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Baumstümpfe, Dämme und viele Informationen: Über 50 Personen haben in Schinznach-Dorf an einer Exkursion zum grössten Biberbau im Kanton teilgenommen.
Meinrad Bärtschi, der Leiter der Biber-Exkursion, steht am Aareufer in Schinznach. Nacheinander hält er 13 beschriftete Holzbrettchen hoch. Auf dem ersten steht Biber und auf den zwölf anderen sind die Bedingungen aufgeführt, welche die Nager in ihrem Lebensraum brauchen, wie etwa Weichholz oder benachbarte Biberfamilien.
Die Kinder bauen nun zusammen mit der Unterstützung einiger Erwachsener einen Biberbau aus den Brettchen. «Das alles braucht es, damit sich der Biber ansiedelt und sich wohlfühlt. Fehlt eine der Bedingungen, fällt alles zusammen, wie wenn man aus unserem Biberbau nur ein Holzstück wegzieht», erklärt Bärtschi. Aber der Bau hält und Bärtschi stellt einen ausgestopften Biber darunter, um zu zeigen, wie wohl sich die Tiere hier fühlen.
Die Exkursion «Warum der Biber Bäume fällt», zu der die Vereine «Birdlife» Aargau und «Natur und Landschaft Schenkenbergertal» eingeladen haben, startet nicht an der Aare, sondern im Gartencenter Zulauf in Schinznach-Dorf. Dort begrüsst Silvia Urech, die Präsidentin des Vereins «Natur und Landschaft Schenkenbergertal», die über 50 Personen, die teilnehmen wollen an diesem Sonntagmorgen. Anschliessend macht sich die Gruppe auf zum Längibach, wo der grösste Biberbau im Kanton steht.
Der Bach fliesst gleich neben der Autobahn Richtung Aare, aber das scheint die Nager nicht zu stören: Am Bachufer stehen in regelmässigen Abständen die Stümpfe von abgenagten Bäumen und die interessierte Gruppe findet immer wieder auch frische Spuren der Biber. «Sie sind reine Vegetarier. Im Sommer ernähren sich die Tiere von über 300 verschiedenen Pflanzenarten», sagt Bärtschi. Dazu gehören neben vielen Wild- auch Nutzpflanzen.
«Im Winter finden die etwa einen Meter grossen Tiere viel weniger Nahrung. Darum fällen sie dann Bäume, um an die Knospen und Rinden heranzukommen», sagt der Exkursionsleiter, als die Gruppe neben einem der vielen Biberdämme im Bach Halt macht. Die Tiere, die mit ihren Händen ähnlich geschickt seien wie wir Menschen, produzieren keinen Abfall, erklärt Bärtschi: «Das Holz, das sie gefällt haben, nutzen sie, um Vorräte, Dämme und Bauten anzulegen.»
Die Tiere, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Schweiz ausgestorben waren und seit den 50er-Jahren wieder angesiedelt werden, sind manchmal auch die Ursachen von Konflikten, wenn sie etwa Kulturbäume fällen oder wenn durch ihre Dämme Überschwemmungen drohen. «Es geht nicht, dass die Bedürfnisse des Menschen immer vor denjenigen der Natur stehen. Die Biber sorgen gratis für einen vielseitigen Lebensraum. Man muss einen Ausgleich suchen», sagt Bärtschi.