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Jahrelang war Heinz Fröhlich als Reporter als einer der ersten am Ort des Geschehens. Seine Bilder vom Flugzeugabsturz in Dürrenäsch sind legendär. Nun hat das Staatsarchiv Aargau das Werk des ehemaligen Reporters gesichert.
Für Heinz Fröhlich war gestern Dienstag ein besonderer Tag. In Hemd und Krawatte gekleidet, sitzt der ehemalige Reporter vom Aargauer Tagblatt auf dem Sofa in seiner Wohnung in Schinznach-Bad und erzählt aus seinem Leben. Daneben sind vier Personen vom Staatsarchiv Aargau und vom Stadtmuseum Aarau in einem engen Zimmer damit beschäftigt, das Fotoarchiv, die Negative und Alben sowie Fröhlichs historisch wertvolle Sammlung mit weiterem Bildmaterial in grosse Schachteln einzupacken.
Fast zu jedem Bild könnte der 84-jährige Fröhlich eine Geschichte erzählen. Weil er regelmässig den Polizei-Funk abhörte, war der Vater von zwei Söhnen oft vor den Blaulichtorganisationen am Unfallort. Seine Bilder vom Flugzeugabsturz 1963 in Dürrenäsch als Beispiel sind legendär. Ob Brauchtum oder Volksfest, Unfall oder Verbrechen: Mit grosser Leidenschaft hielt Heinz Fröhlich während Jahrzehnten alles mit seiner Kamera fest und verfasste auch unzählige Zeitungsartikel.
«Wenn es nicht so Verrückte wie mich gäbe, würde vieles verloren gehen», sagt Heinz Fröhlich und lacht. Er sei einerseits froh, dass ein grosser Teil seines Lebenswerks dank der Schenkung an das Staatsarchiv Aargau erhalten bleibt. Andererseits sei schon auch etwas Wehmut dabei, wenn er jetzt mit ansehen müsse, wie sich seine Wohnung leert. Denn oft habe er in der Vergangenheit in einem Schrank oder einer Schublade ein Bild entdeckt, das ihn an frühere Zeiten erinnerte. Unter dem Strich überwiegt nun aber das Positive, wie der legendäre Reporter festhält: «Wäre ich plötzlich gestorben, hätte man das meiste aus meinem Nachlass wahrscheinlich verbrannt.»
Anfang Jahr verstarb Fröhlichs Ehefrau Edith überraschend. Vor zwei Jahren kam es bei Heinz Fröhlich zu einem Zwischenfall, der einen mehrwöchigen Spital- und Reha-Aufenthalt zur Folge hatte und von dem er sich langsam erholte. Diese einschneidenden Lebenserfahrungen haben Fröhlich vor zwei Monaten dazu bewogen, Daniel Schwane, Leiter Bestandsaufbau und Bestandserhaltung beim Staatsarchiv Aargau, sowie Barbara Spalinger, Spezialistin für Fotokonservierung im Staatsarchiv und Stadtmuseum Aarau, für eine Sichtung des Fotoarchivs und der Sammlung zu empfangen.
«Wir haben gemerkt, dass es sich um sehr interessantes Material aus dem Kanton Aargau handelt», sagt Schwane. Das Staatsarchiv Aargau hat sich nach Absprache mit Fröhlich zum Ziel gesetzt, das Fotomaterial (Abzüge, Negative und Ordner mit Zeitungsartikeln) zu sichern, richtig zu lagern und den Bestand dauerhaft zu erhalten. Für das Bildmaterial, das insgesamt mehrere Laufmeter umfasst, gibt es laut Schwane noch kein Verzeichnis. Um ein solches zu erstellen, bräuchte es ein separates Projekt. Dennoch sei das Material schon «grob nutzbar». Im Idealfall ist es später über das Online-Inventar des Staatsarchivs recherchierbar.
Barbara Spalinger nimmt vor allem Fröhlichs Vitrinen unter die Lupe, um die historische Sammlung mit fotografischem Material wie Broschen und Rahmen für das Stadtmuseum Aarau einzupacken. Was sie da alles entdeckt an kleinen Kostbarkeiten wie Broschen mit einem Porträt auf jeder Seite, lässt ihr Herz höher schlagen. Fröhlichs gesammelte Stücke werden vom Stadtmuseum in einer Sammlung aufbewahrt.