Ausstellung Besa
«Normalste Sache der Welt»: Als Albaner Juden vor den Nazis vesteckten

«Besa» heisst «ein Versprechen halten» – dieser traditionelle albanische Ehrenkodex hat im Zweiten Weltkrieg vielen Juden in Albanien das Leben gerettet. Denn: Die Albaner hatten sie unter Einsatz ihres eigenen Lebens bei sich zu Hause versteckt.

Nadja Rohner
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Die Ausstellung Besa der Organisation Yad Vashem ist derzeit auf dem Campus der Fachhochschule Nordwestschweiz zu sehen.

Die Ausstellung Besa der Organisation Yad Vashem ist derzeit auf dem Campus der Fachhochschule Nordwestschweiz zu sehen.

Nadja Rohner

Damit dies nicht vergessen geht, tourt eine Ausstellung der Organisation Yad Vashem durch die Schweiz und ist derzeit auf dem Campus der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Brugg-Windisch zu sehen.

Wer nach dem Prinzip Besa lebt, hält sein Wort. Und: Man hält seine Hand schützend über die Gäste des Hauses. In jeder Situation, um jeden Preis. Und dieser war für Albaner, die Juden bei sich versteckten, hoch: Die Nazis hatten die Albaner gewarnt, dass jeder, der Juden versteckt, sofort umgebracht würde.

Die normalste Sache der Welt

Musledin Glina, Albaner mit Jahrgang 1933, trat am Montagabend als Zeitzeuge vors Publikum der Vernissage. Mit viel Charme, verschmitztem Lächeln und unverhohlenem Nationalstolz berichtete er, wie er als 10-Jähriger die Flucht der Juden erlebte. Sein Onkel, Grenzwächter an der albanisch-griechischen Grenze, hatte alle hereingelassen. «Die Juden waren eine Bereicherung für Albanien. Wir haben nicht verstanden, weshalb der Jude plötzlich umgebracht werden müsse – nur, weil er einen anderen Glauben hat.» Die jüdischen Flüchtlinge – zumeist völlig fremde Menschen – zu verstecken, sei für die Albaner «die normalste Sache der Welt» gewesen.

Es gebe vier Gründe, weshalb der Einsatz der Albaner für die Juden ganz speziell zu würdigen sei, sagte Josef Bollag, Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Baden. «Erstens: Es gab nach dem Krieg mehr Juden in Albanien als zuvor. Zweitens: Es waren zumeist Muslime, die Juden geholfen haben. Drittens: Sie haben nicht nur Einzelpersonen aufgenommen, sondern ganze Familien. Und viertens: Die meisten der in Albanien geretteten Juden waren Fremde, die zuvor nach Albanien geflohen waren.» Für diesen Einsatz hat die israelitische Kultusgemeinde dem Staat Albanien vor zwei Jahren eine Dankestafel gespendet. Sie hängt heute am Rathaus von Tirana.

Gershman schuf einen Bildband

Die Ausstellung besteht aus Porträts und Geschichten von einem guten Dutzend Albaner, die jüdische Flüchtlinge bei sich aufgenommen haben. Sie haben ihre Geschichten in den 90er-Jahren dem amerikanischen Fotografen Norman Gershman erzählt, der daraus einen Bildband geschaffen hat.

Die Installation richtet sich auch an Jugendliche und Kinder. «Wir wollen ihnen vermitteln, dass der Schutz des Lebens anderer Menschen unabdingbar ist», sagt Pia Hirt Monico vom Institut Weiterbildung und Beratung der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Die Ausstellung Besa ist bis 14. November zu sehen, Montag bis Freitag, 8 bis 17 Uhr , Campus FHNW Brugg-Windisch; Film «Besa: The Promise» im Kino Odeon am 6. November, 18 Uhr und 9. November, 11 Uhr.