Die SVP Birr hat es geschafft, dass gleich sechs der Ständeratskandiatinnen und -kandidaten an ihrem Podium auftreten werden. Die Verantwortlichen waren selbst überrascht, dass dies geklappt hat.
Die Agenden von Politikern sind in der Regel gut gefüllt. Besonders in einem Wahljahr reiht sich Termin an Termin. Wer einen Nationalrats- oder Ständeratskandidaten zu einer Veranstaltung einladen will, muss früh anklopfen. Zusage ungewiss. Noch schwieriger wird das Unterfangen, wenn sechs Kandidaten auf einen Ständeratssitz am gleichen Abend am gleichen Podium teilnehmen sollen. Beinahe aussichtslos – könnte man meinen.
Doch das organisatorische Kunststück ist ausgerechnet einer kleinen Ortspartei gelungen: der SVP Birr. Vierköpfiger Vorstand, 65 Mitglieder, ein Newsflash pro Jahreszeit. Auf dem Flyer für das Podium vom 27. Mai in Birr können die Organisatoren gleich sechs Ständeratskandidaten präsentieren: Hansjörg Knecht (SVP), Philipp Müller (FDP), Bernhard Guhl (BDP), Ruth Humbel (CVP), Beat Flach (GLP) und Irène Kälin (Grüne).
Das sei sehr schnell gegangen, sagt Präsidentin Doris Iten. «Überraschend schnell.» Der Aktuar habe Ende Januar alle bereits bekannten Kandidaten eingeladen. Der Aktuar heisst Mario Iten, 21 Jahre alt, Sohn der Präsidentin. «Er hat ohne grosse Hemmschwelle gesagt, das machen wir, und ruck, zuck per Mail angefragt.» Mit Erfolg: Innert kürzester Zeit sagten alle zu. Eine Person stellte gar extra fürs Podium den Terminplan um.
Die Idee hinter dem Podium: Den eigenen Kandidaten, Hansjörg Knecht, bekannter machen – aber nicht nur. Ein grosses, überparteiliches Publikum wolle man ansprechen, sagt Iten. Deshalb entschied sich der Vorstand, auch die übrigen Anwärter auf einen Ständeratssitz einzuladen. «Die Besucher sollen die Möglichkeit erhalten, sich ein Bild von allen Kandidaten zu machen.»
Das Podium ist eine Premiere für die 1981 gegründete Partei. Danach sollen weitere ähnliche Veranstaltungen folgen. Denn: Die SVP-Ortspartei Birr soll keine «Wurst-und-Bier-Partei» sein, sagt Doris Iten. «Wir wollen nicht nur Grill- und Fondueabende veranstalten, sondern auch etwas bewirken.»
Wie viele Personen zur Podium-Premiere kommen werden, kann Iten nicht abschätzen. Fest steht für sie jedoch: «Die Mehrzweckhalle bietet genug Platz für alle.» Den Umgang mit Politprominenz ist die Ortspartei bereits gewohnt: Letztes Jahr etwa nahmen die SVP-Nationalräte Christoph Mörgeli und Hansjörg Knecht am traditionellen Raclette-Abend teil.
Auf dem Flyer, der möglichst viel Publikum in die Mehrzweckhalle Nidermatt locken soll, fällt eine grosse Abwesende auf: SP-Ständerätin Pascale Bruderer. Ein bewusster Entscheid, wie Doris Iten sagt. «Wir wollen all jenen eine Plattform bieten, die für den frei werdenden Sitz kandidieren.»
Dazu würde auch die EVP-Grossrätin Lilian Studer zählen. Definitiv stand ihre Kandidatur allerdings erst nach dem Drucktermin für Flyer und Inserat fest. Eine nachträgliche Einladung scheint nicht ausgeschlossen. Der Vorstand werde an der nächsten Sitzung darüber entscheiden, sagt Präsidentin Iten. Danach wird sich zeigen, ob in Studers Agenda am 27. Mai noch ein Platz frei ist.