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Peter Merz, derzeit noch Gesamtschulleiter von Brugg, wird am Ende des Monats den Schulhausschlüssel abgeben. Am gestrigen Jugendfest hielt einer seiner ehemaligen Schüler die Rede.
Bei ihm laufen viele Fäden zusammen: Peter Merz ist am Koordinieren, Arrangieren und Telefonieren am Donnerstagmorgen. Vor dem Brugger Rathaus besammeln sich die Rutenzug-Teilnehmer.
Für Merz ist es das letzte Jugendfest in seiner Funktion als Gesamtschulleiter. Ende Monat tritt er in den Ruhestand. Er habe während den Vorbereitungen gar keine Zeit gefunden, darüber nachzudenken, antwortet er mit einem Schmunzeln auf die Frage nach seiner Gefühlslage. Sorgen bereitete ihm vor allem die unsichere Wetterlage – derjenige Bereich also, den er nicht beeinflussen kann.
«Der definitive Entscheid, ob der Rutenzug stattfinden kann oder nicht, muss vorgängig gefällt werden. Läuft der Anlass, kann nicht mehr abgebrochen werden. Deshalb ist bei dieser Witterung schon eine gewisse Anspannung zu spüren», gibt er zu bedenken. «Für alles Andere dagegen lassen sich Lösungen finden.» Bei der Organisation, schiebt er nach, könne er auf ein eingespieltes Team mit langjährigen Kräften zählen. «Sie leisten eine super Arbeit.»
Das Jugendfest gehört zu den wichtigsten Anlässen im Brugger Festkalender und hat auch für Merz einen hohen Stellenwert. Aufgewachsen in Niederlenz bei Lenzburg, besuchte er später die Schule in Aarau. «Ich lernte diese traditionellen Festivitäten in den Städten kennen mit den speziellen Abläufen und unterschiedlichen Philosophien.»
In Brugg gefällt ihm besonders gut, wie sich die Schülerinnen und Schüler beteiligen können. Das beginne beim Kränzen, eine Tätigkeit, die viele Schüler – und Lehrer – zum ersten Mal ausüben. «Das Produkt sieht stets hübsch aus.» Begeisterung sei ebenfalls zu spüren am Vorabend bei den Tänzen von Kindergarten und Primarschule – «etwas vom Schönsten» – sowie den Darbietungen der Oberstufe. Diese habe für die Proben einen regelrechten Schlussspurt hingelegt.
Als weitere Beispiele erwähnt der Gesamtschulleiter den Chor und die Jugendmusik – «das Konzert beim Erdbeeribrunnen war toll» – sowie die Serenade im Park Keller-Keller oder das Open Air Lauschallee. Kurz: «Das ist eine riesige Konzentration eines kulturellen Erlebnisses.» Sowohl die Kindergärtler als auch die Schüler der Abschlussklassen hätten das Jugendfest mit seiner Vielseitigkeit gern, stellt Merz fest, auch diejenigen mit einem anderen kulturellen Hintergrund. «Da spüren wir keine Widerstände.» Die Jungen, fügt er an, zeigen sich gerne chic gekleidet. «Es ist immer ein Aufsteller, wie festlich die Kinder daherkommen. Als Lehrer müssen wir uns anstrengen, damit wir mithalten können.»
Freude bereitet Merz überdies der Spiel- und Sportnachmittag mit den Aktivitäten zwischen Salzhaus und Stapferschulhaus. Das Programm sei, im Gegensatz zum durchstrukturierten, traditionellen Morgen, in den letzten Jahren stets weiterentwickelt und angepasst worden. «Erwartet wird von den Schülern, dass sie teilnehmen. Aber wir sagen ihnen nicht, was sie zu machen haben. Sie können frei wählen. Wir stellen lediglich das Angebot zur Verfügung.»
44 Jugendfeste hat Merz in Brugg miterlebt. In bester Erinnerung geblieben ist ihm dasjenige vor zwei Jahren. Wegen eines Platzregens musste die Morgenfeier, kaum hatte die Jugendfestrede begonnen, abgebrochen werden. Der Gesamtschulleiter fragte danach zwei Jugendliche, wie sie den Anlass erlebt hätten. Diese hätten ihm geantwortet, dass doch mindestens eine Strophe des Bruggerlieds hätte gesungen werden müssen. «Aber die Jugendfestrede fanden sie super», erzählt Merz mit einem ansteckenden Lachen. «Die dauerte allerdings nur etwa zwei Sätze.»
Apropos: Mit Alex Simmen hält dieses Jahr erstmals einer seiner ehemaligen Schüler die Jugendfestrede. Der frischgebackene Lehrer Merz war damals 19 Jahre alt, als er die 3. Klasse mit 34 Kindern übernahm. Das sei zwar eine Herausforderung gewesen, aber: «Ich vergesse der Schulpflege nie, dass sie mir diese Chance ermöglicht hat.»
In dieser dritten Klasse unterrichtete er ebenfalls Yvonne Feri, heute SP-Nationalrätin aus Wettingen, oder Majken Larsen, Präsidentin des Vereins Piccadilly in Brugg. Es scheine eine gute Zusammensetzung gewesen zu sein, stellt Merz rückblickend gut gelaunt fest. Er freue sich immer wieder, von ehemaligen Schülerinnen und Schülern zu hören, die erstaunliche Wege eingeschlagen haben. Eines habe er gelernt in seiner Zeit als Lehrperson: «Man darf sich bei Schülerinnen und Schülern nie ein Urteil anmassen, wie sie später einmal herauskommen können.» Häufig seien es gerade die «Alphatierchen», die keine einfache Schulzeit hätten, weil sie überall anecken.
Nach seiner ersten Anstellung an der Schule in Brugg wechselte Merz zwischendurch für zwei Jahre als Schulleiter nach Rüfenach und kam vor zwölfeinhalb Jahren zurück nach Brugg als Gesamtschulleiter. Immer wieder hat er Kontakt zu früheren Schülern. Der derzeit höchste Brugger, Einwohnerratspräsident Stefan Baumann, drückte ebenfalls bei ihm die Schulbank. «Wir können nach wie vor gut miteinander reden, auch wenn wir bei der Sanierung des Stapferschulhauses nicht die gleiche Meinung vertraten», sagt Merz mit einem Augenzwinkern. Mittlerweile kennt er viele Kinder, deren Mütter und Väter er schon unterrichtete.
Am 31. Juli wird Merz den Schulhausschlüssel abgeben. Mit dem Schulabschluss, der Planung des neuen Schuljahrs hat er – neben dem Jugendfest – einiges um die Ohren in den Tagen vor der Sommerferien. «Es kommt alles miteinander.» Welche Pläne hat er danach? «Ich sage immer, ich mache nichts», sagt er. «Aber alle wissen – genau wie ich auch –, dass ich das nicht kann.»
Nichts machen bedeute für ihn, keinen fremdbestimmten Kalender zu haben. «Das ist auch Lebensqualität.» Durch die vielen Termine, regelmässig am Abend, sowie die dadurch oft langen Tage und Wochen habe einiges hinten anstehen müssen. Am Jugendfest 2019 aber, versichert Merz, werde er sicher wieder anwesend sein – als Besucher.