Das neue Jugendkonzept für die Region Eigenamt kommt gut an. Jugendarbeiter Marco Jörg hat vieles aufgegleist und neuen Schwung gebracht. Trotzdem gab es nach dem Infoabend kurzzeitig rote Köpfe bei den zuständigen Gemeinderäten – wegen des Geldes.
Nach knapp neun Monaten im Amt konnte Jugendarbeiter Marco Jörg (39) am Donnerstagabend ein neues Konzept für die Jugendarbeit im Eigenamt vorstellen. Am Infoabend hatte die Bevölkerung die Gelegenheit, sich eine Übersicht über die geplanten Angebote zu machen. Und dies nicht nur theoretisch.
Vor der Mehrzweckhalle in Lupfig stellten die Jugendlichen ein Wohnmobil hin. Dieses hatte Marco Jörg günstig erwerben können, die Jugendlichen haben es dann selber zu einem mobilen Radiostudio umgebaut. So bekamen die Gemeindevertreter und Interessierten einen ersten Einblick in das neue Konzept – begleitet von Hip-Hop-Beats aus dem Wohnmobil. Das Konzept sieht drei Grundsäulen vor: Zum einen die aufsuchende oder mobile Jugendarbeit, zum andern die stationäre oder ortsgebundene Jugendarbeit. Die dritte Säule ist der Jugendbeauftragte, der Schnittstelle und Koordinator der regionalen Jugendarbeit ist.
Auf gutem Weg ist die mobile Jugendarbeit. Mit dem Wohnmobil, das gleichzeitig Radiostudio und Beratungsbüro ist, sind Marco Jörg und freiwillige Mitarbeiter in der Region unterwegs. Mit dem Wohnmobil gehen die Jugendarbeiter dorthin, wo die Jugendlichen sind. Zwischenzeitlich hat Marco Jörg mit seinem Team auch den ehemaligen Jugendtreff «Puzzle» komplett umgestaltet. Auf dem Areal an der Wydenstrasse 32/34 steht der Jugendarbeit zu günstigen Mietpreisen viel Platz zur Verfügung. Nach den Vorstellungen von Marco Jörg soll da eine Freizeitarena entstehen. Das Ziel: Die Generationen zusammenbringen. Am 24. Oktober wird der Treff wieder eröffnet. Dort sollen Angebote wie das Baby Bistro (ein Treff für Eltern mit Kind am Morgen), das Generation-Pub (Treffpunkt in Pub-Form für alle Generationen) oder das Eat, Meat & Go (eine Art Mittagstisch für Oberstufenschüler) stattfinden.
Weitere Ideen werden bereits ausgeheckt. So spricht Marco Jörg beispielsweise von einem Hartplatz und einem Fussballfeld. Aber auch ein mobiles Eishockeyfeld ist für die Wintermonate geplant.
Das Unangenehme an der Geschichte verrät Marco Jörg gleich selber: «Jugendarbeit ist nicht günstig. Wir brauchen mehr Geld.» Um professionell arbeiten zu können, wurde im Juli die Stiftung Pro Jugend gegründet, mit ihm als Geschäftsführer. Die Stiftung wird finanziert durch die Trägergemeinden Birr, Lupfig, Scherz, Hausen, Birrhard und Mülligen. Insgesamt rund 50 000 Franken steuern die Gemeinden bei – Fr. 5.20 pro Einwohner. Die Ausgaben belaufen sich aber im vom Jugendarbeiter erstellten Budget für das Jahr 2016 auf 268 600 Franken. Eine Zahl, die die anwesenden Gemeinderäte bis anhin nicht gesehen haben. Zusammen mit der Forderung, die Jugendarbeit brauche mehr Geld, sorgt dies kurzzeitig für rote Köpfe bei den Behördenvertretern. Gleich nach dem Infoabend standen sie zusammen, diskutierten die Zahlen.
Tags darauf beschwichtigt Marco Jörg. «Ich wollte damit aufzeigen, dass das Geld der Gemeinden für eine gute Jugendarbeit schlicht nicht reicht. Es braucht weitere Finanzierungsmöglichkeiten.» Es sei keinesfalls die Meinung, dass die Gemeinden sämtliche Kosten tragen. Dies habe er den Gemeinderäten anschliessend mitgeteilt und damit versucht, die Wogen zu glätten.
Mit 19 000 Franken beteiligt sich auch die Katholische Kirchgemeinde an der ausserschulischen Jugendarbeit. Weiter wird ein Teil des Lohns von Marco Jörg von der Reformierten Kirchgemeinde bezahlt. «Ohne die Kirchen wäre es schwierig geworden, die Jugendarbeit zu finanzieren», sagt Marco Jörg. Er sucht jetzt nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten. So laufen Gespräche mit Gewerbevertretern. «Die Wirtschaft hat schliesslich auch ein Interesse daran, dass Jugendliche ‹etwas Gescheites› machen. Denn diese sind womöglich mal Lehrlinge in einem dieser Betriebe», ist der Jugendarbeiter überzeugt. Weiter ist die Stiftung Pro Jugend auf der Suche nach Gönnern und Sponsoren. So sollen auch private Gelder dazu beitragen, dass die Visionen des Jugendarbeitskonzepts 2016 bis 2019 tatsächlich auch umgesetzt werden können.