammsitz aufgegeben, weil sie sich mehr und mehr in Richtung Osten nach Österreich hin orientierten.» Und eigentlich ist es für Anna von Kyburg auch keine Rückkehr nach Hause. Hat sie doch auch nie in der Habsburg gelebt.
Ihre Kindheit und Jugend, also bevor sie mit Eberhard von Habsburg-Laufenburg, Rudolfs Vetter, zwangsverheiratet wurde, hat sie wohl auf den Schlössern Burgdorf BE und Kyburg ZH verbracht. Aber viel wird sich das Leben dort von dem auf der Habsburg nicht unterschieden haben. Lustig war's dort oben längst nicht immer.
Und das Prinzessinnenleben hatte eher wenig Glamour, schenkt man den Schilderungen Annas Glauben: Nicht enden wollende Winter in zugigen Gemäuern, lange Abende mit wenig Zerstreuung und stets eine «Magistra» im Nacken, die Sätze lehrte wie diesen: Der Mann ist des Weibes Vogt und Meister.
Von Anna von Kyburg ist bis heute wenig überliefert. In einer patriarchalischen Gesellschaft war das Wirken von Frauen eben kaum berichtenswert. Einzig, dass sie die erhofften Nachkommen gebar und dann auch bald schon früh starb, ist bekannt.