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Ausserhalb des Dorfs Schleitheim im Kanton Schaffhausen wurde Mitte der 1970er-Jahre eine gut erhaltene Thermenanlage ausgegraben. Sie gehörte zur römischen Siedlung Iuliomagus, die aufgrund der Römerstrasse zu einem zentralen Ort der Region wurde.
Es mag überraschen, dass die Römerstrasse Aare–Neckar über das kleine Dorf Schleitheim in Schaffhausen führt. Denn tatsächlich ist das ein Umweg auf dem Weg Richtung Norden. Eine Vermutung der Archäologen: Entlang des Flusses Wutach war der Boden wohl zu schlammig und daher zu unwegsam.
Fakt ist, dass um das Jahr 70 n. Chr. die römische Kleinstadt Iuliomagus gegründet wurde – gut einen Kilometer westlich vom heutigen Schleitheim. Mitte der 1970er-Jahre war auf dem Gebiet von Iuliomagus der Bau eines Schweinestalls geplant, wie Archäologe Valentin Homberger erzählt.
Dabei sei man unmittelbar neben dem Zwärenbach auf die Reste einer römischen Thermenanlage gestossen. «Weil die Ruine so gut erhalten war, entschied man sich, diese zu erhalten.» So wurde der Verein Pro Iuliomago gegründet, von diesem ist Homberger heute Präsident. Unter einem Schutzbau aus dem Jahr 2017 – der erste stammte aus dem Jahr 1976 – kann die Ruine besichtigt werden.
Homberger führt den Besuchern mit seinen plastischen Ausführungen vor Augen, wie das römische Dorf wohl ausgesehen hat. Entlang einer Hauptstrasse standen die Streifenhäuser rechtwinklig zur Strasse, unter hölzernen Vordächern – ähnlich wie die Lauben in der Berner Altstadt – spielte sich das Leben ab, boten Händler ihre Ware oder Handwerker ihre Dienste an. Am Hang standen mehrere Tempel, die Therme – deren Bau wurde oft von reichen Einwohnern aus Prestigegründen veranlasst – wurde am Fluss gebaut, um Frischwasserzufuhr zu sichern.
Die Becken der Therme dürfe man sich nicht riesig vorstellen, sie seien nicht zum Schwimmen geeignet gewesen, sondern nur zum Hineinsitzen, sagt Homberger. Die Thermen wurden in verschiedenen Bauphasen mehrmals umgebaut.
Das Bad verfügte über Kalt-, Lau- und Heissbäder sowie ein Trockenschwitzbad (Iaconicum) in einem runden Kuppelbau. Das römische Bad diente nicht nur zur Hygiene, sondern auch als Freizeit- und Sportanlage oder gar Wellnessoase. So liessen sich die Besucher im Bad massieren, oder ihre Körperhaare auszupfen. Das Bad diente zudem zum Austausch von Neuigkeiten, auch Geschäfte wurden verhandelt. Höchstwahrscheinlich in der Mitte oder in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts wurde die Anlage aufgegeben. Ganz genau weiss man es nicht.
Die Menschen hinterliessen auch die Überreste eines römischen Kellers eines Streifenhauses, wenige Meter von der Therme entfernt. Die Häuser waren Wohn- und Wirtschaftshäuser gleichzeitig. Die Ruinen des Streifenhauses in Iuliomagus deuten darauf hin, dass das Haus aufgrund seiner Hanglage wohl mit der Zeit eingestürzt sein dürfte. Dennoch gibt der Besuch einen guten Eindruck, wie das Alltagsleben wohl ausgesehen hat.
Die zweite Wanderetappe auf der Römerstrasse Neckar–Aare führte mich von Bad Zurzach nach Hallau. Auch hier: Die Römerstrasse ist von der modernen Hauptstrasse überdeckt. Glücklicherweise führt praktisch überall ein Velo- oder Flurweg der Strasse entlang. Von Bad Zurzach ging es über die deutsche Grenze nach Rheinheim und von dort via Geisslingen nach Erzingen, wo ich wiederum die Grenze – dieses Mal zurück in die Schweiz – überquerte.
Von Trasadingen führten die letzten Kilometer nach Hallau tatsächlich auf einem Flurweg entlang der alten Römerstrasse. Die nahen Rebberge zeugen von der grossen Weinkultur in der Region. Aus Zeitgründen nahm ich dann den Bus zur dritten Station Iuliomagus (Schleitheim). Das Thermenmuseum ist von Mai bis September von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Führungen können unter erleben@schaffhauserland.ch gebucht werden. Die nächste öffentliche Führung ist am 15. August. Mehr Infos finden Sie hier. (jam)
Die Bilder von der 2. Etappe: