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Die vier Gemeinden Gallenkirch, Linn, Ober- und Unterbözberg gibt es nicht mehr. Sie sind neu Ortsteile der Fusionsgemeinde Bözberg. Viele Bözberger haben am Neujahrstag gleich zweimal auf die jüngste Gemeinde im Kanton Aargau angestossen.
In der Silvesternacht trafen sich bei Mondschein bereits über hundert Bözberger zu einer schlichten Feier bei der Linner Linde. Punkt Mitternacht war die Geburtsstunde der neuen Gemeinde Bözberg. Und nur 16 Stunden später strömten noch weit mehr Bözberger zum Neujahrsapéro in die Turnhalle Oberbözberg, um mit Regierungsrat Urs Hofmann auf die jüngste Gemeinde anzustossen. Für die einen war es ein Freudentag verbunden mit grosser Erleichterung, für andere ist es ein Schritt ins Ungewisse. Nach der Fusion der Gemeinde Mettauertal ist die Gemeinde Bözberg erst die zweite Fusionsgemeinde im Kanton Aargau mit mehr als zwei Partnern.
Vor fünf Jahren die Segel neu gesetzt
Gemeindeammann Peter Plüss zeigte in seiner Ansprache auf, wie die vier beteiligten Gemeinderäte vor über fünf Jahren auf neutralem Boden - im Restaurant Post in Bözen - eine gemeinsame Vision entwickelten. So ganz nach dem Irischen Segensspruch: "Wohin die Reise auch geht, hängt nicht davon ab, woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt."
Die Gemeinderäte wollten zwar zuerst die Verwaltungen zusammenschliessen, später die Schule und möglicherweise ab 2014 eine Fusion ins Auge fassen. Unlösbar schien damals das Zusammenlegen der Ortsbürgergemeinden. Es kam allerdings anders. Zwischen 2008 und 2012 wurde die Fusion ohne Umwege angestrebt, demokratisch beschlossen und umgesetzt. Auch die Ortsbürgergemeinden konnten wider Erwarten zusammengelegt werden.
Eine Hektare pro Einwohner
Plüss lieferte - wie bei Neugeborenen üblich - die aktuellsten Daten der jüngsten Gemeinde: 1500 Einwohnern leben auf einem Gebiet von 1500 Hektaren; die Gemeindegrenze ist 26,4 Kilometer lang und zwischen dem höchsten und dem tiefsten Punkt in der Gemeinde besteht ein Höhenunterschied von 355 Metern; der geografische Mittelpunkt befindet sich in der Birchmatt zwischen Egenwil und Donnerloch.
Der Gemeindeammann wünschte der neuen Gemeinde viel Glück und Erfolg auf dem Lebensweg und appellierte an die Bevölkerung: "Freuen Sie sich mit mir, den heutigen Geburtstag feiern zu dürfen. Gehen wir in der Zukunft offen und ehrlich miteinander um." Das neue Gemeindewappen mit der Linner Linde und den vier Sternen soll von den Bözbergern mit Stolz in die weite Welt heraus getragen werden, so Plüss.
Linner Linde behält ihren Namen
Regierungsrat Urs Hofmann räumte in seiner Grussbotschaft ein, dass sich die meisten wohl erst noch an ihre neue Bezeichnung als Bözberger gewöhnen müssten. Nachdem die Gemeinden Ober- und Unterbözberg 141 Jahre getrennt waren, seien sie nun wieder vereint. Der Gemeindetrennung von 1872 ging eine 50-jährige Verhandlungszeit voraus. Dass die Partnergemeinden inklusive Linn und Gallenkirch nun in nur fünf Jahren die Fusion realisierten, wertete der Regierungsrat als Zeichen dafür, dass auf dem Bözberg wieder zusammengefunden hat, was eigentlich schon immer zusammen gehört habe.
Am Beispiel der Linner Linde, zeigte Hofmann auf, wie trotz Veränderungen auch vieles Bestand haben kann. Seit mindestens 500, vielleicht sogar 800 Jahren trotzte die Linner Linde Sturm und mehreren Bränden. Undenkbar sei daher, dass die Linner Linde neu Bözberger Linde genannt werde. Hofmann mahnte die Anwesenden: "Die Gemeindefusion wird Sie ebenso wenig entwurzeln wie die Linde. Dafür sind Sie alle zu fest mit der Heimat verbunden. Lassen Sie sich nicht von Kleinigkeiten davon abhalten, auf die Fusion anzustossen." Und mit Blick auf den Adressen-Streit sagte Hofmann: "Adressen mögen sich im Laufe der Zeit immer mal wieder ändern, aber fest verwurzelte Identitäten bleiben über Jahrhunderte bestehen."
Prosecco für die erste Sitzung
Kirchenpflegepräsident Denis Bron hat bereits Fusionserfahrung. Die beiden reformierten Kirchgemeinden Bözberg und Mönthal schlossen sich vor sechs Jahren zusammen. Nach seinem Grusswort überreichte er dem Gemeinderat für die erste Sitzung eine grosse Flasche Prosecco. Die Musikgesellschaft Bözberg unter der Leitung von Jürg Schäpper sorgte für Unterhaltung und gab dem Neujahrsapéro in der grössten Gemeinde im Bezirk Brugg eine besondere Note.