Brugg
Wogen um neuen Schulleiter Geri Müller gehen hoch – Schulpflege hält an ihm fest

Peter Haudenschild vom Komitee «Schulleiterwahl überprüfen!» in Brugg sagt, was er von einem Schulleiter erwartet. Gleichzeitig kritisert er, dass Geri Müller sämtliche Eigenschaften fehlen, die ein Schulleiter laut ihm mitbringen soll.

Michael Hunziker, Janine Müller
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Erhält derzeit viel Gegenwind: Geri Müller polarisiert wegen seiner Wahl als Schulleiter.

Erhält derzeit viel Gegenwind: Geri Müller polarisiert wegen seiner Wahl als Schulleiter.

Alex Spichale

Geri Müller polarisiert, seine Wahl als Schulleiter wirft hohe Wellen in Brugg. Während die einen – in Leserbriefen genauso wie in Online-Kommentaren – den 59-jährigen früheren Stadtammann von Baden und Grüne-­Nationalrat als ungeeignet bezeichnen für diese Stelle, sprechen andere von einer unwürdigen Hetzjagd.

Geteilt sind auch die Meinungen zum Komitee «Schulleiterwahl überprüfen!» und dessen am Dienstag lancierte Petition (die AZ berichtete). Der Brugger FDP-Einwohnerrat Peter Haudenschild, der zusammen mit Miro Barp (SVP) das Co-Präsidium innehat, ist sich bewusst: Bei der Frage nach den Eigenschaften, die ein Schulleiter mitbringen soll, klaffen die Vorstellungen zwischen der Schulpflege und dem Komitee «offensichtlich weitgehend ­diametral auseinander».

Als fachliche Qualifikationen gefragt seien eine abgeschlossene pädagogische Ausbildung und Unterrichtserfahrung, eine abgeschlossene Schulleiter-Ausbildung, mehrjährige Führungserfahrung sowie Kenntnisse in Betriebswirtschaft, Administration, öffentlicher Verwaltung und Informatik, steht für Haudenschild fest. Bei der pädagogischen Ausbildung bestehen gemäss dem FDP-Einwohnerrat Zweifel, ob Geri Müller das Seminar abgeschlossen hat. Jedenfalls sei in seinem Lebenslauf und im Internet diesbezüglich nichts eindeutig ersichtlich. Das Komitee habe ohne Erfolg versucht, mit Geri Müller in Verbindung zu treten für eine Klärung.

Bereits mehrere Dutzend Unterschriften erhalten

Persönlich wünscht sich Haudenschild eine integre und breit akzeptierte Persönlichkeit als Schulleiter, welche die Bevölkerung nicht spaltet. Der ausgelöste Sturm zeige eben gerade, dass Geri Müller nicht breit akzeptiert sei. Ein Schulleiter soll ein Vorbild sein, also jemand, der nicht selbst das tue, wovor man Schüler, Schülerinnen und Jugendliche wegen der Konsequenzen immer warne. «Das heisst, Intimbilder verschicken», hält Haudenschild fest, «und schon gar nicht als vom Volk gewählter, vollamtlicher Chef von 600 Mitarbeitenden aus den Amtsräumen während der Arbeitszeit.»

Peter Haudenschild ist Co-Präsident des Komitees.

Peter Haudenschild ist Co-Präsident des Komitees.

zvg

Wenn schon, dann wäre Geri Müller nach seinem Dafürhalten «eher geeignet als externer Referent und Betroffener, um Schülerinnen und Schüler und Jugendliche über diese Gefahren aufzuklären». Für den FDP-Einwohnerrat bleibt klar: Geri Müller soll – einvernehmlich mit der Schulpflege – auf den Antritt der Stelle verzichten. Stattdessen sei eine geeignete Person zu finden.

Dazu bewogen, die Petition einzureichen, hätten viele Rückmeldungen aus der Bevölkerung, führt das Komitee «Schulleiterwahl überprüfen!» aus. Die Leserbriefe hätten auf Facebook zu über 100 Likes und mehr als 150 Kommentaren geführt, sagt Haudenschild. «Im Vergleich zu anderen Posts ist das enorm viel.» Weiter seien einige E-Mails und rund ein Dutzend zustimmende mündliche Rückmeldungen eingegangen. Ein Lehrer und eine Mutter, nennt der FDP-Einwohnerrat zwei konkrete Beispiele, hätten ihm mitgeteilt, dass sie die Wahl nicht verstehen, nicht nachvollziehen könnten.

Schulpflege nimmt nicht weiter Stellung zur Petition

Auf die Petition antwortet Haudenschild auf die entsprechende Frage, habe er spontane Zustimmung aus breiten Bevölkerungsschichten erhalten, vereinzelte kritische Äusserungen «mit teilweise einer bescheidenen Wortwahl» sowie – auf elektronischem Weg – bereits mehrere Dutzend Unterschriften.

Schulpflegepräsident Martin Gobeli (FDP) will sich auf Anfrage nicht weiter äussern zur Petition. In einer Mitteilung vom Dienstag hielt die Schulpflege fest, dass genug Bewerbungen eingingen für ein zweistufiges Auswahlverfahren und dass die Wahl auf Geri Müller aufgrund seiner im Bewerbungsprozess dargelegten und präsentierten fachlichen wie auch menschlichen Kompetenzen fiel.

«Er hat alle ihm gestellten Aufgaben lückenlos und ergebnisorientiert bearbeitet und vorgestellt. Er erfüllt somit die an ihn gestellten Anforderungen als Schulleiter und hat die im Bewerbungsprozess einbezogenen Personen entsprechend überzeugt», so die Schulpflege. Geri Müller werde als Schulleiter im Schulhaus Bodenacker ab 1. August mit einem 43%-Prozent-­Pensum arbeiten. Geri Müller selber wollte sich am Mittwoch nicht äussern zur Petition.