Startseite
Aargau
Brugg
Seit über 100 Jahren wird in Bözen am Neujahrstag Theater gespielt. «Wir wissen aufgrund eines alten Zeitungsinserates, dass schon 1911 eine Aufführung stattfand», so Stefan Rüthi, der heuer zum zweiten Mal Regie führte.
Seit über 100 Jahren wird in Bözen am Neujahrstag Theater gespielt. «Wir wissen aufgrund eines alten Zeitungsinserates, dass schon 1911 eine Aufführung stattfand», so Stefan Rüthi, der heuer zum zweiten Mal Regie führte. Sehr wahrscheinlich sei die Bözer Theatergeschichte noch älter, bisher habe man aber keine schriftlichen Aufzeichnungen darüber gefunden.
In den Anfangszeiten fand das Theater jeweils im Gemeindesaal des alten Schulhauses, das Ende der 50er-Jahre abgebrochen wurde, statt. Über Jahrzehnte fiel alle paar Jahre ein Theater zugunsten eines Turnerabends aus; seit 1981 finden die Neujahrsaufführungen lückenlos statt. Einer, der in den vergangenen 40 Jahren kein einziges Stück verpasst hat, ist Zuschauer Philipp Heuberger aus Bözen: «Als Kind habe ich Lose verkauft, dann stand ich selbst als Spieler auf der Bühne und jetzt komme ich als Helfer und als Zuschauer mit meinen Kindern ans Neujahrstheater.»
Nachdem die Theaterspieler in den vergangenen Jahren auf Komödien setzten, wagten sie sich diesmal an ein etwas ernsteres Thema. «Nur kei Blueme», heisst der Dreiakter, der sich um die Ehe von George und Judith Keller (gespielt von den beiden Theaterroutiniers Peter Amsler und Alexander Berner) dreht. Eröffnet wurde die Aufführung passend zum Stück mit dem Lied «Blueme», gesungen vom Männerchor Bözen.
George ist ein Hypochonder. Obwohl seine Hausärztin Mary Heim (Vreni Liebhardt) ihn nach einem Untersuch für kerngesund erklärt, ist er sicher, dass die Schmerzen in seiner Brust eine ernste Ursache haben. Aufgrund eines telefonischen Missverständnisses glaubt er, dass er nur noch wenige Wochen zu leben hat. Er macht sich grosse Sorgen um seine Frau Judith, die seiner Meinung nach nicht in der Lage sein wird, ihre Finanzen ohne ihn zu verwalten. Ausserdem möchte er nicht, dass sie etwas mit Filou und Geschäftsmann Moritz Meise (Thorsten Lechtenberg) anfängt.
Ein Gespräch mit Freund und Nachbar Arnold (Michael Winter) bringt die Lösung. George wird für Judith einen neuen Ehemann suchen. Zum Glück ist Judiths alter Schulfreund Bert (Marc Deiss) aus Amerika zu Besuch. Ebenfalls auf der Bühne zu sehen sind die heitere Frau Acker vom Beerdigungsinstitut (Vreni Liebhardt) und Regina Schlienger, die bei ihrer Theaterpremiere gleich drei kurze Rollen (fremde Frau, Girl und Sue) zu spielen hatte. Trotz teilweise ernsten Sequenzen kamen auch die Lacher nicht zu kurz. Eine spezielle Note erhielt das Stück durch die eingeschobenen Traumsequenzen.
Das zahlreich erschienene Publikum, darunter viele langjährige und treue Theaterfans, bezeichnete die Premiere einstimmig als gelungen. «Ich finde es genial», so Conny Luna aus Elfingen. Rolf Erne aus Anglikon: «Ein Thema, das direkt aus dem Leben gegriffen ist.» Und Alex Birri aus Zeihen meinte: «Für einmal etwas anders, aber gut.»
Weitere Aufführungen: Freitag, 8. Januar, Samstag, 9. Januar, 20 Uhr, Turnhalle Bözen.