Die neue Show des Westschweizer Rappers und Castingshow-Jurors lässt das Publikum schwitzen und die Bühne im Salzhaus beinahe einbrechen.
Wer nach einem Stress-Konzert keinen Tropfen Schweiss vergossen hat, der hat definitiv etwas falsch gemacht. Die Aufforderung «Jetzt gumpen Sie alle!» hört das Publikum etliche Male an einem Konzertabend.
So auch am Samstagabend im Brugger Salzhaus. Der Rapper aus der Westschweiz bringt mit seiner Band und vor allem mit den beiden Mitsängern und langjährigen Weggefährten M.A.M. und Karolyn das Salzhaus kräftig zum Beben. Die Bässe wummern, die Teenies kreischen und der Schweiss fliesst bereits nach wenigen Minuten. Im Publikum und auf der Bühne. Stress «gumpt», «jumpt», rennt, rappt und schreit. Das Publikum wird zum Schreien animiert. Wer ist lauter? Wer ist besser? Der Rapper lässt die Fans gegeneinander anrennen. Wer Stress kennt, weiss, dass diese Fitnessübungen immer wieder funktionieren. Warum Bewährtes aus dem Programm kippen?
Irgendwann hält die Bühne im Salzhaus das «Gumpen» nicht mehr aus und verschiebt sich. Stress nimmt es mit Humor und lässt gleich seine Fans das Stück der Bühne an den richtigen Platz zurückstossen.
Karolyn sorgt mit ihrer fantastischen R’n’B-Stimme für Höhepunkte auf der gesangstechnischen Ebene. Überhaupt hätte die quirlige Sängerin schon längst mehr Aufmerksamkeit verdient. Das scheinen nun auch sie und Stress eingesehen zu haben. Während der Stress-Show durfte sie zwei Songs aus ihrem ersten Soloalbum vorstellen, was der Qualität des Konzerts keinen Abbruch tat. Im Gegenteil.
Nicole Bernegger, «The-Voice»-Gewinnerin und zuständig für die melodiösen Parts zweier Songs auf dem neuen Album, vermisst man bei der Anwesenheit von Karolyn nicht. Diese übernimmt mit ihrer leicht rauen Stimme die Parts beim Song «Horizon» problemlos.
Für sein neues Album, das der ehrgeizige Künstler Stress kurzerhand nach sich selbst benannt hat, konnte der gebürtige Este etliche Gastmusiker gewinnen. Das hat Einfluss auf die Show. Nicht jeder Song des neuen Albums wird an diesem Abend im Salzhaus performed. Die Fans verzeihen es ihm. Denn mit Hits aus seinen früheren Alben wie «Tous les mêmes», «Mais où», «Saint Profit» oder «Rester moi-même» schafft der 37-jährige einen guten Mix. Auch darum bleiben ihm viele Fans treu. Das schlägt sich wiederum im Publikum nieder, wo 12-jährige, kreischende Teenies genauso anzutreffen sind wie 45-jährige Mamis und Papis.
Genau das macht den Erfolg des Schweizer Rappers, der kürzlich seinen neunten Swiss Music Award in der Sparte «Best Act Romandie» gewann, aus. Er ist über Generationen hinweg beliebt und wird seinem Ruf als grossartigen Live-Act immer wieder gerecht. Und er überzeugt zwischen den Songs auch als Geschichtenerzähler, was zeitweise beinahe komödiantisch rüber kommt, ohne peinlich zu sein. Wenn Stress spricht, hört das Publikum zu. Das nutzt der Lausanner gerne auch, um immer wieder seine politischen Statements zu platzieren.
Stress mag die Nähe zu den Fans, lässt diese auch mal auf die Bühne mittanzen. Die Show ist intensiv und wild; nicht mitmachen ist keine Option. Da darf der Schweiss ruhig fliessen.