Am 2. Dezember findet ein vom Verein Kulturgrund in die Wege geleiteter Vortrag in der Aula in Schinznach-Dorf statt. Divisionär Stefan Christen wird über künstliche Intelligenz und Robotik in der militärischen Katastrophenhilfe sprechen. Auch beim Waffenplatz Brugg kommt moderne Technologie zum Einsatz.
Bis zu 14 kulturelle Anlässe organisiert der Verein Kulturgrund jährlich in Schinznach und der Region. Unter den vergangenen Veranstaltungen finden sich solche wie ein Figurentheater, Slam Poetry oder ein Harfenkonzert.
Ein starker Kontrast dazu ist der Vortrag, der am Freitag, 2. Dezember, um 20 Uhr in der Aula in Schinznach-Dorf stattfinden wird (mit Eintritt). Denn Stefan Christen, Divisionär bei der Schweizer Armee, wird über «Robotik und künstliche Intelligenz in der militärischen Katastrophenhilfe» sprechen. «Ich bin gespannt, wie die Thematik auf das Publikum wirkt», sagt der 54-Jährige und schmunzelt.
Bis vor kurzem war Stefan Christen Kommandant des Lehrverbandes Genie/Rettung/ABC. ABC steht für atomar, biologisch und chemisch. Seit dem 1. Oktober ist er Stellvertreter Chef Kommando Operationen und wurde zum Divisionär befördert.
Er werde die positiven Aspekte sowie die Risiken von Robotik und künstlicher Intelligenz erklären, gibt der Schinznacher einen Ausblick auf den Anlass am 2. Dezember. Natürlich gebe es auch Bestrebungen, Robotik und künstliche Intelligenz in der Landesverteidigung einzusetzen. Darüber werde er an seinem Vortrag allerdings nicht sprechen, sondern einzig über die Verwendung in der militärischen Katastrophenhilfe, betont Christen, der bereits an fünf Erdbebeneinsätzen im Ausland dabei war. Also wenn es darum gehe, Betroffenen möglichst rasch sichere Hilfe zukommen zu lassen oder die eigenen Soldaten zu schützen.
Neue Technologien in diesem Bereich werden jeweils von Armasuisse Wissenschaft und Technologie in Zusammenarbeit mit der ETH erarbeitet, und die Schweizer Armee bringt ihre Wünsche und Bedürfnisse ein. So konnten in den letzten Jahren einige bedeutende Projekte realisiert werden.
Als Beispiel nennt Stefan Christen den Roboter Anymal, der sich autonom fortbewegen und neues Gebiet erkunden kann. Dieser könnte zum Beispiel eines Tages bei der Personensuche oder der Inspektion von Infrastrukturen, in die man nicht unbedingt Soldaten hineinschicken möchte, eingesetzt werden.
Am Roboterwettbewerb Darpa Subterranean Challenge in den USA, bei dem die Maschinen unter anderem selbstständig ein Höhlensystem erkunden und kartografieren mussten, gewann die ETH damit sogar den ersten Platz.
Eine weitere Entwicklung ist der unbemannte Schreitbagger Armano, der teilweise ferngesteuert wird. Einige Aufgaben kann er allerdings auch selbstständig ausführen.
Mit dieser Maschine könnten bei einem Erdrutsch zu einem Zeitpunkt, in dem es noch zu gefährlich wäre, Menschen in das betroffene Gebiet zu schicken, erste Räumungsarbeiten vorgenommen werden. Auch für die Entfernung von Munitionsrückständen könnte er Verwendung finden, um noch ein weiteres Beispiel zu nennen.
Beim Waffenplatz Brugg kommt ebenfalls moderne Technologie zum Einsatz. So werde dort, wie auch in Wangen an der Aare, auf Führungsebene mittels Virtual Reality und Augmented Reality trainiert, erklärt Stefan Christen und fügt an:
«Es ist viel realitätsnäher, wenn die Leute die Situation ‹sehen›, in der sie Entscheidungen treffen müssen, als wenn sie einfach einen Beschrieb auf einem Blatt Papier lesen.»
Weiter seien in Brugg Versuche mit einer Simulationsanlage durchgeführt worden, in der das Errichten von Schwimmbrücken geübt wurde. Der Vorteil dabei sei, dass das Militär dadurch nicht mehr allzu häufig mit Schwimmbrücken mit laufenden Motoren aufs Wasser müsse, wodurch die Umwelt- und Lärmbelastung reduziert werde.
Es seien aber erst Versuche gewesen, betont Christen. Noch sei das Training in der Simulationsanlage nicht Standard.
Sowieso dürfte das vertraute Bild des Militärs auf der Aare bei Brugg so schnell nicht verschwinden. «Wir werden auch in Zukunft noch auf dem Wasser sein. Alles kann man nicht simulieren», sagt Christen.