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Von London über Stuttgart nach Brugg – Wie der Luzerner Stadtplaner und Brite Dominic Church dazu kommt, sich für die Altstadt und deren Bewohner einzusetzen.
Er ist der neue Präsident des Quartiervereins Altstadt. Dominic Church, 47, Architekt und Stadtplaner in Luzern sowie Bewohner der Brugger Altstadt. Seit dem Frühling steht er dem Verein vor, der sich für die Anliegen der Altstadtbewohnerinnen und -bewohner einsetzt.
Doch wie kommt es, dass einer, der in der Nähe von Stuttgart aufgewachsen ist und britische Eltern hat, sich für die Brugger Altstadt einsetzt? Es ist die Liebe, die Dominic Church nach Brugg verschlagen hat.
Lange Zeit war er in London, von wo seine Eltern stammen, beruflich tätig. Als er 2011 nach Deutschland zurückkehrte, traf er auf seinen heutigen Partner – einen Brugger. Zuerst arbeitete Church noch in Deutschland, 2015 entschied er sich aber, nach Brugg umzuziehen.
Sein erster Eindruck: «Eine schöne Stadt, eine tolle Altstadt. Sie hat mich berührt und gleich beeindruckt», sagt er. Die Brugger Altstadt biete viele schöne Plätze, Gassen und Winkel. Orte, wo man sich gerne aufhalte. Besonders gut gefallen ihm die Brunnen, die Materialien und Proportionen der Bauten.
«Es gibt schöne, lauschige Plätze in der Altstadt», meint er. Aufgefallen sei ihm zudem, dass sich die Leute hier viel austauschen, sich auf Augenhöhe begegnen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl sei stark. Das erlebt er selber auch.
Sein Altstadthaus hat keinen Balkon, weshalb er sich gerne mit einem Stuhl auf die Falkengasse setzt. «Dabei kommt man oft ins Gespräch mit den Passanten: Einheimische oder solche, die durchwandern. Das ist toll. In einer riesigen Stadt wie London wäre das nicht möglich.» Das mache Lebensqualität aus, darum sei die Altstadt ein schöner Platz zum Wohnen.
Grund genug für ihn, sich im Vorstand des Quartiervereins Altstadt zu engagieren. Als sich der neue Vorstand konstituierte, stellte sich Dominic Church als Präsident zur Verfügung. Er will nun die Kontakte zwischen den Altstadtbewohnern stärken und vor allem deren Interessen vertreten. Im Gespräch möchte er die Anliegen und Ideen der Altstadtbewohner aufnehmen.
«Es gibt so viele kreative Leute hier», sagt Dominic Church. Auch den Austausch zu den Gewerbetreibenden will er pflegen. «Miteinander zu sprechen ist der Weg zu neuen Lösungen. Der Verein bietet den Platz dafür», ist Church überzeugt.
Doch auch er sieht, nicht zuletzt dank seinem beruflichen Hintergrund, dass die Altstadt mit Problemen zu kämpfen hat, insbesondere das Gewerbe. Das sei aber ein Thema, das alle Innenstädte betreffe. Das Einkaufsverhalten hat sich verändert, die Gesellschaft ist im Wandel, wird immer mobiler. Umso mehr ist Church überzeugt davon, dass es richtig ist, in der Brugger Altstadt den Schwerpunkt auf das Wohnen zu legen.
Mit einer Begegnungszone könnte man die Neugier von Passanten auf die Altstadt wecken.
(Quelle: Dominic Church, Präsident Quartierverein Altstadt)
Davon, dass die Brugger Altstadt tot sein soll, wie es so viele immer wieder sagen, will er nichts wissen. «Wenn ich all die Menschen sehe, die sich für die Altstadt engagieren, bin ich total beeindruckt», sagt er. Er ist begeistert vom Projekt im Effingerhof. Der offene Ansatz der Besitzerfamilie Kornfeld gefällt ihm. «Sie sind auf die Bewohnerinnen und Bewohner zugegangen und diese können sich nun beteiligen.» Auch Dominic Church engagiert sich in der Arbeitsgruppe und will seine Fachkompetenz einbringen.
Church hebt auch das Marco-Polo-Hotel hervor. «Das ist gut gemacht und sensibel saniert», sagt er anerkennend. Es sei schade, dass sich viele scheuen, in Altstadthäuser zu investieren. «Es lohnt sich aber, die Sanierung qualitativ gut zu machen», ist er überzeugt, «denn diese Qualität schafft gute Bedingungen für Wohnungen und Geschäfte.»
Gut findet er nebst dem neuen Altstadt-Leitbild auch, dass die Altstadt grüner werden soll. «Es geht etwas in der Brugger Altstadt. Veranstaltungen gibt es so einige, nicht zuletzt kürzlich das Stadtfest.» Da gab es aber doch die eine oder andere Reklamation der Altstadtbewohner. Sie fühlten sich nicht ernst genommen vom OK. «Das Stadtfest war für viele eine grosse Belastung», bestätigt Dominic Church. «Es wurde im Zuhause der Altstadtbewohner gefeiert, sie waren die eigentlichen Gastgeber des Fests.»
Ein kleines Zeichen des Danks seitens des OKs für das Gastrecht wäre ein Ausdruck der Wertschätzung gewesen, findet Church. «Das ist wichtig für eine langfristige Akzeptanz des Stadtfests.» Inzwischen hat der Quartierverein dem OK eine schriftliche Stellungnahme abgegeben. «So wollen wir uns Gehör verschaffen.»
Letztlich brauche es in einer Altstadt eine gute Mischung von Ruhe und Aktivität. Es ist die Balance, die es ausmacht. «Es lohnt sich sicher, sich genau zu überlegen, dass man genau festlegt, was für Aktivitäten der Altstadt guttun – und welche eben nicht.» Die Altstadt Brugg soll aus der Sicht des Quartiervereinspräsidenten ein sozialer und kultureller Ort sein, ein Ort, wo Geschichten erzählt werden und die Aufenthaltsqualität gross ist.
Damit das gelingt, braucht es gemäss Church eine attraktive Verbindung vom Bahnhof zur Altstadt. «Die Brugger Altstadt muss vom Neumarkt her sichtbar werden», fordert er. «Das ist zurzeit nicht der Fall.» Es sei zu schwierig, den Weg vom Neumarkt in die Brugger Altstadt zu finden. «Mit einer Begegnungszone könnte man die Neugier von Passanten auf die Altstadt wecken und sie zum Erkunden unseres einmaligen Quartiers und seiner vielen Angebote animieren.»