Grandag
In Windisch wurde geboten, bis die Garage leer war

Nachdem die Grandag AG Konkurs anmeldete, wurde erfolgreich das Inventar versteigert. Alle Autos kamen unter den Hammer. Den grössten Erlös brachte ein Hot Rod mit 34000 Franken ein.

Louis Probst
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Grandag Star der Show Ford Hot Rod Louis Probst
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Grandag Zum ersten, zum zweiten . . . Louis Probst
Grandag Hot Rod und Fan Louis Probst
Konkursamtliche Liquidation des Inventars der Grandag AG in Windisch
Grandag Ob dieser Schlüssel wohl passt Louis Probst
Grandag Schnäppchen Louis Probst
Grandag An der Kasse kommt niemand vorbei Louis Probst
Grandag der Mann mit dem Schnellader Louis Probst
Grandag Auch der Inhalt der Chefbar findet eien Käufer Louis Probst
Grandag Das Tor öffnet sich Louis Probst
Grandag Der Platz füllt sich Louis Probst

Grandag Star der Show Ford Hot Rod Louis Probst

Aargauer Zeitung

«Den würde ich nicht kaufen – es gibt bessere», meint der stämmige Mann im Obergewand zu seinem Begleiter. Tatsächlich hat der zwanzig Jahre alte Lieferwagen knapp eine Viertelmillion Kilometer hinter sich. 3400 Franken soll er bringen.

Ein junger Mann, der aus der Zentralschweiz angereist ist, sagt: «Ich bin das erste Mal bei so etwas dabei. Ich interessiere mich für die Büroeinrichtung.» Ein Bekannter entgegnet auf die Frage, ob er denn ein Auto «posten» wolle, lachend: «Nein. Ich bin einfach so da. Ich brauche gar nichts.»

Eine halbe Stunde vor Beginn der konkursamtlichen Liquidation des Inventars der Grandag AG wird es eng vor dem grossen Tor zur Werkstatt. Interessenten – unter ihnen viele Autohändler und Garagisten – sind aus der halben Schweiz angereist. Punkt 14 Uhr besteigt Liquidator Jakob Aeschlimann – erkenntlich an der roten Kappe – sein improvisiertes Podest und verkündet die Modalitäten.

«Wir beginnen mit den Fahrzeugen», erklärt er. Dann geht es Schlag auf Schlag. «Bei diesem Range Rover haben wir das Problem, dass er stromlos war und daher blockiert ist», sagt Aeschlimann. Statt der geforderten 1500 Franken werden 1000 geboten. Wenig für das zwar 20 Jahre alte, aber auf den ersten Blick gut erhaltene Nobelauto. Schliesslich geht der Wagen für 1600 Franken weg. Ein Schnäppchen? Wer weiss. Der Käufer jedenfalls scheint vom Fach zu sein.

Star und Albtraum

Während sich um einen Anhänger ein Bietergefecht entwickelt, bleibt der Lieferwagen, der 3400 Franken bringen sollte, vorerst unverkäuflich. Die gebotenen 1500 Franken sind dem Auktionator zu wenig. Der Zuschlag bei 900 Franken für einen etwas ramponierten Transporter löst Gelächter aus. Mitleid? Schadenfreude?

Als letztes Auto kommt ein Hot Rod unter den Hammer. Das Fahrzeug mit der Karosse eines Ford A aus dem Jahre 1930 hat einen potenten V8-Motor unter der Haube. Zudem dürfte man ihm noch etwas «auf die Beine» geholfen haben. Teile des US-Tuninganbieters Edelbrock deuten jedenfalls darauf hin. 17 000 Franken soll der Hot Rod bringen.

«Nur dass es klar ist», sagt Jakob Aeschlimann. «Bis auf die Zolldokumente gibt es für dieses Fahrzeug keine Papiere. Es gibt auch keine Werkgarantie. Und es dürfte schwierig sein, das Auto einzulösen.» Trotzdem. Der Hot Rod, sozusagen der Star der Show und der Albtraum der gestrengen Strassenverkehrsämter, stösst auf Interesse. Nach hartem Kampf geht er für 34 000 Franken an einen Sammler aus dem Fricktal.

Dann öffnet sich das grosse Tor und die Besucher strömen in die Werkstatt und die Büros. Besonders begehrt sind offensichtlich die Werkzeugboys. Ein älterer Herr hat sich ein Batterie-Schnellladegerät geschnappt und zieht es wie einen Einkaufswagen durchs Gewühl.

Nicht nur Werkzeug ist gefragt. Auch die Weine aus der Bar im Chefbüro, mit denen wohl die grossen Abschlüsse begossen werden sollten, finden einen Interessenten. Und der junge Mann aus der Zentralschweiz steht mit dem Schraubenzieher in der Hand vor dem Herzstück der EDV-Anlage.

Draussen blickt ein älterer Herr auf einen gelben Smart. «Ich habe das Auto für meinen Enkel gekauft», sagt er. «Er braucht dringend ein Auto. Meine Frau wird zwar schimpfen.» Dann meint er nachdenklich: «Es ist schon tragisch, wenn man so etwas wie diese Liquidation erlebt. Mir tun die Leute leid, die hier gearbeitet haben».

Später erklärt Aeschlimann: «Ich bin sehr zufrieden. Über Zahlen will ich mich nicht äussern. Die Autos sind alle weg. Die Räume sind praktisch leer. Auch die Waschanlage ist verkauft. Sie wird am Ort bleiben und weiter betrieben. Am 4. Oktober findet noch ein Nachverkauf statt.»