Seit 2013 ist Ramona Peter Inhaberin des Hundefachgeschäfts Everdog in Schinznach-Dorf. Sie erzählt, wie aus dem Onlineshop ein Laden wurde, warum ihre Kundschaft auch aus Bern anreist und was sie weiter geplant hat.
Etwas versteckt befindet sich das Hundefachgeschäft von Ramona Peter nun seit zwei Jahren in einer Halle im Gewerbepark an der Veltheimerstrasse in Schinznach-Dorf. Ihren Laden gebe es aber schon viel länger, wie die 34-Jährige erzählt. «Gestartet habe ich das Projekt 2013 mit einer Freundin zusammen. Es entstand mehr aus einem Spass heraus.» Mit 200 Franken Startkapital für eine Website und dem ersten Material wurde aus einer Idee ein Onlineshop.
Hunde begleiten Peter bereits ihr Leben lang: Mit zwölf Jahren kümmerte sie sich um ihren ersten eigenen. Heute sind ihre Hunde Zelda und Marvel immer an ihrer Seite. Im Everdog haben sie in den Büroräumlichkeiten einen eigenen Platz.
Dass die Schinznacherin mit Achondroplasie – einer spezifischen Form von Kleinwuchs – nun seit vier Jahren hauptberuflich von Everdog leben kann, ist nicht selbstverständlich. Denn Ramona Peter brach die Schule nach dem achten Schuljahr ab – es war ein Zusammenspiel vieler Faktoren, den einen Grund habe es nicht gegeben. «Ich habe damals einfach nicht in dieses Konzept gepasst», sagt sie.
Entsprechend schwierig gestaltete sich die Lehrstellensuche. Auch aufgrund ihrer Einschränkung erfuhr sie nicht überall Inklusion. Nach zahlreichen Praktika, die sich meistens in irgendeiner Form um Tiere drehten, nahm sich die 1,30 Meter grosse Frau eine Auszeit.
Als das Computergeschäft ihres Vaters eine Website einrichtete, entdeckte sie ein neues Interessengebiet. «Ich habe eine Weiterbildung im Webdesign gemacht – eine Affinität für Computer und Technik hatte ich schon immer», erzählt die Geschäftsinhaberin. Für die Unterstützung, die sie sowohl von ihrer Familie als auch von Freunden erfahren habe, ist Peter dankbar.
Der Arbeitswechsel vom Erledigen von Webdesign-Aufträgen zu Everdog geschah dann fliessend. Heute noch berät sie ein paar ihrer ehemaligen Kundinnen und Kunden.
Nach der Pensionierung des Vaters übernahm Ramona Peter kurzerhand dessen Ladenlokal in Schinznach-Dorf. «Das Hauptgeschäft ist auch heute noch der Onlineshop. Aber die Kundinnen und Kunden schätzen den persönlichen Service vor Ort», erläutert die Schinznacherin. So kämen nebst Leuten aus der Region auch einige aus Bern oder Zürich zu ihr in den Laden.
Nachdem sie in den Everdog-Anfangszeiten noch auf Ausstellungen und Events unterwegs war, um Werbung zu machen, laufe heute vieles über Mund-zu-Mund-Propaganda, die sozialen Medien oder Google. «Vielfach wird mein Geschäft auch von Hundeschulen oder an Seminaren weiterempfohlen», erklärt die Inhaberin.
Ihre Kundschaft reiche von Anfängerinnen und Anfängern bis hin zu versierten Hundetrainerinnen und -trainern. Das Angebot sei vielfältig, decke aber auch Nischen in der Hundehaltung ab. Everdog habe sich auf den spezialisierten Bedarf für jagdambitionierte Hunde und deren Training fokussiert. Mit qualitativ hochwertigen Produkten und Transparenz steche der Betrieb aus der grossen Masse an Konkurrenz heraus. Peter betont:
«Die Funktionalität der Produkte steht bei mir an oberster Stelle. Ich verkaufe in meinem Geschäft nur Dinge, die ich auch für meine Hunde benutzen würde.»
Während den zehn Jahren Tätigkeit als Geschäftsinhaberin musste sich Ramona Peter jedoch ab und an beweisen. Bei einigen Begegnungen auf ihrem Lebensweg sei sie manchmal ungerechtfertigterweise nicht ernst genommen worden. «Ob es an meiner Grösse, der fehlenden Schulbildung, meinem Alter oder an dem Fakt lag, dass ich eine Frau bin, variierte von Situation zu Situation», sagt sie.
Nur einige wenige Menschen reagierten jedoch überhaupt auf Peters Körpergrösse. «Ich bin sehr selbstständig aufgewachsen, habe Festivals besucht und bin auf Reisen gegangen», erklärt sie. Trotzdem lebe sie mit gewissen Einschränkungen. Schmerzen im Rücken und den Gelenken sowie eine geringere körperliche Belastbarkeit seien Folgen der Achondroplasie. «Allerdings werden die bestellten Pakete fürs Geschäft direkt nach hinten ins Lager geliefert», schmunzelt sie.
Heute, zehn Jahre nach der Gründung von Everdog, blickt die Geschäftsinhaberin stolz und zufrieden zurück. Es laufe gut: Eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter zu finden, sei der nächste grosse Schritt. Zudem plane sie derzeit für das Jubiläum eine kleine Feier im Herbst, Genaueres stehe allerdings noch nicht fest. «Vom Führerschein einmal abgesehen, bin ich im Leben angekommen. Ich stehe genau da, wo ich stehen will», betont sie.