Brugg
Mit Uno und Memory lernen sie spielerisch Deutsch

Der Verein Netzwerk Asyl betreibt seit Mitte August den Treffpunkt «Contact» für Asylsuchende. Die meisten wollen vor allem eines: Deutsch lernen.

Janine Müller
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Der Verein Netzwerk Asyl in Brugg betreibt seit Mitte August den Treffpunkt «Contact» für Asylsuchende.
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Die Asylsuchenden folgen dem Unterricht aufmerksam.
Wir sind verpflichtet, zu helfen, findet Deutschlehrerin Marjan Rossow
Trine (links), eine freiwillige Mitarbeiterin, und eine Eritreerin betreuen gemeinsam die Küche
Trotz Sprachbarrieren verstehen sich die freiwilligen Mitarbeiter und die Besucher des Contact gut
Memory spielen und dabei auch Deutsch lernen
Nachhilfe in Deutsch ist sehr gefragt
Spielerisch Deutsch lernen mit Memory
Memory spielen und dabei Deutsch lernen
Mit Memory lernen die Asylbewerber und Flüchtlinge spielerisch Deutsch
Memory macht Spass und ist gleichzeitig eine Lernhilfe
Marjan Rossow hat schon viel Erfahrung mit dem Unterrichten von Analphabeten
Marjan Rossow (ganz hinten) unterrichtet seit Jahren Analphabeten
Interessiert hören die Schüler den Lehrerinnen zu
Geduldig spricht die junge Schweizerin die Namen der Gegenstände auf den Memory-Plättchen aus, die Männer sprechen ihr nach
In diesem Raum wird Deutsch gebüffelt
Für Verpflegung ist im Contact ebenfalls gesorgt
Drei Eritreer lernen beim Memory Spielen Deutsch
Die Motivation der Teilnehmer ist gross, Deutsch zu lernen
Die Früchte sind Zvieri und Anschauungsunterricht gleichzeitig
Bettina Badenhors, Pfarrerin der Reformierten Kirche Brugg, schaute an diesem Nachmittag erstmals vorbei und half gleich beim Deutsch Lernen
Die Asylbewerber sind daran interessiert, Deutsch zu lernen

Der Verein Netzwerk Asyl in Brugg betreibt seit Mitte August den Treffpunkt «Contact» für Asylsuchende.

Janine Müller

Der junge Mann beugt sich konzentriert über ein Buch. «Kuh», sagt er langsam. Unsicherheit schwingt in seiner Stimme mit. Fragend schaut er sein Gegenüber an. Die Frau nickt. «Gut», bestätigt sie den eritreischen Jugendlichen. «Und der Artikel?», fragt sie. «Die Kuh?», kommt die zögernde Antwort.

An einem anderen Tisch spielt eine junge Schweizerin mit drei Eritreern Memory. «Feuer-wehr-auto», betont sie klar und deutlich. Die Männer sprechen es ihr nach. Einer macht sich fleissig Notizen in sein Schulheft. Was besonders auffällt: Die Stimmung ist friedlich; fröhlich und ungezwungen. Man ist freundlich zueinander, sagt «Grüezi» und «Hallo».

Seit dem 17. August bietet der Verein Netzwerk Asyl im Brugger Jugendhaus Piccadilly den Treffpunkt «Contact» an. Hier sollen die Asylbewerber auf Einheimische treffen, Deutsch lernen, zusammensitzen, Probleme besprechen.

80 Prozent der Teilnehmer sind Eritreer. Ein paar Afghanen, Syrer, Tibeter oder Sri Lanker gesellen sich dazu. Sie kommen aus den Unterkünften aus der Umgebung. Die meisten sind junge Männer zwischen 18 und 25 Jahren. Manchmal kommen auch Frauen mit ihren Kindern.

Elisabeth Brönnimann, Mitglied der Aufbaugruppe, zeigt sich überwältigt vom Ansturm: «Das hat mich schon einigermassen überrascht. Seit Beginn kommen an jedem Montagnachmittag 40 bis 50 Personen.»

Und diese wollen vor allem eines: Deutsch lernen. So gibt es jeweils zweimal vier Klassen mit unterschiedlichen Niveaus; eine Sequenz von zwei Uhr nachmittags bis halb vier und eine von halb vier bis fünf Uhr.

Viele freiwillige Helfer gefunden

Gut, dass sich auch viele Freiwillige gemeldet haben – über 20 Einheimische helfen mit. «Wir sind verpflichtet, zu helfen», findet Marjan Rossow. Sie unterrichtet die Analphabeten. Eine grosse Herausforderung. Sie arbeitet vor allem mit Bildern.

«Wichtig ist, dass sie Dinge lernen, die sie hier im Alltag brauchen», erklärt Marjan Rossow. «Beispielsweise, wie man den Busfahrplan oder die Uhr liest.» Das Lernen erfolgt in den meisten Fällen spielerisch; mit Memory oder Uno.

«Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es Erwachsene sind», mahnt Marjan Rossow. «Sie lernen nicht so schnell wie Kinder.» Und auch auf die Vergangenheit müsse man Rücksicht nehmen. «Manchmal reicht ein Wort, um einen Schüler aus dem Konzept zu bringen. Dann kommen plötzlich Erinnerungen hoch, dann sind sie plötzlich nicht mehr konzentriert.»

Vor oder nach dem Unterricht besteht die Möglichkeit, sich im Café zu unterhalten, Kaffee zu trinken oder weiter zu lernen. Auch der Raum mit dem Töggelikasten ist beliebt. Da gesellt sich Elisabeth Brönnimann zwischendurch gerne dazu und spielt eine Runde mit. «Für mich ist das ‹Contact› eine schöne Abwechslung zu meinem Berufsalltag», sagt die Bruggerin. Sie arbeitet als Pflegefachfrau in der Palliative Care.

Den Erfolg des «Contact» führt sie auf folgendes zurück: «Das ‹Contact› ist eine Begegnungsstätte und eine Möglichkeit für die Menschen, sich ausserhalb der Asylunterkunft untereinander und mit Einheimischen auszutauschen.» Es sei die Mischung, die es ausmacht. «Die Menschen können zusammen sitzen und plaudern. Und sie können Deutsch lernen.»

Weitere Angebote geplant

Weil das «Contact» so gut angelaufen ist, plant Elisabeth Brönnimann bereits einen Ausbau des Angebots. «Wir denken da beispielsweise an eine Jogginggruppe für die Jüngeren. Oder an gemeinsame Freizeitaktivitäten am Samstag», sagt sie. Die Ressourcen an freiwilligen Mitarbeitern ist da, und auch die Nachfrage nach weiteren Angeboten ist vorhanden.