Brugg
Jetzt kommt Projekt «Oase»: Durchgangsverkehr soll weg von Zentren

Unter dem Titel «Oase» sucht der Kanton Lösungen, um die Verkehrsprobleme in den Zentren Brugg und Baden in den Griff zu bekommen. Welche Überlegungen angestellt werden, hat Regierungsrat Stephan Attiger im Salzhaus dargelegt.

Michael Hunziker
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Hoch ist das Verkehrsaufkommen auf der Neumarkt-Kreuzung in Brugg, immer wieder kommt es zu Wartezeiten.

Hoch ist das Verkehrsaufkommen auf der Neumarkt-Kreuzung in Brugg, immer wieder kommt es zu Wartezeiten.

Michael Hunziker

Zwar ist der Baldeggtunnel vom Tisch. Am Ziel aber will der Kanton nichts ändern: Die Zentren Brugg und Baden sollen vom Verkehr entlastet, das untere Aaretal besser an die Autobahn angebunden werden. Unter dem Titel «Ostaargauische Strassenentwicklung», kurz «Oase», werden jetzt Lösungen gesucht.

Auch wenn es sich erst um Ideen und Teilkonzepte handelt, liess es sich Regierungsrat Stephan Attiger am Mittwochabend nicht nehmen, im Salzhaus in Brugg die Ansätze aufzuzeigen. Er sprach von einem Werkstattbericht, einer Auslegeordnung. Er liess keinen Zweifel daran aufkommen, dass er rasch zu ersten Resultaten kommen will, trotz noch weitem Weg.

Zum überparteilichen – und gut besuchten – Anlass eingeladen hatten CVP, FDP, Grüne, Grünliberale, SP und SVP. Auf dem Podium Red und Antwort standen unter der Leitung von Journalist Hans-Peter Widmer aus Hausen: Martin Brügger, SP, Grossrat und Einwohnerrat, Brugg; Markus Lang, Grünliberale, Einwohnerrat, Brugg; Titus Meier, FDP, Grossrat und Einwohnerrat, Brugg; Richard Plüss, SVP, Grossrat und Gemeindeammann, Lupfig.

Südwestumfahrung brauchts

In die Überlegungen rund um die Ostaargauische Strassenentwicklung einbezogen werden neben Brugg und Baden auch das Aaretal, das Rheintal sowie das Surbtal, führte Attiger aus. Mitberücksichtigt würden die diversen, bereits bewilligten Strassenbauprojekte. Brugg sei atypisch, fuhr der Regierungsrat fort. Denn im Gegensatz zu Baden sei der Durchgangsverkehr gross. Um die Erreichbarkeit zu verbessern, müsse dieser aus dem Zentrum gebracht werden.

Bestandteil aller Konzepte ist laut Attiger die genehmigte Südwestumfahrung, die 2019 in Betrieb gehen soll. «Sie braucht es als Entlastung.» Ebenfalls nicht zur Diskussion stehe das Verkehrsmanagement, das voraussichtlich ab 2016 bis 2019 realisiert wird. Offen sei indes, so Attiger weiter, ob eine Entlastung Richtung Norden oder Osten erfolge, eine Kombination verschiedener Projekte oder ob gar eine Tunnellösung das Rennen mache. Infrage gestellt sei derzeit eine Nordumfahrung Windisch.

Mit Sicherheit ausgebaut werden sollen dagegen die Angebote für den öffentlichen Verkehr sowie für den Langsamverkehr, wie etwa schnelle Veloverbindungen. «Es fliessen verschiedene Gedankengänge ein», stellte der Regierungsrat fest, denn: «Wir wollen ein abgerundetes, abgestimmtes Projekt, ein Massnahmenpaket für sämtliche Verkehrsträger.» In einem nächsten Schritt wird ein Grobkonzept erarbeitet. Dieses soll schon Mitte März dieses Jahres vorgestellt werden.

Strassen führen zu Verkehr

In der Podiumsdiskussion ging Moderator Hans-Peter Widmer nicht nur der Frage nach, wie die Absichten der Verkehrsplaner aus regionaler Sicht wahrgenommen und bewertet werden, sondern auch, welche Auswirkungen die Verkehrszunahme hat, ob zwingend mehr Strassen erforderlich sind oder ob die Siedlungsentwicklung in die richtige Richtung geht. Die Mobilitätsbedürfnisse seien zu einer grossen Herausforderung geworden – und damit zu einem Politikum, so Widmer.

Für Martin Brügger steht fest: «Neue Strassen sind selten das beste Rezept.» Es könne nicht das Ziel sein, den Individualverkehr zu fördern – «wo es Strassen hat, gibt es Verkehr» – und es gelte, die Vernunft walten zu lassen und umsichtig mit der Ressource Landschaft umzugehen. Markus Lang wies darauf hin, dass es statistisch belegt sei, dass mehr Strassen auch zu mehr Verkehr führen. Nach seinem Dafürhalten müssten die Bereiche Wohnen, Arbeiten und Freizeit näher zusammengelegt werden, damit es durch das Bevölkerungswachstum nicht zwingend zu Mehrverkehr komme.

Zu ganz alltäglichen Problemen

Titus Meier erinnerte daran, dass es der Mensch sei, der den Verkehr produziere – und am Schluss auch darunter leide. Trotzdem: Die Bedürfnisse hätten sich verändert, viele seien heute im Berufs- wie im Privatleben auf ein Auto angewiesen. Dieser Aussage stimmte Richard Plüss zu. Die Situation sei mittlerweile teilweise aber unerträglich geworden, es brauche deshalb neuartige Lösungsansätze. Für das Birrfeld, ein Entwicklungsschwerpunkt, sei das Projekt Oase sehr wichtig, gefragt sei eine Koordination zwischen allen Verkehrsanbietern.

Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass schon vieles unternommen wurde. Von Bedeutung sei es, dass die Zentren mit ihren Angeboten wie auch der Wohnraum attraktiv bleiben. Notwendig sei eine gesamtheitliche Betrachtung, der Ausbau des öffentlichen Verkehrs müsse ein Thema sein, ebenfalls, dass die Anschlüsse gewährleistet werden. Nicht zuletzt, betonten die Podiumsteilnehmer, habe der Kanton die Öffentlichkeit laufend über seine Absichten ins Bild zu setzen.

Die Fragen und Anregungen aus dem Publikum reichten von den Kosten und dem Nutzen bis zum Pendlerabzug in der Steuererklärung, von der Bushaltestelle bis zur Fussgängerunterführung am Bahnhof – oder wie es Moderator Widmer zusammenfasste: Von der Gesamtübersicht ging es in die Region zu den ganz alltäglichen Problemen.