Dutzende Fussballbegeisterte liessen sich in den Familiengärten den ersten Auftritt der Nationalmannschaft nicht entgehen.
Gianni Mascolo, der Präsident des Familiengartenvereins Birr, musste nicht lange überlegen auf die Frage, welcher Fussballmannschaft er die Daumen drückt. «Natürlich bin ich für die Schweiz.» Aber: Er sei Doppelbürger. Deshalb wünsche er sich einen Final zwischen Italien und der Schweiz.
Pasquale Manolio, der als OK-Präsident für das Public Viewing in den herausgeputzten Schrebergärten verantwortlich zeichnet, war der Fall am Sonntag genauso klar: «Heute helfe ich der Schweiz.» Mit einem Schmunzeln räumt er ein: «Zuerst kommt allerdings immer Italien, auch wenn ich mittlerweile 37 Jahre hier wohne.» Sein Kollege Stelios Dugaris zögert ebenfalls nicht mit der Antwort: «Ich bin selbstverständlich für die Schweiz.» Trotzdem litt er mit, als seine Griechen am Tag zuvor gegen Kolumbien untergingen. «Wir haben schlecht gespielt», stellt Dugaris fest und fügt mit einem breiten Lachen an: «Ich nehme es sportlich. Wichtig ist, dass ein schönes Spiel gezeigt wird.»
20 Nationalitäten treffen in den in den Familiengärten in Birr aufeinander. Mitten in der schmucken Anlage steht das weisse Festzelt. Dort werden die Spiele der Weltmeisterschaft auf Grossleinwand übertragen. Gut 60 Stühle stehen zur Verfügung. Dutzende Fussballbegeisterte liessen sich den ersten Einsatz der Schweizer nicht entgehen, sichern sich schon früh die besten Plätze.
Salvatore Mamazza stand an seinen drei Pizzaöfen. Während der Fussball-WM sei er hier der Pizzaiolo, sagt er gut gelaunt und belegt einen Teigboden mit Schinken. Es ist nicht anders zu erwarten: «Ich bin ganz auf der Seite der Schweiz», sagte auch er. Daneben schlage sein Herz aber ebenfalls für Italien. Mamazza versichert: «Etwas anderes als diese zwei Mannschaften gibt es nicht.»
Daniel Gerber, der im Schweizer Leibchen schon voll und ganz im WM-Fieber ist, schätzt das Public Viewing beim Familiengartenverein: «Ein Spiel in Gesellschaft anzuschauen, ist doch einfach schön. Die Atmosphäre ist ganz anders als in der Stube vor dem Fernseher. Man kann mitleiden, jubeln oder auch einmal über den Schiedsrichter fluchen und laut sein.»
Für ihn stand kurz vor dem Anpfiff – fest: «Ich setze voll auf die Schweiz und hoffe, dass wir gewinnen.» Weil seine Frau Italienerin sei, habe er überdies grosse Sympathien für die Azzurri.
An den Wochenenden kommen beim Familiengartenverein Spezialitäten aus verschiedenen Ländern auf den Tisch. Spielt die Schweiz, werden Ghackets mit Hörnli und Apfelmus angeboten. Stelios Dugaris, der Grieche, ist zufrieden. Die Gerichte – in den letzten Tagen stammten diese aus Kroatien, Serbien und der Türkei – kämen sehr gut an. Sowieso seien die Abende bisher friedlich verlaufen.
Verschönert ist das Festzelt mit Fahnen und Trikots. Vreni Joller ist Aktuarin beim Familiengartenverein und hat sich um einen Teil der Dekorationen gekümmert. «Viele helfen mit, bringen sich ein», hält sie fest. «Das liegt zum grossen Teil sicher auch daran, dass wir bei uns anständig miteinander umgehen.» Dieser Aussage kann Präsident Gianni Mascolo beipflichten: «Die Stimmung ist gut, es ist etwas los. Super!»
Und WM-OK-Präsident Pasquale Manolio ergänzt: «Wir können gemütlich zusammensitzen, etwas essen und trinken.» Es sei halt wie beim Fussball, fährt Manolio fort, der selber noch als Veteran und Trainer im Einsatz steht. «Es muss sein wie in einer grossen Familie. Dann funktioniert es.»