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Petra und Peter Zimmermann produzieren seit 25 Jahren eigene Weine
Grund für ein sorgenvolles Gesicht hätte er schon, wie viele andere Rebbauern im Aargau ebenfalls. Denn auch im Schenkenbergertal sind in der kalten Nacht auf den 28. April viele Jungtriebe erfroren. Aber Peter Zimmermann in Oberflachs lässt den Kopf nicht hängen. «Als positiv denkender Mensch will ich das Beste aus der Natur machen», sagt er nüchtern.
In mehr als einem Vierteljahrhundert hat er längst gelernt, dass die Natur es nicht immer schön nach den Wünschen der Weinbauern richtet. Heuer wird der frühe Frost die Erntemenge vielerorts spürbar reduzieren, vor zwei Jahren wütete die Kirschessigfliege. Und vor ein paar Jahren hat ein Hagelschlag die Trauben zerstört – zwei Tage vor der Ernte. Zimmermanns Lehre daraus: «Den Wein hat man erst in Sicherheit, wenn er im Tank lagert.»
In einem 200-jährigen Haus an der Halde 1 im Oberdorf von Oberflachs ist Peter Zimmermann aufgewachsen, auch sein Vater hatte schon Reben, aber auf dem Betrieb dominierten Milchwirtschaft und Ackerbau. Bei der Ausbildung ging es zielstrebig ans Werk: 1980 endete die dreijährige Winzerlehre, mit Praxis im Thurgau und Unterricht an der Weinbaufachschule in Wädenswil. Nach dem Betriebsleiterkurs bestand Zimmermann 1990 die Meisterprüfung. Dann setzte der neue Winzermeister sein Wissen rasch in die Tat um. Schon 1991 konnte er einen Teil der Rebfläche vom Vater übernehmen und bekam zuerst bei seinem Studienkollegen Bruno Hartmann in Remigen die Gelegenheit, eigene Weine zu keltern. Drei Jahre später übernahm Zimmermann den ganzen Hof.
Bei einem Kaffee oder anschaulich bei einem Rundgang durch den Weinbaubetrieb wird einem die stete Weiterentwicklung so richtig bewusst. Ein grosser Wunsch ging nach dem Hitzesommer 2003 in Erfüllung, mit der Einweihung des neuen Weinkellers, wo viele glänzende Stahltanks in Reih und Glied stehen. «Wir haben Platz für 45 000 Liter Wein», betont Peter Zimmermann und zeigt auch mit Stolz den 2009 eröffneten Barriquekeller, unter dem 200-jährigen Steingewölbe. Vor sechs Jahren wurde der Römerrebberg eröffnet, um gemeinsam mit den Standorten in Remigen, Villigen und Schinznach-Dorf die 2000 Jahre alte Weinkultur zu dokumentieren. Mit Investitionen ging es weiter, letztes Jahr mit einer Photovoltaikanlage, dieses Jahr wurde das mietbare Dachgeschoss um einen Ausblick erweitert. Man sieht die Rebberge am Sonnenhang, Zimmermanns Stöcke reichen bis zum Waldrand hinauf. Von den vier Hektaren befinden sich zwei Drittel in Oberflachs, der Rest bei der Ruine Schenkenberg in Thalheim.
Bei der Mengenbegrenzung zur Hebung der Qualität hat Peter Zimmermann früh eigene Richtwerte eingeführt, 700 bis 800 Gramm bei den Blauburgundertrauben, 200 Gramm mehr beim Müller Thurgau und den weissen Spezialitäten. Zu den Labeln Vinatura, AOC und Jurapark betont der Winzermeister heute, sei ihm ein möglichst naturnaher Anbau wichtig, mit wenig Pflanzenschutz.
Mit acht Traubensorten und vor allem 14 Weinen ist das Angebot heute fast zu breit, Ziel ist mittelfristig ein leichter Rückgang auf ein Dutzend. Mit 50 Prozent bilden die Blauburgunder die wichtigste Säule, die Riesling-Sylvaner heissen hier Müller Thurgau, seit die genetische Abstammung bekannt ist. Dazu kommen Garanoir, Dornfelder, Doral, Regent, Cabernet Jura und Pinot Gris. Die vielen Weine sind so spannend, dass man alle kosten möchte, vom Oberflachser Weissgold über den Doral oder im Jubiläumsjahr den Doral ambilia bis zum Schenkenberger Rivaner oder dem Strohwein. Die Kaiserperle wird aus Garanoir-Trauben gekeltert, neben dem reinen Blauburgunder enthält das Cuvée auch Dornfelder.
Übrigens hat Peter Zimmermann 2001 seine Schoggi-Frau Petra geheiratet, nicht ganz ohne Folgen. Schokolade und Wein gibt es hier seit 2007, also Jahre bevor das in der Branche zum Trend wurde. Die gelernte Konditor-Confiseurin macht hauseigene Truffes, die Kreationen werden mit Edelbränden verfeinert und «sind immer eine Sünde wert». Beim Blick in die fernere Zukunft ist noch offen, wer dereinst diesen Weinbaubetrieb weiter führen wird. Tochter Fabienne und Sohn Joel sind mit 14 und 12 Jahren noch zu jung für solche Entscheide. Aber kommt Zeit, kommt Rat.
Das 25-Jahr-Jubiläum begleitet die Zimmermanns das ganze Jahr über. Ein Festanlass mit Gästen hat schon stattgefunden, die nächsten sind jetzt an der Reihe: Die Weinprobe dieses Wochenende erfolgt neu mit Grillbuffet und mit Musik, morgen Sonntag mit der Musikgesellschaft Schinznach-Dorf. Zum Genuss-Erlebnis am ersten September-Wochenende kommt ein Überraschungsgast, der Fondueplausch ist am ersten Wochenende im Dezember. «Unsere traditionellen Anlässe wollen wir zum Jubiläum besonders gut machen», verspricht Peter Zimmermann.
Weinprobe Samstag, 7. Mai, ab 11 Uhr; Sonntag, 8. Mai, 11 bis 19 Uhr.