Windisch
Krise an der Schule Windisch: Schulleiter hat gekündigt

Der Haussegen der Schule Windisch hängt schief: Der Gesamtschulleiter Philipp Grolimund hat vor den Festtagen seine Kündigung bekannt gegeben. Probleme gibt es auch in der Schulpflege intern.

Janine Müller
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An der Schule Windisch kriselt es zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt: Die Gemeinde befindet sich mitten in der Millionen Franken teuren Schulraumplanung, der Neubau des Primarschulhauses Dohlenzelg ist bereits aufgegleist. Nun hat Schulleiter Philipp Grolimund seine Kündigung vor den Festtagen bekannt gegeben. Er geht per 31. Juli 2019 offenbar von sich aus.

Philipp Grolimund Er verlässt die Schule Windisch per Ende Schuljahr.

Philipp Grolimund Er verlässt die Schule Windisch per Ende Schuljahr.

Chris Iseli

«Diese Kündigung ist ein grosser Verlust für die Schule Windisch», sagt Judith Zürcher (SP), Schulpflegepräsidentin und pensionierte Schulleiterin. Grolimund habe sich in den letzten zwei Jahren gut eingelebt und arbeite mit dem Schulleitungsteam sowie der Schulpflegepräsidentin sehr gut zusammen.

Differenzen betreffend Kompetenzen

Grund für die Kündigung: «Es bestehen Differenzen betreffend den Kompetenzen und der Aufgabenteilung zwischen strategischer und operativer Leitung», sagt Schulpflegepräsidentin Judith Zürcher (SP) auf Nachfrage der AZ. Heisst: Differenzen zwischen ihm als Schulleiter und der Schulpflege. «Das wurde Philipp Grolimund einfach zu viel», sagt Zürcher.

Stellvertretend für die angesprochenen Differenzen steht ein Personalentscheid, der kürzlich gefällt wurde. Für die Primarschule Dohlenzelg wird eine neue Schulleitung gesucht. Pensum: 45 Prozent. Eine Bewerberin (Name der Redaktion bekannt) wurde von der Schulpflege aber nicht gewählt, obwohl diese von Schulleiter Grolimund und Schulpflegepräsidentin Zürcher vorgeschlagen sowie vom ganzen Schulleitungsteam unterstützt wurde.

Alles andere als harmonisch

Über die Hintergründe zur Nichtwahl darf Zürcher aufgrund des Amtsgeheimnisses nichts sagen. Inzwischen konnte gemäss Zürcher eine andere Person zur Wahl vorgeschlagen werden. Die Anstellung könne in nächster Zeit erfolgen, so die Schulpflegepräsidentin. Alles andere als harmonisch ist es auch in der Schulpflege intern.

Offenbar sind auch in diesem Gremium die Aufgabenteilung und die Kompetenzen nicht klar, obwohl es seitens des Departements Bildung, Kultur und Sport (BKS) des Kantons Aargau entsprechende Richtlinien geben würde. «In Schulpflegen sitzen häufig Laien. Und diesen ist oft nicht klar, was in einer Schule wirklich wichtig ist, damit diese funktionieren kann», sagt Judith Zürcher. Um die internen Probleme anzugehen, hat sie die Schulaufsichtsbehörde kontaktiert. Anfang 2019 werde man sich die Aufgabenteilung genau anschauen, so Zürcher.

Drei Neue in der Schulpflege

Die Windischer Schulpflege ist in dieser Zusammensetzung seit knapp einem Jahr tätig. Bei den Gesamterneuerungswahlen im Herbst 2017 wurde Judith Zürcher neu ins Gremium gewählt und zur Präsidentin ernannt. Im Amt bestätigt wurden die beiden Bisherigen Mirjam Oertli (FDP) und Zeynep Karavus (CVP). Nebst Zürcher neu in die Schulpflege gewählt wurden Suad Maliqi (parteilos, von SP portiert) und Amir Nuredini (FDP).

Philipp Grolimund, der auch Co-Präsident des Verbandes Aargauer Schulleiter ist, war seit August 2016 an der Schule Windisch tätig. Der 58-Jährige war zuvor 30 Jahre lang an der Schule Muhen angestellt. Damals freute er sich auf die Herausforderung bezüglich Schulraumplanung in Windisch, wie er der AZ sagte.

Ebenfalls in dieser Zeitung kritisierte er bereits zu einem früheren Zeitpunkt das dreistufige Führungsmodell an der Volksschule. «Die Schulpflege ist nicht mehr zeitgemäss», sagte er im Juli 2017. Die Zusammenarbeit zwischen Schulpflege und Schulleitung erweise sich oft als schwierig.

Schulleiterverband nimmt Stellung

Philipp Grolimund ist neben seiner Rolle als Gesamtschulleiter an der Schule Windisch auch Co-Präsident des kantonalen Schulleiterverbands. Dieses Amt teilt er sich zusammen mit Beat Petermann. Dieser nimmt Stellung zum komplexen Aargauer System mit den Schulpflegen, welches immer wieder zu Problemen führt. «Es gibt drei Führungsebenen. Solch komplexe Systeme neigen dazu, Störung zu schaffen. Dies ist vor allem dann problematisch, wenn die Funktionsabgrenzungen nicht klar sind oder nicht klar eingehalten werden», sagt Petermann. Das System besteht aus drei Ebenen: Die Schulpflege und der Gemeinderat werden beide vom Volk gewählt, dazu kommt der Schulleiter, welcher der Schulpflege unterstellt ist.

Ginge es nach der Aargauer Regierung, bräuchte es die Schulpflege gar nicht mehr. Diesen Sommer wurde eine entsprechende Vorlage präsentiert. Dies sei nicht die richtige Lösung, findet Franco Corsiglia: Die Probleme lägen bei der Kommunikation und den gesetzlichen Grundlagen. «Die Probleme bestehen zum Beispiel beim Anstellen von Lehrpersonen, oder bei Laufbahnentscheiden der Schülerinnen und Schülern. Das sind mitunter Friktionsstellen, welche gesetzlich verankert sind. Dies führt unter anderem dazu, dass die Schulleitungen Entscheidungen treffen und Kompetenzen ausüben sollten, aber gleichzeitig die Schulpflege am Schluss den Entscheid treffen muss.

Der Abgang des Windischer Schulleiters wirft einmal mehr die Frage auf, ob das Aargauer Schulsystem zu komplex ist. Darüber soll das Volk entscheiden. Eine Abstimmung über die Abschaffung der Schulpflege ist für den Mai 2020 geplant.