Vor rund 100 Interessierten wurden die Umfrageergebnisse über einen möglichen Zusammenschluss der Gemeinden Birr, Birrhard, Lupfig, Mülligen und Habsburg auf dem Flugplatz Birrfeld präsentiert. Was bisher geschah und was geplant ist.
In der Halle «Unterhaltsbetrieb» des Flugplatzes Birrfeld in Lupfig wurde am Samstagvormittag für einmal nicht geschraubt und montiert, sondern präsentiert. Martin Hitz, Projektleiter der beauftragten AWB Comunova AG, stellte die Ergebnisse der im Juni stattgefundenen Umfrage über einen möglichen Zusammenschluss Birrfeld vor. Er moderierte während zweier Stunden die Stellungnahmen der fünf Gemeindeammänner sowie die aus dem Publikum hervorgehenden Fragen.
Regierungsrat Dieter Egli betonte in seinem Grusswort, dass ein Gemeindezusammenschluss nur dann zu Stande kommen kann, wenn auch die Bevölkerung «Ja» dazu sagt. Er versprach, den Gemeinden beratend zur Seite zu stehen. «Der Flugplatz Birrfeld ist identitätsstiftend für die Region», sagte Egli über den Veranstaltungsort, verglich den Zusammenschluss mit einem Flug und wünschte: «Einen guten Start sowie eine weiche Landung.»
Aus der Umfrage geht hervor, dass die Gemeinden Birr, Birrhard, Lupfig, Mülligen einer Fusion mit grosser Mehrheit zustimmen, während Habsburg dies klar ablehnt. Martin Hirt wollte nun von den Gemeindeammännern wissen, wie sie die Umfrageergebnisse sehen und diese bewerten.
René Grütter, Gemeindeammann von Birr, begründet die relativ geringe Beteiligung der Birrer damit, dass viele Doppelbürger im Ort wohnen, die kein grosses Interesse an Politik zeigen. Die Zustimmung von 87 Prozent erklärt er damit, dass Birr vor rund neun Jahren bereits einen Zusammenschluss – damals nur mit Birrhard – angestrebt habe, der aber damals abgelehnt wurde. Heute sei der Bevölkerung dagegen klar, dass sie im Eigenamt zusammenrücken müssen. Er betont, dass jede Gemeinde ihr Ortszentrum und das Gewachsene erhalten sollte.
Der Gemeindeammann von Lupfig, Richard Plüss, weiss, dass in Lupfig die Fusion mit Scherz noch nicht verdaut wurde. Der niedrige Steuerfuss der Gemeinde fördere den Zuzug von Älteren, die ihr Haus in Nachbargemeinden verkaufen und zukünftig in Lupfig in einer Wohnung leben. Plüss beklagt zudem, dass 90 Prozent der Finanzen einer Gemeinde fremdgesteuert sind. Somit sei verständlich, dass nur wenige finanzielle Vorteile als Grund für einen Gemeindezusammenschluss nennen.
Vizeammann Stefan Hänni wird ab 2022 Gemeindeammann von Mülligen. Er ist positiv überrascht über die hohe Umfragebeteiligung der Mülliger, und dass 75 Prozent einen Zusammenschluss befürworten. In der Gemeinde ist eine Trendwende erkennbar. «Lieber einen Zusammenschluss statt einen Sachwalter», begründet Hänni die neue Ausrichtung der Bevölkerung.
Ursula Berger, Gemeindeammann von Birrhard, weiss, dass es für kleine Gemeinden zukünftig nicht leichter wird. 64 Prozent der Umfrageteilnehmenden aus der Gemeinde befürworten einen grossen Zusammenschluss. Berger betont, dass die Schule aber auch zukünftig im Ort bleiben und der öffentliche Verkehr verbessert werden muss.
Der Habsburger Gemeindeammann, Werner Rüegsegger, ist froh über das klare Ergebnis. 63 Prozent der Habsburger haben an der Umfrage mitgemacht und einen möglichen Zusammenschluss zu 88 Prozent abgelehnt. Damit wurde deutlich, dass sie auch weiterhin für sich bleiben wollen und in den nächsten acht bis zehn Jahren keinen Zusammenschluss anstreben.
Anschliessend erläuterte Richard Plüss, dass im ersten Quartal des nächsten Jahres eine vertiefte Analyse durchgeführt werden wird, deren Ergebnis dann Anfang des dritten Quartals 2022 vorliegt. Dieser Stimmungsbarometer bestimme danach alles Weitere wie den Kreditantrag für das Fusionsprojekt und die Projektausarbeitung.
Im Anschluss daran konnten Fragen gestellt und Meinungen kundgetan werden. Sechs Personen meldeten sich zu Wort. «Nutzen Sie die Gunst der Stunde», war unter anderem zu hören. Die Zukunft des Zusammenschlusses Birrfeld mit seinen dann rund 10'000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist aufgegleist. Bis zur endgültigen Umsetzung werden aber noch etwa vier bis sechs Jahre vergehen.