Der Wirt des Restaurant Hirschen geht nach zehn Monaten. Aus fünf Bewerbern setzte sich Barbara Pelikan durch. Ab Ende August übernimmt sie das Zepter.
Im Eiltempo formierte sich 2014 eine Wohnbaugenossenschaft, um der Erbengemeinschaft die grosse Liegenschaft an der Hauptstrasse in Mandach abzukaufen, zu renovieren und das einzige Restaurant im Dorf zu retten. Dies nachdem die Pächter Peter Hostettler und Béa Binggeli den «Hirschen» Ende April 2014 schlossen und das Inventar verkauften.
Alles ging Schlag auf Schlag: Genossenschafter und Darlehen wurden gesucht, der Umbau realisiert und die Dorfbeiz bereits Anfang Oktober 2015 wieder eröffnet. Der aus Bangladesch stammende Pächter Mohammad Mizu und seine deutsche Ehefrau Regine konnten die Erwartungen der Gäste aber weder beim Essen noch im Service erfüllen, wie sich schnell zeigte. Der Betrieb lief immer schlechter und Mizu entschied, den Pachtvertrag vorzeitig auf Ende Juli zu kündigen.
In der Not ist Genossenschaftspräsident Andreas Krebs zusammen mit seiner Ehefrau Annelis als Pächter eingesprungen: «Wir machen das nur, damit die Wohnbaugenossenschaft die notwendigen Mietzinseinnahmen generieren kann und damit das Gasthaus offen bleibt.» Das 53-jährige Pächterpaar hat zwar mit der Gastronomie nichts am Hut, aber innert weniger Wochen aus 120 Bewerbungen ein neunköpfiges Team zusammengestellt, sodass der «Hirschen» am 31. August wiedereröffnet werden kann.
Neue Betriebsleiterin ist Barbara Pelikan. Sie war einige Jahre im Restaurant Hasel in Remigen im Service tätig und hat Anfang Jahr das Wirtepatent erworben. «Aus fünf Bewerbern mit Wirtepatent haben wir sie ausgewählt», sagt Andreas Krebs.
Bei den Gesprächen mit den Kandidaten für Service und Küche wurde die Betriebsleiterin beigezogen. Sie entschied, wer angestellt wird. Krebs betont: «Wir haben bei der Auswahl speziell darauf geachtet, dass die Leute vom Fach sind und es vom Alter her im Team eine gute Durchmischung gibt.» Alle Mitarbeiter haben einen unbefristeten Arbeitsvertrag.
Warum hat sich die Wohnbaugenossenschaft bei der Pächterwahl vor einem Jahr eigentlich nicht für die beiden Interessentinnen aus Mandach entschieden? «Sie wären sicher eine gute Wahl gewesen», so Krebs. Sie zogen allerdings ihre Bewerbung zurück, weil ihnen die Zeit für den Entscheid zu knapp war und sie das erforderliche Startkapital nicht hatten. Von den ursprünglich sieben Interessenten blieb am Schluss nur noch Mohammad Mizu übrig. Wegen unpassenden Konzepten, fehlenden Finanzen, einer Verletzung, einer langen Betreibungsliste und Rückzug kamen die anderen nicht infrage.
Und wie geht es jetzt weiter? Andreas Krebs hält fest: «Unser Ziel ist es nicht mehr, möglichst schnell einen neuen Pächter zu finden, sondern das Gasthaus mit dem neuen Team erfolgreich zu betreiben.» Sollte sich eines Tages ein Interessent melden, der bereit ist, den «Hirschen» inklusive Personal zu übernehmen, wäre das Ehepaar Krebs auf jeden Fall gesprächsbereit.
Rückblickend räumt Krebs ein, dass er heute beim Thema Umbaukosten genauer hinschauen und prüfen würde, was realisiert werden kann. «Damals war unser Tempo zu hoch. Deshalb sind wir so dringend auf die Mietzinseinnahmen angewiesen.» Mit der Pacht geht das Ehepaar Krebs ein grosses Risiko ein.
In der Küche oder im Service wird es aber nie selbst im Einsatz stehen. «Das überlassen wir gerne den Profis und die haben wir ja jetzt gefunden», fährt Andreas Krebs fort. «Wir können es kaum erwarten, endlich wieder mit Freude als ganz normale Gäste ins Gasthaus in Mandach gehen zu können.»