Damals erlebte die Region einen überaus heissen Sommer und erntete im Herbst einen guten Wein.
Das Jahr 2011 hat uns temperaturmässig heisse Wochen und Monate beschert. Verschiedene Online-Meteodienste sagen auch für Brugg und Umgebung bereits jetzt voraus: Im Durchschnitt könnte es, was die Jahrestemperatur betrifft, ein Rekordjahr geben.
Heiss war es auch vor 100 Jahren, anno 1911, wie den Brugger Neujahrs-Blättern 1912 zu entnehmen ist. Allerdings begann das Jahr sehr kalt, was die Kinder mit viel Spass geniessen konnten: Sie schlittelten die Bözbergstrasse hinunter, die als «prächtige Schlittenbahn» diente.
Wörtlich hält die erwähnte Chronik darüber hinaus fest: «Ende Juni beginnt die bis Ende August und darüber hinaus anhaltende Sonnenscheinperiode des aussergewöhnlichen Sommers 1911, die ihresgleichen seit Menschengedenken nicht hatte. Temperaturen bis auf 35 Grad Celsius. Nur wenige Gewitter und spärlicher Regen unterbrachen diese Zeiten des vollen Lichts, da die Sonne am Morgen im Glanz aufstieg und am Abend niederging; von denen, die mit Landwirtschaft und Gartenbau zu tun hatten, wurde die Sonne nicht mehr als freundlicher Begleiter begrüsst. Was da Wasser in die Gärten geschleppt wurde! Viele Gewächse in unserer sowieso regenarmen Brugger Gegend liessen die Blätter hangen oder fallen, Tannen verdorrten, die mageren Wiesen wurden braun, alles unter einem wolkenlosen Himmel, so dass unser Klima von Kennern mit demjenigen Nordafrikas verglichen wurde. Doch verdarb der Bauer auch in diesem trockenen Sommer nicht!»
«Elferweine» mit guter Qualität
Der Weinjahrgang 2011 verspricht hervorragend zu werden. Gute Noten erhielt die Traubenernte auch vor 100 und vor 200 Jahren, wie den Notizen in den Brugger Neujahrs-Blättern weiter zu entnehmen ist:
«Der 1911er Wein, wie derjenige von 1811, hatte gute Zeit zum Wachsen. Nach den regnerischen Herbsttagen stand dann das Gras in Feld und Flur und der Wald mit fröhlichem Gesichte wieder da, die versengten Matten grünten aufs neue; und zum Entzücken boten sich auf der nachfolgenden landwirtschaftlichen Ausstellung die an Licht und Wärme gewachsenen Bodenprodukte dar!»
Wiederwahl eines Ständerates
Nicht nur das Wetter gab vor 100 Jahren in unserer Region zu reden. Auch National- und Ständeratswahlen standen an. Ein Brugger wurde als Ständerat wiedergewählt: Edmund Schulthess. Er blieb allerdings nicht mehr lange in diesem Amt: Bereits am 17. Juli 2012 wählte ihn die Bundesversammlung zum Bundesrat.
Ein anderes Gesprächsthema: «Am 20. Juli um 9 Uhr morgens Geräusch wie von einem herannahenden Automobil, hundertstimmige Hurrahrufe: das Luftschiff Schwaben mit Graf Zeppelin fährt durchs Aaretal über die Stadt (Brugg) und um die Habsburg (nach Luzern).» – Aufgrund des Pockenausbruches wurde die Bevölkerung geimpft. Auf der Habsburg wurde im gleichen Jahr ein Kantonaler Sängertag mit 87 Vereinen und 2500 Sängern und Sängerinnen durchgeführt, in Villigen der erste Motorpflug eingesetzt. Das Jahr 1911 war für Brugg in mancherlei Hinsicht bedeutsam. So wurde der Verein «Bezirksspital Brugg» gegründet – an vorderster Front mit dabei Ständerat Schulthess, Stadtammann Siegrist und Bezirksverwalter Riniker.
Die Ortsbürgergemeinde Brugg beschloss vor 100 Jahren sodann die «Erstellung einer Gasanstalt», und die Brugger Ortsbürgergemeinde übernahm die Verwaltung der Schenkungen von Adele Stäbli und andern Verehrern des berühmten, in München tätig gewesenen Malers Adolf Stäbli, der 1901 verstorben war. Das dann auch erreichte Ziel war es, unter dem Namen Adolf Stäbli-Stübli die vorhandene Sammlung durch Ankäufe, Schenkungen und Depositen zu mehren und den Grundstein zu legen zu einer Kunstsammlung, welche vorab die Bilder von Adolf Stäbli umfasst, aber auch die Werke anderer Künstler aufnimmt.
Die Stadt Brugg zählte übrigens damals 3579 Einwohner, das benachbarte Windisch 3180, gefolgt von Schinznach (-Dorf) mit 930.