Brugg
Senioren sollen sich nicht zurückziehen – Seniorenrat Brugg machts möglich

Präsident Roland Leupi sagt, wie sich der Seniorenrat in den letzten zehn Jahren entwickelt hat.

Claudia Meier
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Roland Leupi ist der Präsident des Seniorenrats. Ob er das bis zu seiner Pension bleibt, ist unklar.

Roland Leupi ist der Präsident des Seniorenrats. Ob er das bis zu seiner Pension bleibt, ist unklar.

Den neuen Tür-zu-Tür-Shuttle «Kollibri» über das Smartphone buchen, am ersten Freitag im Monat den Erzählstamm im Brugger Modelleisenbahn-Club-Lokal besuchen oder in gemütlicher Gesellschaft einen Tanzabend mit Nachtessen geniessen: der Seniorenrat Brugg machts möglich.

Die Institution mit seinen 555 Mitgliedern hat sich innert zehn Jahren zu einer festen und nicht mehr wegzudenkenden Grösse im Prophetenstädtchen entwickelt. Die informative Website www.seniorenratbrugg.ch ist sogar moderner als jene der Stadt Brugg.

Auslöser, für den am Dreikönigstag 2009 gegründeten Verein, war eine Motion von SP-Einwohnerrätin Linda Baldinger zur Erarbeitung eines Altersleitbilds im Jahr 2006. Mit der Wahl von Linda Baldinger in den Seniorenrat-Vorstand an der Hauptversammlung Mitte März dieses Jahres hat sich für die Motionärin und ehemalige Leiterin des Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) Brugg der Kreis geschlossen. Zudem wurden Barbara Herzog und Peter Reimann neu in den Vorstand aufgenommen. Die bisherigen Valentin Meier, Josef Mazenauer, Edi Sulzer und Roland Leupi liessen sich wiederwählen.

Präsidiert wird der Seniorenrat vom ehemaligen Feuerwehrkommandanten und FDP-Einwohnerrat Roland Leupi. Der 58-jährige Softwareingenieur wurde vor fünf Jahren von einer Findungskommission für dieses Amt angefragt und sagte zu. Nach René Kunz und Peter Haudenschild ist Leupi der dritte Präsident in der Vereinsgeschichte.

Das soziale Netz stärken

Mitte 2018 definierte der Vorstand in einer moderierten Klausur die künftigen Schwerpunkte. Dabei kam er zum Schluss, dass er den Fokus auf Defizite von Senioren im Umgang mit Informatik legen, das soziale Netz stärken und die Organisationsarbeit auf mehr Schultern verteilen will. Leupi ist es ein Anliegen, dass alle Mitglieder möglichst einfach vom vielseitigen Angebot profitieren können.

SRB/Grafik: MIA

Die Freiwilligendienste werden über die Koordinationsstelle Alter Region Brugg vermittelt. Auch mit Pro Senectute und dem Forum 60+, der Gemeinden Habsburg, Hausen, Mülligen und Windisch, pflegt der Seniorenrat Brugg regelmässig Kontakt. Organisiert werden Anlässe, Tagesausflüge, Infoveranstaltungen, sportliche Anlässe, die Senioren-Kinoreihe sowie Treffs, Freiwilligendienste, kleine Handreichungen im Haushalt, Fahrdienst, Hilfe bei Computerproblemen, kleine Reparaturen, Übersetzungshilfe und mehr.

Ist es auch denkbar, dass der Seniorenrat Brugg und das Forum 60+ sich eines Tages zusammenschliessen werden? Leupi winkt ab und sagt: «Nein, die meisten Senioren möchten kurze Wege. Wir hören immer wieder, wie sehr die Senioren es schätzen, wenn die Angebote vor Ort stattfinden. Dennoch haben wir auch Mitglieder von ausserhalb der Stadt.»

Und was ist, wenn Brugg und Schinznach-Bad fusionieren? «Natürlich sind wir offen für Senioren aus Schinznach-Bad. Wir werden aber keine Werbekampagne betreiben. Denn in Schinznach-Bad braucht es auch künftig ein gut funktionierendes Dorfleben», hält Roland Leupi fest.

Die Stadt Brugg leistet keinen finanziellen Beitrag, stellt dem Seniorenrat aber für Vorträge Veranstaltungslokale kostenlos zur Verfügung und übernimmt mehrmals pro Jahr die Kopierkosten für den Versand an die Mitglieder.

Weiss der Präsident, der mit seinem 80-Prozent-Pensum noch mitten im Berufsleben steckt, wie es den Brugger Senioren geht? Die Frage lasse sich natürlich nicht pauschal beantworten, sagt Roland Leupi.

Er stellt fest, dass es vielen Senioren gut geht, einige finanzielle Probleme haben und dass ein Todesfall oder eine Krankheit schnell zu einer Überforderung führen kann. Deshalb ist es für Leupi sehr wichtig, dass sich die Senioren nicht zurückziehen, sondern wissen, wo sie die nötige Hilfe bekommen. Aktuell läuft in der Stadt Brugg ein Projekt, mit dem in Quartieren eine niederschwellige und generationenübergreifende Nachbarschaftshilfe aufgebaut werden soll. Hier engagiert sich Roland Leupi in der Kommunikationsgruppe.

Keine Stellungnahme

Bei politischen Fragen bezieht der Seniorenrat Brugg nur in Ausnahmefällen öffentlich Stellung, weil das erstens nicht zum Vereinszweck gehört und zweitens auch heikel sein kann. So wurde der Seniorenrat etwa im Vorfeld der jüngsten Tempo-30-Abstimmung von beiden Lagern um Unterstützung angefragt, beide Seiten argumentierten mit dem Sicherheitsaspekt.

Doch woher hätte der Seniorenrat-Vorstand wissen sollen, was die Position seiner Mitglieder ist? Also verzichtete er auf eine Stellungnahme. Grundsätzlich will sich der Seniorenrat laut Leupi aber dafür einsetzen, dass es in der Stadt genügend Sitzgelegenheiten und möglichst wenig Stolperfallen gibt.

Bleibt Leupi dem Seniorenrat als Präsident erhalten, bis er selber pensioniert ist? Auf diese Frage gibt er eine diplomatische Antwort: «Laut Statuten kann man maximal drei Mal zum Präsidenten wiedergewählt werden. Ich kann dem Seniorenrat also maximal noch vier Jahre vorstehen und bin noch nicht auf der Suche nach einer Nachfolge.»