Brugg
Nach dem Burnout: Queen of Rock ist wieder da

Chi Coltrane ist aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und feiert auf Europatournee ein fulminantes Comeback. Dabei machte sie auch Halt im Brugger Salzhaus.

Ursula Burgherr
Drucken
Chi Coltrane röhrt ins Mik.

Chi Coltrane röhrt ins Mik.

ubu

Die charismatische Sängerin landete einst einen Welthit nach dem anderen. Dann war plötzlich Funkstille. Für einen Grossteil des Publikums im brechend vollen Salzhaus verbanden sich mit Chi Coltrane und ihrer Musik Erinnerungen an die eigenen Jugendjahre.

Der Superstar der 70-er- und 80-er Jahre besetzte mit Songs wie «Go like Elijah», «Whoever Told You» und vor allem «Thunder And Lightning» Spitzenplätze in den Charts. Die Amerikanerin füllte sämtliche grossen Konzerthallen –- dann verschwand sie in der Versenkung. Nach jahrelangem Rückzug aus der Öffentlichkeit scheint sie nun wiederauferstanden zu sein, wie Phoenix aus der Asche.

Fauchen wie eine Raubkatze

Warum Chi Coltrane dem Prädikat «Queen of Rock» immer noch alle Ehre macht, bewies sie in Brugg mit einem zweistündigen Live-Konzert, in dem sämtliche ihrer damaligen Hits zu Gehör kamen. Noch immer vermag die singende Pianistin mit ihrer explosiven Mischung aus Rock, Blues und R&B die Menschenmenge in den Bann zu ziehen. Die Stimme der mittlerweile 63-Jährigen hat nichts an Kraft verloren.

Sie kann fauchen wie eine Raubkatze und dann wieder glasklar, zärtlich, fast fragil klingen. Chi Coltrane ist aber auch eine hervorragende Pianistin. «Sie traktiert den Flügel mit so viel Power wie ein Rockmusiker seine Gitarre», meinte Konzertbesucher Michael von der Heide beeindruckt. Und Mundartpopsängerin Sina: «Mein allererstes Lied, das ich im Tonstudio aufnahm, stammte aus der Feder von Chi Coltrane. Für mich bedeutet diese Show eine Reise in die Vergangenheit. Und ich war sofort wieder gepackt.»

Unter Adrenalinmanko gelitten

Dass sie 15 Jahre lang in einer Art Dornröschenschlaf gelegen hätte, wie die Songwriterin und Musikerin während ihres Auftrittes erwähnte, war kein Witz. Nach einem Burnout litt Coltrane unter einem massiven Adrenalinmanko, das eine Art Schlafkrankheit verursachte. Es seien Jahre vergangen, bis sie einen Arzt gefunden hatte, der ihr helfen konnte. «Ich hatte keinerlei Energie mehr», schildert die attraktive Künstlerin ihren Zustand von damals in beachtlich gutem Deutsch (sie lebte längere Zeit in Zürich).

Man merkt, wie glücklich und dankbar sie ist, dass es ihr wieder gut geht. Jetzt arbeitet Chi Coltrane umso energischer an ihrem Comeback. In Wien trat sie vor 100 000 Zuschauern auf, wenig später lancierte sie ein Best-Of-Album und steuerte dazu den neuen Titel «Yesterday, Today & Forever» bei. Obwohl sie in den Hollywood-Hills lebt, will sie zuerst in Europa durchstarten. Die Schweizer Fans danken es ihr ganz offensichtlich. «Hallelujah» röhrte sie im Salzhaus ins Mikrofon und sämtliche Zuschauerinnen und Zuschauer waren sich einig: Diese Frau gehört definitiv auf die Bühne!