Nach 20 Jahren Berufstätigkeit in Brugg hat sich Milada Keller noch zu einem weiteren Karriereschritt entschlossen. Heute führt sie ein Augenzentrum und bietet verschiedene Operationen an – die az hat einen Einblick in den Betrieb erhalten.
Vor meinem Auge taucht ein orange-farbener Ballon auf einer Strasse auf. Zuerst ist er unscharf, dann plötzlich sehe ich alle Konturen. «Fixieren Sie bitte mit dem Auge diesen Ballon», sagt die Praxisassistentin. Dieses kurze Prozedere wird bei beiden Augen angewendet. So bestimmen die Augenärzte die Sehschärfe.
Beim zweiten Untersuchungsgerät wird mein Augendruck gemessen. Wieder starre ich durch die Linse, plötzlich trifft ein kurzer Luftstoss auf mein Auge. Ich erschrecke kurz, Milada Keller (61), die Geschäftsinhaberin des Augenzentrums Brugg, beruhigt mich. Das sei normal. Normal ist dann – zum Glück – auch mein Augendruck. Dann rattert es kurz, eine Art Kassenzettel rutscht aus dem Gerät. Daniela Geldreich, die zweite praktizierende Ärztin im Augenzentrum, prüft mein Ergebnis. «Sie sind leicht kurzsichtig», meint sie dann. Handlungsbedarf besteht aber offenbar noch nicht. Hätte ich eine ernsthafte Augenerkrankung, so wäre ich im Augenzentrum Brugg im achten Stock des Neumarkt 1 über der Migros gut aufgehoben.
Vor gut zwei Jahren hat Milada Keller den Entschluss gefasst, ihre bisherigen Praxisräumlichkeiten aufzugeben und ein Zentrum zu eröffnen, in dem sie die Patienten untersuchen und am selben Ort operieren kann. «Das gibt dem Patienten Sicherheit. Zudem ist es viel einfacher für ihn», ist sie überzeugt.
Milada Keller war bereits 20 Jahre als Augenärztin in Brugg tätig, unter anderem im Medizinischen Zentrum, als sie sich zu diesem weiteren Karriereschritt entschloss. «Ich war motiviert, wollte mehr Möglichkeiten haben und hatte das Gefühl, dass ich mit meinem Angebot, mit meinen Fähigkeiten, den Bedürfnissen der Patienten besser entsprechen kann», sagt sie selbstbewusst am weissen Tisch im grosszügigen Pausenraum in der Praxis.
Essenziell war für sie, dass das Augenzentrum gut erreichbar ist. Schnell wurde ihr klar, dass sich der Neumarkt dafür besonders gut eignet. Der öffentliche Verkehr ist in unmittelbarer Nähe, ein Parkhaus gibt es auch. Zudem liegt die Praxis auf einer Fläche im achten Stock und ist mit dem Lift erreichbar. Beste Voraussetzungen für Menschen im Rollstuhl oder für ältere Patienten, die auf den Rollator angewiesen sind.
Die Praxis ist mit den modernsten Geräten ausgerüstet. Milada Keller führt mich in einen Raum, in dem sie die Patienten auf die altersbedingte Makula-Degeneration untersuchen kann. Das ist eine Erkrankung der Netzhaut im Augenhintergrund. Sie führt dazu, dass wir weniger scharf sehen. Oft tritt die Krankheit erst im Alter ab 50 Jahren auf. Sie ist aber immer häufiger, weil die Menschen immer älter werden. Zwei Formen der Makula-Degeneration sind heute bekannt: die trockene und die feuchte Form. Die feuchte Form kann mittlerweile mit medikamentösen Injektionen behandelt werden. So kann das Fortschreiten der Krankheit gestoppt werden. Für die trockene Form gibt es bis heute keine Heilungsmöglichkeiten.
Wieder setze ich mich auf einen Stuhl, schaue durch eine Linse und lasse mein Auge untersuchen. Ein helles Licht blendet mich, der Strahl scannt schrittweise meine Netzhaut von hinten nach vorne ab. Optische Kohärenztomografie nennt man den Vorgang. Eine Art MRI fürs Auge, einfach ohne Strahlung. Aus Neugierde setze ich mich danach auf den Stuhl der Ärztin und darf durch das Mikroskop schauen. Die Regenbogenhaut schillert, ich sehe die Konturen der Linse, die «meine» Patientin – in diesem Fall Daniela Geldreich (38) – trägt. Besonders geschickt bin ich wohl nicht, denn nach dem Untersuch muss die Ärztin herzlich lachen, weil sie schon lange nicht mehr so geblendet wurde.
Die Behandlung von Makula-Degeneration ist eines der Steckenpferde des Augenzentrums Brugg. Ein weiteres ist die Operation des grauen und grünen Stars.
Jeweils am Mittwoch ist Operationstag. In einem separaten Wartezimmer wird der Patient empfangen und anschliessend auf die Operation vorbereitet. Da Milada Keller mit Tropfen direkt das Auge betäubt, ist eine Spritze nicht notwendig. «Das bedeutet für viele ältere Patienten, dass sie beispielsweise ihre Medikamente wie Blutverdünner für die Operation nicht absetzen müssen», nennt die Augenärztin einen Vorteil.
Die Operation des grauen Stars dauert nur knapp 15 Minuten. Inklusive Vorbereitung und Nachbehandlung nach der Operation ist ein Aufenthalt von rund zwei Stunden nötig. Bereits nach zwei, drei Tagen kann der Patient wieder seinen gewohnten Tätigkeiten nachgehen.
Milada Keller möchte die Auslastung des Operationssaals forcieren. Hier wären auch andere kleinere Operationen aus anderen Fachgebieten – zum Beispiel Handchirurgie oder Dermatologie – möglich. Zudem ist das Augenzentrum eine Weiterbildungsstätte für Augenheilkunde und -chirurgie. Auch das Einsetzen von Korrektur-Linsen bei Fehlsichtigkeit gehört zu den Angeboten des Augenzentrums Brugg.
Weil Milada Keller mit ihrem Zentrum rasch gut ausgebucht war, holte sie eine weitere Ärztin an Bord. Daniela Geldreich, seit zehn Jahren Augenärztin, ist seit Mai im Augenzentrum tätig. Die Folge: Die Kapazität ist um einen Schlag um 100 Prozent gestiegen. Auch darum ist es der Praxis möglich, Notfälle immer aufzunehmen oder auch Abendsprechstunden anzubieten. Selbst über Mittag sind Untersuchungen möglich. «Dass wir keine Notfälle abweisen, kommt bei unseren Patienten besonders gut an», sagt Daniela Geldreich. Und meistens dauert die notfallmässige Behandlung nicht länger als fünf bis zehn Minuten. «In sechs von zehn Notfällen haben wir es mit Bindehautentzündungen zu tun», erläutert Daniela Geldreich. Dazu kommen Fremdkörper im Auge oder das sogenannte Blitzen. Dieses müsse dann jeweils umgehend untersucht werden, da in diesem Fall die Gefahr einer Netzhautablösung bestehe.
Ich selber habe das Glück, dass ich weder eine Operation über mich ergehen lassen muss, noch unter einer anderen Augenkrankheit leide. Weitere Untersuchungen sind bei mir an diesem Tag also nicht nötig.