Gestern stellte der Verbund aus dem Kinderheim Brugg, dem Schulheim Stift Olsberg und dem Familynetwork Zofingen den Jahresbericht 2020 vor. Besonders eine Neuerung ist für Unterstützungssuchende essenziell.
Es sei schwieriges Fahrwasser gewesen, das die Stiftung Kinderheim Brugg in den letzten Monaten zu überqueren hatte. Wie Daniel Engel, Vizepräsident des Stiftungsrats, an der Medienorientierung vom Mittwoch erklärte, beschäftigten im 2020 insbesondere zwei Ereignisse – allen voran die Pandemie.
Corona habe das Leben und Arbeiten in den drei Institutionen der Stiftung arg auf den Kopf gestellt. Geschäftsleiter Rolf von Moos ergänzte:
«Am Anfang hatten wir intern jeden Tag eine Krisensitzung. Insgesamt waren es im letzten Jahr 73.»
Für das Kinderheim Brugg – bestehend aus der Tagessonderschule, sechs Wohngruppen, einer Aussenwohngruppe und einer Notfallgruppe – galt es im Frühling 2020 in kürzester Zeit Schutzmassnahmen und Homeschooling zu installieren. «Ende Februar hatten wir den ersten Verdacht auf Corona», sagt Rolf von Moos.
Zwei Säuglinge in der Notfallgruppe brachten das Virus wohl in die Brugger Institution. So mussten Isolationen und Quarantäne organisiert werden, zwei Isolationsstationen (in Olsberg/Brugg) entstanden.
Für die Kinder und Jugendlichen habe man sich in dieser Zeit – unter den gegebenen Rahmenbedingungen – um so viel Normalität bemüht wie möglich, sagt Catherine Meier, Institutionsleiterin des Kinderheims Brugg. Doch mussten nicht nur Anlässe wie das grosse Weihnachtsfest abgesagt, sondern auch Kontakte eingeschränkt werden. Meier erklärt:
«Weil wir zeitweise keinen Elternbesuch gestatten durften, wurde das Kinderheim zur Insel.»
Die Säuglinge der Notfallgruppe mussten mit Maske betreut werden. Momentan versuche man teilweise mit Hilfe einer Glasscheibe zu arbeiten, sodass der Mundschutz für das Personal wegfalle.
Im Gegensatz zur Pandemie war das zweite grosse Ereignis im letzten Jahr ein positives: der Zusammenschluss des Familynetworks Zofingen mit dem Kinderheim Brugg und dem Stift Olsberg. Per 1. August 2020 wurde der ehemalige Verein, der mit 29 Mitarbeitenden Leistungen im Bereich Pflegekinder und Familienhilfe erbringt, in den neuen Verbund Stiftung Kinderheim Brugg integriert. Institutionsleiter Beat Bachmann ergänzt:
«Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen ist sehr gross. Wir brauchen unbedingt noch mehr Pflegefamilien.»
Im Zuge des neuen Verbunds wurde eine gemeinsame Kontaktstelle mit Standort in Zofingen geschaffen. Das vierköpfige Team übernimmt alle Anfragen von Personen und Institutionen. «Sie sind der Zugang zu den Angeboten und können von der Platzsuche bis zum Eintritt begleiten», erklärt von Moos. Bereits 176 Anfragen erhielt die Stelle seit dem Sommer.
Trotz «schwierigem Fahrwasser» kann die Stiftung Kinderheim Brugg 2020 mit einer positiven Bilanz schliessen. Aufgrund der Übernahme von Familynetwork ist der Umsatz gemäss Jahresbericht 2020 auf 17,1 Millionen Franken (2019: 14,6 Millionen) gestiegen.
Der Personalaufwand lag bei 13,4 Millionen Franken sowie die Sachkosten bei 2,9 Millionen Franken. Insgesamt wurde ein Betriebsgewinn von 355'439 Franken erzielt. Dieser wird laut von Moos in den kantonal definierten Rücklagefonds eingezahlt, der – sollte die Stiftung im Defizit liegen – zum Einsatz kommt.
Zukünftig soll das Angebot der Stiftung weiter ausgebaut werden. Das Kinderheim Brugg spüre zunehmend, dass «die Zusammenarbeit mit Schulen, schulpsychologischen Diensten und Therapeuten in vielen Fällen intensiviert werden muss», damit man den individuellen Anforderungen der Kinder und Jugendlichen gerecht werden könne.