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Grundwasserschutz, Rückholbarkeit, Wertverlust bei Liegenschaften und Mehrverkehr: Die endgültige Lagerung des Atommülls in der Region hat die Besucher am Anlass des Bundesamts für Energie schwer beschäftigt. Auf fast alle Fragen gab es eine Antwort.
«Statt Sie mit Informationen zuzumüllen – es geht zwar bei dieser Veranstaltung um Müll – möchten wir von Ihnen hören, welche Themen Sie interessieren», sagte Meinert Rahn, Leiter der Sektion Geologie beim Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) zum Auftakt seines Referats am Samstagmittag in der Trotte Villigen. Das Bundesamt für Energie (BFE) hatte die Bevölkerung der Standortregion Jura Ost zu einer Informationsveranstaltung eingeladen (die az berichtete).
Rund hundert Besucher – darunter zahlreiche Frauen – kamen und hatten sehr viele Fragen: Warum braucht es ein Tiefenlager? Kann der Atommüll nicht wie bisher im Zwischenlager an der Oberfläche gelagert werden? Was bedeutet der Bau einer Oberflächenanlage für den Standort Villigen? «Wir sprechen von Zeiträumen von Hunderttausenden bis zu einer Million Jahren», so Rahn. «Unsere Aufgabe ist, Transport und Lagerung von hoher Qualität zu garantieren. Das ist über diesen langen Zeitraum nur in einem Tiefenlager möglich.»
Technische und politische Fragen
Die Oberflächenanlage werde für die Einlagerung des Atommülls nur etwa 15 bis 20 Jahre in Betrieb sein, dann folge die Beobachtungsphase, so Rahn. Wenn keine Störungen auftreten, wird das Tiefenlager verschlossen. Was geschieht mit später anfallendem Abfall aus Forschung und Medizin? «Das ist eine gute Frage», sagte der Ensi-Vertreter. Dafür müssten neue Lösungen gesucht werden.
Die Diskussion kam schnell in Fahrt: Grundwasserschutz, Atommüll-Import, Belastbarkeit des Baumaterials, Beobachtungsmethoden und Rückholbarkeit waren weitere Themen, die den Besuchern unter den Nägeln brannten. Der Standort Villigen sei aufgrund des Abfallinventars in der Schweiz ins Spiel gebracht worden. Ob die Schweiz auch noch ausländischen Atommüll lagern sollte, müsse die Politik entscheiden, so Rahn. Die Fragerunde setzte sich nach dem Vortrag an den Info-Tischen fort.
Wertverlust bei Liegenschaften
Immer wieder Thema waren die einzelnen Etappen des komplexen Sachplanverfahrens. Am Stand der Regionalkonferenz Jura Ost wurden unter anderem Fragen zum Mehrverkehr während der Bau- und Betriebsphase sowie um Wertverlust von Liegenschaften in der Region gestellt.
Ein Shuttlebus brachte Interessierte zum Areal gegenüber des Paul-Scherrer-Instituts (PSI), wo die Oberflächenanlage «JO-3+» dereinst gebaut werden könnte. Chemie-Ingenieur Marc Croket von der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) erklärte die Vor- und Nachteile dieses Standorts. Die Nähe zum Zwilag in Würenlingen bezeichnete er als Plus. Zur Diskussion stehe eine neue Transportbrücke über die Aare.
Nagra entscheidet in einem Jahr
Croket zeigte Visualisierungen, wie die Anlage aussehen und im Hang integriert werden könnte. «Mit 8 Kilometer Länge wäre der Tunnel zum Tiefenlager länger als bei anderen Standorten. Das ist ein Nachteil», so Croket. In einem Jahr will die Nagra bekannt geben, welche der sechs zur Diskussion stehenden Standortregionen weiterhin im Rennen bleiben.