Brugg
Ruhiger Typ mit grossen Emotionen: Er ist der Baumeister des Brugger Judo-Erfolgs

Coach Martin Nietlispach (29) führte die Brugger Judoka in der Nationalliga A zum erneuten Erfolg.

Ruedi Burkart
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Der 29-jährige ehemalige Weltklasse-Judoka Martin Nietlispach aus Oberrohrdorf gilt als Baumeister des anhaltenden Brugger Judo-Erfolgs.

Der 29-jährige ehemalige Weltklasse-Judoka Martin Nietlispach aus Oberrohrdorf gilt als Baumeister des anhaltenden Brugger Judo-Erfolgs.

Ruedi Burkart

Am 3. Dezember holte der Ju-Jitsu- und Judo-Club Brugg in der heimischen Mülimatthalle den 14. Titel in der Mannschaftsmeisterschaft, den zehnten in Serie (die az berichtete). Eng verknüpft mit dem anhaltenden Erfolg des Klubs ist der Name Martin Nietlispach. Der 29-jährige, ehemalige Weltklasse-Judoka aus Oberrohrdorf gilt als Baumeister des anhaltenden Brugger Judo-Erfolgs. Nietlispach führt das Team im zweiten Jahr als Coach, nachdem er zuvor als Aktiver manch grossen Kampf abgeliefert hatte. Ab und zu stellte er sich in der Mannschaftsmeisterschaft selbst auf die Matte, wenn in seiner Gewichtsklasse bis 81 kg Not am Mann herrschte. Das soll auch in Zukunft so sein: Nietlispach bleibt im kommenden Jahr Coach und quasi Teilzeit-Kämpfer beim JJJC Brugg.

Er lebt den Kampf mit

Martin Nietlispach sitzt im Konferenzzimmer seines Arbeitgebers. Er vermittelt im persönlichen Gespräch den Eindruck eines abgeklärten, besonnenen Zeitgenossen. Ohne Hektik beantwortet er mit ruhiger Stimme die Fragen des Journalisten. Kein Vergleich zum Finaltag vorletztes Wochenende. Während des Finalkampfs gegen Uster orchestrierte Nietlispach sein Team von der Coaching-Zone aus, gab lautstark Anweisungen, gestikulierte, lebte mit. Auch wenn er in der vorangegangenen Qualifikation selber gekämpft hat: Am Finaltag überliess er das Feld den Jüngeren. Ob die überraschende Niederlage Nietlispachs im abschliessenden Qualifikationskampf gegen den späteren Finalgegner Uster den Ausschlag gab? Es war immerhin Nietlispachs erste Niederlage in der Mannschaftsmeisterschaft seit 2009. Martin Nietlispach schmunzelt: «Es braucht mich nicht immer auf der Matte. Wir haben gute, junge Kämpfer. Auch in meiner Gewichtsklasse.» Mehr sagt er dazu nicht.

Der Brugger Coach gilt als einer des besten Schweizer Judoka der letzten Jahre. Dies trotz der Tatsache, dass er sich – anders als Teamkollege Ciril Grossklaus im vergangenen Sommer – nie für die Olympischen Spiele zu qualifizieren vermochte. 2012 war er nahe dran am Olympia-Ticket, doch eine schwere Schulterverletzung stoppte ihn kurz vor dem Ziel. Nietlispach zog die Konsequenzen, reduzierte sein wöchentliches Trainingspensum auf einen Viertel und studierte an der Juristischen Fakultät in Zürich. Nach Abschluss des Studiums nahm er eine Stelle als stellvertretender Geschäftsführer der Zeitung «Wohler Anzeiger» an.

Jetzt noch an die Klub-EM

Auch wenn das grosse Ziel 2016, den Titel in der Mannschaftsmeisterschaft zu verteidigen, nun also erreicht ist, wird in Brugg weiterhin hart trainiert. Denn bereits lockt ein nächster grosser Wettkampf. Am 17. Dezember startet der JJJC Brugg in Serbien erstmals an der Klub-Europameisterschaft. «Da werden wir für einmal der Aussenseiter sein», sagt Nietlispach. Die Judo-Schweiz ist im internationalen Vergleich ein kleiner Player. Nicht nur sportlich läuft es dem Brugger Erfolgstrainer nach Wunsch. Auch privat ist alles zum Besten bestellt. Im kommenden Sommer werden Martin Nietlispach und seine Verlobte Majté heiraten. Dass sich die beiden beim Judo kennen gelernt haben, erstaunt nicht. Majté gewann vor sechs Jahren an der Studenten-EM die Bronzemedaille.