Diese Woche gastiert der «Edelweiss»-Zeppelin im Eigenamt. Obwohl der Zeppelin grösser ist als ein Airbus A380, können in der kleinen Kabine nur 12 Personen mitfliegen. Die az war bei einem Rundflug dabei.
Zum Sommerabschluss kommt beim Flugplatz Birrfeld diese Woche nochmals richtig Ferienstimmung auf: Auf einer grossen Wiese sind rote und gelbe Liegestühle und Sonnenschirme aufgestellt. In den drei weissen Partyzelten daneben findet das Check-in und das Briefing für die «Edelweiss»-Zeppelinflüge statt.
In der Administrationsecke steht auf einem kleinen Plakat, dass sämtliche Rundflüge ausgebucht sind. Besucher ohne Ticket-Reservation seien manchmal schon enttäuscht, räumen die Organisatoren ein.
Für 30 Minuten spezielles Flugvergnügen zahlen die Passagiere 149 Franken. Da haben die Medienschaffenden am Dienstag schon mehr Glück: Sie dürfen mit dem Riesen über den Aargau schweben.
Obwohl der Zeppelin mit 75 Metern Länge sogar grösser als ein Airbus A380 ist, können in der kleinen Kabine nur 12 Passagiere mitfliegen.
Damit das imposante Luftschiff nach der Landung die Balance auf den kleinen Rädern nicht verliert, erfolgt der Ein-und Ausstieg zügig nach speziellen Regeln: Sobald zwei Passagiere eingestiegen sind, können zwei aussteigen usw. bis die ganze Gruppe ausgewechselt ist. Kaum haben sich die Gäste auf dem bequemen Sitz angeschnallt, gleitet der Zeppelin mit den surrenden Propellern davon.
Flug bei offenen Fenstern
Sobald die Flughöhe von 300 Metern erreicht ist, gibt es in der Kabine kein Halten mehr: Die Passagiere dürfen sich frei bewegen und mit den Piloten sprechen. Rundum ist die Sicht frei auf die Region Brugg mit dem Amphitheater von Windisch. Bei den beiden Notausgangstüren lässt sich das Fenster öffnen.
Gemächlich, mit 60 bis 70 Kilometern pro Stunde, geht die Reise weiter übers Wasserschloss, die Stadt Baden und zurück über Othmarsingen, Lenzburg, Schinznach-Bad ins Birrfeld.
Der deutsche Flugkapitän Lars Pentzek fliegt seit 14 Jahren Zeppelin und ist noch immer begeistert: «Das ist schon etwas Einzigartiges. Denn auf der ganzen Welt gibt es weniger Zeppelin-Piloten als Astronauten.» Seine Ausbildung absolvierte er beim Zeppelin-Hersteller in Friedrichshafen.
Mit dieser Luftschiff-Aktion feiert die Fluggesellschaft Edelweiss seit Mai ihren 20. Geburtstag in der Deutschschweiz. Kapitän Lars Pentzek hatte für das «Edelweiss»-Jubiläum 28 mögliche Standorte zu prüfen. «Die Schweiz ist sehr klein und hügelig. Da blieben am Schluss nur noch sechs Standorte übrig», erklärt Pentzek die Auswahl.
So war der Gigant mit der roten Nase schon in Mönchaltorf (ZH), Basel/Münchenstein, Interlaken, Sitterdorf (TG) und letzte Woche in Grenchen (SO) unterwegs.
Der Zeppelin ist mit unbrennbarem Helium gefüllt. Da über die Hülle ständig Helium entweicht, musste auf dem Birrfeld eine temporäre Helium-Tankstelle eingerichtet werden.
Für längere Rundflüge wurde in der Kabine sogar eine Toilette eingebaut. «Das war das schönste WC der Welt», schwärmt Medienchef Andreas Meier von der Edelweiss Air AG und lacht. Für die Flüge im Birrfeld wurde es aber ausgebaut und an dieser Stelle ein zusätzlicher Passagiersitz eingebaut.
Geburtstagsfest am Wochenende
Noch bis zum Sonntag finden pro Tag etwa 12 Rundflüge statt. Je nach Flugbetrieb und Wetter können Kurzentschlossene eventuell doch noch ein Ticket erstehen. Zum Abschluss der Jubiläumstour steigt am Wochenende ein Geburtstagsfest auf dem Flugplatz Birrfeld.
Nach gut 30 Minuten Flug gleitet der Zeppelin an Lupfig vorbei Richtung Birrfeld – manchmal rüttelt es ein bisschen wie in einem Zug. Das Flugerlebnis lässt sich nicht mit demjenigen in einem Flugzeug vergleichen. Dank der geringen Flughöhe und dem gemächlichen Tempo sind viele Details am Boden von blossem Auge erkennbar.
Schwerelos lässt sich so eine bekannte Gegend von einer unbekannten Perspektive neu entdecken. Rund um den Flugplatz sind einige Schaulustige auszumachen, die das Luftschiff fotografieren. Nach dem Aussteigen in Zweiergruppen fühlt man sich so leicht, wie wenn man über Watte laufen würde.