Was bewegt die Region Brugg? Bei der überparteilichen Diskussion mit den Grossräten und der Grossrätin der Region sorgen die Themen Energiewende, die Schliessung des Bezirksspitals und die Südwestumfahrung für ausreichend Debattierstoff.
«Lernen Sie die Kandierenden kennen!» So luden die Brugger Bezirksparteien zu einer gemeinsamen Wahlveranstaltung beim Legionärspfad mit folgenden Grossratsmitgliedern ein: Richard Plüss (Lupfig, SVP), Dieter Egli (Windisch, SP), Franz Hollinger (Brugg, CVP), Martina Sigg (Schinznach-Dorf, FDP), Christoph Brun Gehrig (Brugg, Grüne), Sämi Richner (Auenstein, EVP) und Adrian Kerkhoven (Brugg, GLP).
Ja oder Nein?
Moderator Hans-Peter Widmer, ehemaliger Redaktor und Grossrat, baute den Abend dramaturgisch klug auf. Nach dem fesselnden Vortrag des Historikers Jürg Stüssi-Lauterburg zu «Demokratie und Wahlen in der Antike» startete das Podium mit einer «Aufwärmrunde».
Widmer stellte sieben Fragen, zu denen die Gesprächsteilnehmer nur mit grünen Ja- oder roten Nein-Karten Stellung beziehen konnten. Jeweils ein Mitglied durfte seine Haltung kurz begründen. Etwa zur Schaffung eines Sicherheitsdepartements: «Wir haben bereits Departemente, die der Sicherheit Rechnung tragen, bloss haben sie einen anderen Namen», sagte Franz Hollinger dazu.
Nicht überall einig
Ist die Energiewende, wie sie sich vorläufig abzeichnet, realistisch? Richard Plüss: «So schnell, wie das Vorhaben gedacht ist, wird es sich nicht umsetzen lassen. Wir werden kein neues AKW mehr bauen, aber in der entstehenden Energielücke müsste eine Anlage in Betrieb bleiben, solange sie die Sicherheitsstandards erfüllt.»
Sieben rote Karten schnellten in die Höhe, als es um die Idee einer unterirdischen Swissmetro ging. Für Christoph Brun stehen «Kosten, Konzept und Nutzen in keinem Verhältnis.»
Andere Frage: «War die Schliessung des Bezirksspitals Brugg nachträglich gesehen ein Verlust?» Die Antworten lauteten nein, ja und jein. Eine weitere Kiesgrube im Gebiet Birrfeld fand mehrheitliche Zustimmung. Dagegen stiess ein eventuelles Reuss-Kraftwerk zwischen Bremgarten und Windisch auf mehrheitliche Skepsis.
Engere Zusammenarbeit auf Gemeindeebene
Die sieben Podiumsmitglieder hatten sodann darzulegen, welches Anliegen der Region Brugg sie am meisten beschäftigt. Dieter Egli verwies auf Bruggs exzellente Lage. Aber: «Wir arbeiten in der Region viel zu wenig intensiv zusammen.» Für Franz Hollinger sind «Verkehr, Umwelt, Wirtschaft und Bildung» zentral, für Christoph Brun «die Hightech-Strategie des Kantons im Zentrum Brugg-Windisch». Sämi Richner wünschte sich «einen neuen Steinbruch für die Jura Cement Fabrik» – am umstrittenen Standort Bözberg. Martina Siggs Anliegen ist die Vielfalt der Region mit einer auch wirklich wahrgenommenen Zentrumsfunktion von Brugg-Windisch.
Zur Sprache kamen auch die Themen Südwestumfahrung («Wer bezahlt sie?»), Campus («Brugg muss punkto Attraktivität zulegen»), Jägerstübli-Entscheid («politisch clever, verrät eine gewisse Schlitzohrigkeit»), Kantonsstruktur («kein Kanton Nordwestschweiz»). Gab es einen roten Faden an diesem Politabend? O ja. Alle Votanten sprachen sich für eine engere Zusammenarbeit auf Gemeindeebene aus. Das Wort «Fusion» fiel nur indirekt – aber: Der Anstoss müsste von der Basis her kommen.